Projekt

Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf stehen nach vier Jahren des Gemeinsamen Lernens in der Grundschule vor dem Übergang auf eine Allgemeine Schule oder eine Förderschule. Dabei führen Lehrkräfte Gespräche mit den Eltern, um ihnen Informationen über den weiteren Bildungsweg ihres Kindes zu liefern. 

In unserem Projekt „Schulformempfehlungen nach dem Gemeinsamen Lernen (SeGeL)“ untersuchen wir die pädagogische Diagnostik am Grundschulübergang bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) in den Bereichen Emotional-Soziale Entwicklung (ESE) und Lernen (LE) anhand von zwei Teilstudien.

In diesen eng miteinander verknüpften Teilstudien untersuchen wir ausgewählte Qualitätsmerkmale des diagnostischen Prozesses und des Ergebnisses (d. h. die (informelle) Empfehlung der Lehrkraft). Aufseiten des diagnostischen Prozesses beschäftigen wir uns mit der Informationserfassung. Hier gehen wir der Frage nach, wie Lehrkräfte an die Informationen im Rahmen des diagnostischen Prozesses vor dem Übergang gelangen. Aufseiten des Ergebnisses betrachten wir dessen Fairness. Dafür gehen wir der Frage nach, welche Informationen in den diagnostischen Prozess einfließen.

Konnte unser Projekt Ihr Interesse wecken? Dann klicken Sie auf "Dokumentenanalysen & Interviews", um Näheres über Teilstudie 1 zu erfahren und auf "Online-Befragung", um Informationen über Teilstudie 2 zu erhalten.

Teilstudie 1

  • Dokumentenanalysen & Interviews

    Im Rahmen der Forschungsthematik zum Schulübergang von Kindern mit SPF untersuchen wir in der ersten Teilstudie die Ausgestaltung des diagnostischen Prozesses anhand theoretisch fundierter Qualitätskriterien. Zudem dient die Teilstudie der Identifikation förderlicher bzw. herausfordernder Rahmenbedingungen im diagnostischen Prozess.

    Die Qualität von Diagnostik wird oftmals rein ergebnisorientiert bewertet, indem als Maßstab die Akkuratheit des Urteils dient. Diese lässt sich im Fall der Diagnostik am Übergang aber nicht sinnvoll überprüfen, da pädagogische Entscheidungen wie die genannte Diagnostik auf Basis komplexer Merkmale und ihrer Wechselbeziehungen zu treffen sind (van Ophuysen, 2006). Das Vier-Komponenten-Modell der Diagnosequalität (siehe Abbildung) erweitert den Blick auf die Qualität von Diagnostik und legt den Fokus auf Prozessmerkmale:

    Zur Bewertung der Diagnosequalität betrachten wir daher in Teilstudie 1 die Informationserfassung als eine Prozesskomponente. Mithilfe von Schulen (zur Sichtung) bereitgestellten übergangsrelevanten Dokumenten (z. B. Konzepte/Programme, Dokumentations-/Beobachtungsbögen, Gutachten, Förderpläne) sowie (qualitativen) Interviews verschiedener am Übergang Beteiligter untersuchen wir z. B. folgende Fragestellungen: Welche Methoden werden für die Informationssammlung zur Diagnostik am Übergang eingesetzt? Welche Professionen sind an der Informationssammlung beteiligt? Wie werden die Informationen dokumentiert? Im  Fokus  steht  darüber  hinaus  die  Identifikation  förderlicher  bzw.  herausfordernder Rahmenbedingungen und mehr oder weniger konstruktive Möglichkeiten des Umgangs mit diesen. Des Weiteren werden kindbezogene, familiäre und schulstrukturelle Informationen identifiziert, die aus Sicht der Lehrkräfte empfehlungsrelevant sind.      Literatur Behrmann, L. & van Ophuysen, S. (2017). Das Vier-Komponenten-Modell der Diagnosequalität. In A. Südkamp & A.-K. Praetorius (Hrsg.), Diagnostische Kompetenz von Lehrkräften. Theoretische und methodische Weiterentwicklungen (S. 38–41). Münster: Waxmann.
    Vier-Komponenten-Modell der Diagnosequalität (in Anl. an Behrmann & van Ophuysen, 2017; Lintorf, Behrmann & van Ophuysen, 2016)
    © Lars Behrmann & Stefanie van Ophuysen

    Zur Bewertung der Diagnosequalität betrachten wir daher in Teilstudie 1 die Informationserfassung als eine Prozesskomponente.

