Sprechstunde:
Mittwochs von 11 bis 12 Uhr
Für eine Gesprächszeit melden Sie sich im Sekretariat des Instituts
Tel. Sekretariat: 0251-83-204-43
oder: Sekretariat: chdid@uni-muenster.de
Curriculum Vitae
1987: Abitur (1,0)
1988-1994: Studium der Fächer Chemie, Musik und Mathematik für die Sekundarstufen II und I, TU Dortmund (1,1)
1995-1998: Promotion bei Prof. Dr. Hans-Jürgen Schmidt, TU Dortmund (ausgezeichnet)
1999-2001: Referendariat, Studienseminar Wuppertal (1,0)
2001-2005: Studienrätin, Geschwister Scholl - Gymnasium Velbert
2005-2007: Juniorprofessorin für Chemie und ihre Didaktik, Leibniz-Universität Hannover
2008-2009: Elternzeit
2009-2012: Professorin (W2), Chemie und ihre Didaktik, Universität zu Köln
seit 2013: Professorin (W3), Didaktik der Chemie, Universität Münster
Forschung
Meine Forschung: Was treibt mich an?Die LehrerperspektiveAm Anfang eines neuen Forschungsprojektes steht häufig die Frage: Was habe ich in meiner Zeit als Chemielehrerin vermisst? Was würde ich mir heute von einem Chemiedidaktiker wünschen? Die Antwort erscheint simpel und komplex zugleich: Neue Ideen! Konzepte, die helfen, die vielfältigen Ziele eines modernen Chemieunterrichts in der Praxis zu verwirklichen!
Kein geringer Anspruch, wenn man bedenkt, wie breit gefächert die Anforderungen an Chemieunterricht sind: Schüler sollen sich intensiv mit naturwissenschaftlichen Phänomenen auseinandersetzen, Vermutungen aufstellen, Ideen prüfen und wissenschaftliche Methoden nutzen. Dabei sollen sie digitale Werkzeuge nutzen und in inklusiven Gruppen gemeinsam lernen. Die Schüler müssen zudem lernen, chemisches Wissen in lebensweltlichen Kontexten anzuwenden und Informationen auf wissenschaftlicher Basis zu bewerten, um fundierte persönliche Entscheidungen treffen zu können. Und nicht zuletzt sollen sie natürlich auch Freude am Chemieunterricht gewinnen!
Doch wie schafft man es, dass Schüler die Chemie wirklich durchdringen, verstehen, anwenden? Wochenlang konnte ich als Chemielehrerin über eine einzige Unterrichtsstunde nachdenken (nicht immer zur Freude des privaten Umfelds), immer auf der Suche nach der „perfekten“ Lösung, nach der einen zündenden Idee - um natürlich festzustellen, dass es den perfekten Unterrichtsansatz nicht gibt.
Aber häufig war es doch da, das Erfolgserlebnis: Schüler, die eifrig debattierten über abstrakte Inhalte wie Weichmacher in Kunststoffen oder das korrekte Aufladen einer Autobatterie. Schüler, die zwei Stunden an einer Versuchsapparatur herumbastelten, um mir dann stolz ihre eigene kreative Lösung zu präsentieren. Oder Schüler, die zu Beginn wenig Interesse zeigten und dann mit zunehmender Begeisterung bei der Sache waren.
Genau diese Erlebnisse treiben mich auch heute noch an: auf der Suche nach innovativen Konzepten, die Chemieunterricht verändern und zugleich praktikabel im Schulalltag umzusetzen sind.Die ForscherperspektiveUm neue Ansätze für den naturwissenschaftlichen Unterricht entwickeln zu können, müssen wir verstehen, wie Schüler denken und lernen. Welche Faktoren beeinflussen den Lernprozess? Bei welchen Fachinhalten gibt es besondere Verständnisschwierigkeiten? Welche Ursachen lassen sich identifizieren? Welche Maßnahmen wirken lernunterstützend?
Zur Untersuchung dieser Fragen stellt uns die empirische Forschung ein breites Arsenal an qualitativen und quantitativen Methoden zur Verfügung wie etwa Fragebögen, Tests oder Interviews.
Ein methodischer Schwerpunkt in den eigenen Forschungsprojekten liegt im Bereich der Videoanalyse. Sie bietet die einmalige Chance, Lernprozesse von Schülern detailliert zu verfolgen und unter vielfältigen Fragestellungen zu erforschen.
Die Videoanalysen helfen uns, Gelingensbedingungen für erfolgreiche Lehr-Lern-Situationen herauszuarbeiten und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Einflussfaktoren zu beschreiben. Sie bilden zudem die Grundlage, um die entwickelten Lernumgebungen und Materialien schrittweise zu verbessern. Demgegenüber nutzen wir Prä-Post- und Kontrollgruppendesigns, um den Erfolg der entwickelten und optimierten Konzepte zu prüfen.Die Verbindung: Lernen in NaturwissenschaftenEine Verbindung von Unterrichtsinnovation und empirischer Forschung im Rahmen von Design-Based ResearchDer Forschungsschwerpunkt meines Arbeitskreises ergibt sich als logische Konsequenz der beiden geschilderten Perspektiven: eine Entwicklung von innovativen Konzepten für den naturwissenschaftlichen Unterricht oder die Lehrerausbildung in Verbindung mit der empirischen Erforschung von Lernprozessen und Lernergebnissen. Der Titel einer im Jahr 2017 ins Leben gerufenen Schriftenreihe beschreibt dies auf anschauliche Weise: Lernen in Naturwissenschaften – verstehen und entwickeln (logos-Verlag).
