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Neue Working Papers zu "Normenkonkurrenz" und "Fraktalität"

© KHK EViR

In der Reihe der EViR Working Papers sind zwei neue Bände erschienen. Sie bilden die Erträge zweier von Ulrike Ludwig veranstalteter „Konzeptforen“ aus dem letzten Jahr ab. Zu diesen Veranstaltungen lädt das Kolleg Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen ein, um aktuelle methodische und theoretische Anregungen für historisch-rechtshistorisches Arbeiten zu diskutieren. Die Diskussionsbeiträge und Kommentare lassen sich nun nachlesen.

Working Paper Nr. 9 widmet sich dem im November 2023 abgehaltenen Konzeptforum „Normenkonkurrenz und kulturelle Ambiguität“. Normenkonkurrenz – die Koexistenz unterschiedlicher, mitunter widersprüchlicher Handlungserwartungen – dürfte in praktisch allen menschlichen Gesellschaften zu finden sein. Hillard von Thiessen hat die europäische Frühe Neuzeit als Zeitalter der Ambiguität beschrieben, in der eine besonders ausgeprägte Form von Normenkonkurrenz einen kasuistischen Umgang mit Normen, mithin Ambiguitätstoleranz generiert habe. Die produktive Spannung zwischen Normenkonkurrenz als historischer Konstante bzw. kulturell ubiquitärem Phänomen einerseits und als Epochenmerkmal der europäischen Geschichte andererseits laden zu einem interdisziplinären und transepochalen Dialog ein. Das Paper umfasst neben einem einleitenden Essay und einem Abschlusskommentar von Hillard von Thiessen sieben Beiträge, die sich aus der Perspektive von Geschichte, Anthropologie und Rechtsgeschichte mit dem Konzept auseinandersetzen.

Working Paper Nr. 10 Band präsentiert die Ergebnisse des im Oktober 2023 veranstalteten Konzeptforums „Fraktalität“. Mit diesem Begriff beschreiben Falk Bretschneider und Christophe Duhamelle das Alte Reich der Frühen Neuzeit und bringen seine räumlichen Strukturen in einen direkten Zusammenhang mit seiner politischen und sozialen Ordnung. Die von der Mathematik inspirierte Metapher erlaubt es, die hohe Zahl der inneren Grenzen, das Fehlen eines Zentrums oder einer Hierarchie der Zuständigkeiten sowie das Ineinanderfließen der Handlungsebenen der Akteure hervorzuheben. Aus deutschen und französischen Traditionen entstanden, lädt das Konzept dazu ein, allgemeine, Landes-, Reichs- und Sozialgeschichte zusammenzudenken. Basierend auf Falk Bretschneiders und Christophe Duhamelles Essay „Fraktalität. Raumgeschichte und soziales Handeln im Alten Reich“ (2016) loten acht Beiträge die Anschlussfähigkeit des Konzepts aus. Der Band schließt mit einem Kommentar der Autoren.

EViR Working Paper 9: Ulrike Ludwig (Hrsg.): Konzeptforum Normenkonkurrenz und kulturelle Ambiguität/Conceptual Forum Concurrence of Norms and Cultural Ambiguity

EViR Working Paper 10: Ulrike Ludwig (Hrsg.): Konzeptforum Fraktalität

Die EViR Working Papers

In der digital und im Druck erscheinenden Serie EViR Working Papers werden aktuelle Forschungsberichte, Tagungsbeiträge und gemeinsame Arbeitspapiere veröffentlicht. Die Reihe ist interdisziplinär und interepochal angelegt und bietet damit einen guten Einblick in die vielfältigen Forschungsthemen des Kollegs. Als Open Access-Publikation ist sie über den Publikationsserver miami der Universität Münster sowie über die Webseite des Kollegs zu erreichen.