    Mithilfe von Schulen (zur Sichtung) bereitgestellten übergangsrelevanten Dokumenten (z. B. Konzepte/Programme, Dokumentations-/Beobachtungsbögen, Gutachten, Förderpläne) sowie (qualitativen) Interviews verschiedener am Übergang Beteiligter untersuchen wir z. B. folgende Fragestellungen: Welche Methoden werden für die Informationssammlung zur Diagnostik am Übergang eingesetzt? Welche Professionen sind an der Informationssammlung beteiligt? Wie werden die Informationen dokumentiert? Im  Fokus  steht  darüber  hinaus  die  Identifikation  förderlicher  bzw.  herausfordernder Rahmenbedingungen und mehr oder weniger konstruktive Möglichkeiten des Umgangs mit diesen. Des Weiteren werden kindbezogene, familiäre und schulstrukturelle Informationen identifiziert, die aus Sicht der Lehrkräfte relevant für den Übergangsprozess sind.

     

    Literatur

    Behrmann, L. & van Ophuysen, S. (2017). Das Vier-Komponenten-Modell der Diagnosequalität. In A. Südkamp & A.-K. Praetorius (Hrsg.), Diagnostische Kompetenz von Lehrkräften. Theoretische und methodische Weiterentwicklungen (S. 38–41). Münster: Waxmann.

FAQ-Bereich für Teilstudie 1

  • 1) Wie wird die Teilnahme an der Studie organisiert?

    Wir werden Studie 1 im Schuljahr 2024/25 an 8 Grundschulen des Gemeinsamen Lernens in Nordrhein-Westfalen durchführen. In den ausgewählten Schulen sammeln wir übergangsrelevante Dokumente (z. B. Konzepte/Programme, Dokumentations-/Beobachtungsbögen, Gutachten, Förderpläne) und führen Interviews. Relevante Gesprächspartner*innen sind für uns Schulleitungen, Regellehrkräfte sowie sonderpädagogische Lehrkräfte. Unter den Lehrkräften gilt unser Interesse denen, die im Schuljahr 2024/25 Kinder mit SPF (LE und/oder ESE) in der 4. Klasse unterrichten. Darüber hinaus erfassen wir über Interviews mit Inklusionskoordinator*innen in/an Schulämtern die regional spezifischen Übergangsregelungen als Rahmenbedingungen.

    Wir planen die Erhebung versetzt in zwei Wellen: Für das Sammeln der Dokumente und die Durchführung der Interviews werden wir vier Schulen im ersten Halbjahr des Schuljahres 24/25 mehrfach besuchen und vier weitere Schulen mehrfach im zweiten Halbjahr des gleichen Schuljahres. Ein Interview dauert ca. 45 bis 60 Minuten. Genaue Termine vereinbaren wir in Absprache mit Ihnen, sodass diese sich für Sie gut einrichten lassen.

    Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig. Sie haben als Einzelperson bzw. als Schule das Recht, die Teilnahme abzulehnen oder vorzeitig zu beenden. Es entstehen in beiden Fällen keinerlei Nachteile für Sie.

    © Vanessa Rempel
  • 2) Warum lohnt sich die Teilnahme für mich?

    Sie helfen uns mit Ihrer Teilnahme an den Interviews, einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des Übergangsprozesses für Kinder mit SPF zu leisten. Darüber hinaus kann die Teilnahme an unserem Projekt Sie dazu anregen, sich (vertiefend) mit der Relevanz der Diagnostik am Übergang für die persönliche sowie berufliche Zukunft von Kindern mit SPF auseinanderzusetzen. Im Rahmen der Studie erhalten Sie zudem die Möglichkeit, persönliche Diagnosekompetenzen und Kriterien für die eigene Diagnostik am Übergang zu reflektieren.

    Alle Teilnehmenden können des Weiteren nach Abschluss der Teilstudie auf der Projekthomepage einen Ergebnisbericht einsehen. Dieser kann zusätzliche Orientierung für die persönliche sowie schulinterne Weiterentwicklung diagnostischer Prozesse am Übergang bieten.

  • 3) Welche Informationen werden erhoben?

    In Studie 1 erheben wir Informationen über…

    • schulübergreifende Kontextbedingungen und Praxis (z. B. Inklusionskonzepte) sowie kommunale Zuteilungsprozesse
    • schulische Rahmenbedingungen (z. B. personelle Ausstattung), schulweite Praxis und Vorgaben/Empfehlungen zur Ausgestaltung der Diagnostik im Übergang (z. B. Strategien der Kooperation von Regellehrkräften und sonderpädagogischen Lehrkräften)
    • individuelle Ausgestaltung der Diagnostik am Übergang für ausgewählte Kinder mit SPF (z. B. Entscheidungskriterien, Methoden der Informationserfassung)
  • 4) Wie werden die Datenschutzrichtlinien eingehalten?

    Alle personenbezogenen Daten aus der Studie werden vollständig anonymisiert und können nicht zurückverfolgt werden.

    Eine genaue Dokumentation unserer Vorgehensweisen zur Wahrung des Datenschutzes finden Sie in der Rubrik „Dokumente“.

  • 5) Wo können die Ergebnisse der Studie eingesehen werden?

    Die Ergebnisse der Studie fließen in Publikationen und Tagungsbeiträge ein. Darüber hinaus wird für alle Teilnehmer*innen auf dieser Homepage ein Ergebnisbericht veröffentlicht.

  • 6) An wen wende ich mich, wenn ich weitere Fragen habe?

    Unter „Personen“ finden Sie die Kontaktdaten aller Projektmitarbeiter*innen sowie eine allgemeine E-Mail-Adresse des Projekts. Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen und Anmerkungen.

Teilstudie 2

  • Online-Befragung

    Die Frage nach der Fairness eines pädagogisch-diagnostischen Urteils ist im Kontext des Übergangsprozesses eng gekoppelt mit der Frage nach sozialen Bildungsdisparitäten (Boudon, 1974). Ungleichheit wird in der Regel als gerecht bewertet, wenn sie mit dem gesellschaftlich anerkannten meritokratischen Prinzip vereinbar ist (van Ophuysen et al., 2015): Im Kontext des Übergangsprozesses wird z. B. ein Zusammenhang zwischen der Diagnostik am Übergang und der sozialen Herkunft akzeptiert, sofern dieser darauf zurückzuführen ist, dass sozial schlecht gestellte Kinder auch leistungsschwach sind (primärer Herkunftseffekt). Als ungerecht wird es jedoch empfunden, wenn die Diagnostik am Übergang unabhängig von der Leistung einen Zusammenhang mit der sozialen Lage aufweist (sekundärer Herkunftseffekt).

    Teilstudie 2 des Projekts legt daher den Fokus auf den Zusammenhang zwischen verschiedenen Informationen auf den Ebenen Kind, Lehrkraft sowie Schule und der Diagnostik am Übergang. Erhoben werden diese Informationen über eine schriftliche Online-Befragung von Lehrkräften und Schulleitungen. Die Befragung wird auf Grundlage der ersten Teilstudie konzipiert und erfolgt somit im Anschluss an diese. 

    Anhand der zweiten Teilstudie sollen z. B. folgende Fragen untersucht werden: Wie bedeutsam sind neben den schulerfolgsrelevanten Merkmalen  des  Kindes  Aspekte  seines  familiären/sozialen Umfeldes sowie schulstrukturelle Rahmenbedingungen, die zu sozialen/regionalen Disparitäten beitragen? Welche Rolle spielen darüber hinaus individuelle Einstellungen/Überzeugungen der Lehrkräfte? Weiterhin liefert Studie 2 eine Verallgemeinerung von Erkenntnissen  aus  Studie  1  über  die  Rahmenbedingungen  und  die  Ausgestaltung  des  diagnostischen Prozesses.

     

    Literatur

    Boudon, R. (1974). Education, opportunity, and social inequality. Changing prospects in Western society. New York, NY: Wiley.

    van Ophuysen, S., Riek, K. & Dietz, S.‑L. (2015). Soziale Gerechtigkeit am Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule – die Perspektive der Lehrkräfte. In V. Manitius, B. Hermstein, N. Berkemeyer & W. Bos (Hrsg.), Zur Gerechtigkeit von Schule. Theorien, Konzepte, Analysen (S. 332–351). Münster: Waxmann.

FAQ-Bereich für Teilstudie 2

  • 1) Wie wird die Teilnahme an der Befragung organisiert?

    Im Zuge der Akquise wird eine große Zufallsstichprobe von Grundschulen in NRW (ca. 1.300 Schulen) per E-Mail kontaktiert und um Teilnahme gebeten. Die Umfrage wird mit dem Online-Tool „SoSci Survey“ per TAN-Verfahren durchgeführt. Unsere Online-Befragung richtet sich an die Schulleitungen sowie Lehrkräfte der angefragten Schulen, die aktuell (SJ 2025/26) oder im letzten Schuljahr (2024/25) Kinder mit SPF (LE und/oder ESE) in der 4. Jahrgangsstufe als Klassenlehrkraft unterrichten bzw. unterrichtet haben oder sonderpädagogisch begleiten bzw. begleitet haben.

    Die Online-Befragung dauert ca. 45 Minuten und findet im ersten Halbjahr des Schuljahres 2025/26 statt. Innerhalb dieses Zeitraumes können Sie frei entscheiden, wann Sie an der Befragung teilnehmen.

    Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig. Sie haben das Recht, die Teilnahme abzulehnen oder vorzeitig zu beenden. Es entstehen für Sie in beiden Fällen keinerlei Nachteile.

    © Vanessa Rempel
  • 2) Warum lohnt sich die Teilnahme für mich?

    Sie helfen uns mit Ihrer Teilnahme an der Online-Befragung, einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des Übergangsprozesses für Kinder mit SPF zu leisten. Außerdem kann die Teilnahme an unserem Projekt Sie dazu anregen, sich (vertiefend) mit der Relevanz der Diagnostik am Übergang für die persönliche sowie berufliche Zukunft von Kindern mit SPF auseinanderzusetzen.
    Im Rahmen der Studien erhalten Sie des Weiteren die Möglichkeit, persönliche Diagnosekompetenzen und Kriterien für die eigene Diagnostik am Übergang zu reflektieren. Ein praxisorientierter Ergebnisbericht, den wir im Anschluss an die Studie den teilnehmenden Schulen zur Verfügung stellen, kann zusätzliche Orientierung für die persönliche sowie schulinterne Weiterentwicklung diagnostischer Prozesse am Übergang bieten.

    Darüber hinaus verlosen wir unter den Schulen, als Dank für die Beteiligung an der Befragung, 3 x 250€. Zusätzlich verlosen wir unter den teilnehmenden Lehrkräften 20 Büchergutscheine im Wert von jeweils 25€.

  • 3) Welche Informationen werden erhoben?

    Im Rahmen der quantitativen Studie erfassen wir auf den folgenden Ebenen Informationen:

    • Ebene „Kind“: u. a. Informationen über die Übergangsentscheidung (Regelschule, Förderschule, Schulform), FSP (ESE, LE), Eigenschaften und Fähigkeiten (z. B. Fachleistung, Noten in den Hauptfächern)
    • Ebene „Lehrkraft“: u. a. Erfahrung mit Inklusion; Überzeugungen/Einstellung zu Inklusion, diagnostisches Handeln (z. B. Dokumentation), Einschätzung der Qualität multiprofessioneller Kooperation
    • Ebene „Klasse“: Anzahl der Kinder mit SPF, Art und Umfang der Unterstützung durch sonderpädagogisches Personal
    • Ebene „Schule“: u. a. Rahmenbedingungen (z. B. VERA Standorttyp, SPF-Quote), Verfügbarkeit/Erreichbarkeit von Förderschulen, Implementationsgrad des diagnostischen Handelns in der Schule
  • 4) Wie werden die Datenschutzrichtlinien eingehalten?

    Alle personenbezogenen Daten aus der Studie werden vollständig anonymisiert und können nicht zurückverfolgt werden.

    Eine genaue Dokumentation unserer Vorgehensweisen zur Wahrung des Datenschutzes finden Sie in der Rubrik „Dokumente“.

  • 5) Wo können die Ergebnisse der Studie eingesehen werden?

    Die Ergebnisse der Studie fließen in Publikationen und Tagungsbeiträge ein. Darüber hinaus wird für alle Teilnehmer*innen auf dieser Homepage ein Ergebnisbericht veröffentlicht.

  • 6) An wen wende ich mich, wenn ich weitere Fragen habe?

    Unter „Personen“ finden Sie die Kontaktdaten aller Projektmitarbeiter*innen sowie eine allgemeine E-Mail-Adresse des Projekts. Kontaktieren Sie uns gerne für Fragen und Anmerkungen.