Die entwickelten Konzepte fokussieren zumeist Aspekte, die zwar in den Rahmenvorgaben für Schule oder Lehrerbildung verpflichtend verankert sind, zu denen jedoch nach wie vor praktikable Ansätze fehlen. Beispiele bilden der Umgang mit Schülervorstellungen, das Lernen in inklusiven Gruppen, die Förderung von Bewertungskompetenzen, die Entwicklung von Vorstellungen zur Nature of Science, das forschende Lernen sowie die Nutzung digitaler Werkzeuge.
Die Entwicklung der neuen Konzepte erfolgt forschungsbasiert, auf der Basis bestehender Theorien und Forschungserkenntnisse; häufig werden eigene empirische Vorstudien zum jeweiligen Thema vorangestellt. Der Entwicklungsprozess vollzieht sich zudem in enger Kooperation mit Lehrkräften, deren Erfahrungen in die Konzeption von Lernmaterialien mit einfließen. Die Konzepte und Lernmaterialien werden in einem zyklischen Prozess immer wieder erprobt, Lernprozesse und Lernerfolge mit Hilfe verschiedener empirischer Methoden untersucht und die Materialien schrittweise verbessert.Als methodischer Rahmen dient der Ansatz des Design-Based Research (Brown 1992; Collins 1990, 1992): Durch kontinuierliches zyklisches Vorgehen werden Interventionen wiederholt theoriebasiert entwickelt, implementiert und analysiert („Prinzip der Iteration“). Die zu entwickelnden Interventionen sind stets auf reale Bildungssituationen, z.B. in der Schule oder der Hochschule, ausgerichtet („Nutzerorientierung“). Ihre Entwicklung, Durchführung, Analyse, Reflexion und Überarbeitung erfolgt auf einer theoretischen Basis („Theorieorientierung“) und in enger Kooperation zwischen Wissenschaftlern und Praktikern.
Neben der Entwicklung funktionierender Interventionen (Konzepte) können im Rückblick auf die zyklische Vorgehensweise übergeordnete Theorien entstehen, die sich auf andere Bildungssituationen übertragen lassen. So sind im Rahmen der eigenen Projekte zum Beispiel Theorien über den Einfluss von kollaborativem Lernen und ko-konstruierenden Gesprächen auf die Weiterentwicklung von Schülervorstellungen entstanden.
Die Animation des Institutslogos auf der Startseite unserer Homepage veranschaulicht die zyklische Vorgehensweise in unseren Forschungsprojekten:
Projekte
Inhaltsverzeichnis
- 1. Erforschung ‘elementarer’ Schülervorstellungen
- 2. Die Unterrichtskonzeption choice2 learn - Schülervorstellungen im Unterricht erkennen und verändern
- 3. Die Unterrichtskonzeption choice2 explore – naturwissenschaftliche Phänomene verstehen lernen im inklusiven Sachunterricht der Grundschule
- 4. Die Unterrichtskonzeption choice2 reflect – Kontroverse Sachverhalte bewerten lernen auf der Basis wissenschaftlicher Prüfkriterien
- 5. Die Unterrichtskonzeption choice2 interact - Interaktiv lernen mit Tablets im Chemieunterricht
- 6. Forschendes Lernen im Lehr-Lern-Labor - Professionalisierung angehender Chemielehrkräfte im Kontext Schülervorstellungen
- 7. Stolpersteine im Lehrerhandeln – Videobasierte Professionalisierung angehender Chemielehrkräfte im Lehr-Lern-Labor
- 8. Sprachsensibler Chemieunterricht: Die Berücksichtigung des Johnstone-Dreiecks
- 9. Logische Fehlschlüsse – eine Thematik für den naturwissenschaftlichen Unterricht?
- 10. Wie vermittelt man Chemie? – Eine didaktische Qualifizierung von Doktoranden in der Fachwissenschaft im Rahmen des SFB 858
- 11. nachhaltig⁝bewerten - Eine Unterrichtskonzeption zur Förderung der Bewertungskompetenz im Kontext Nachhaltigkeit
- 12. Von der Forschung in den Chemieunterricht
- 13. C(LE)VER:digital – Digital gestütztes Experimentieren im Lehr-Lern-Labor
- 14. Digital Game-Based Learning im Chemieunterricht?
- 15. smart for science
- 16. Umgang mit Vielfalt – aber wie? Planung und Umsetzung eines problemorientierten inklusiven Chemieunterrichts
- 17. Kooperationsprojekte
Erforschung ‘elementarer’ Schülervorstellungen
“Wenn Wasser verdampft, entstehen Wasserstoff und Sauerstoff”. Viele Schüler entwickeln Vorstellungen, die nicht mit den wissenschaftlich gültigen Konzepten übereinstimmen, die wir ihnen eigentlich vermitteln möchten. Hierfür existieren zahlreiche Ursachen, zum Beispiel Alltagserfahrungen und –sprache, missverständliche Modelle oder Fachbegriffe oder nicht konsistente Definitionen zwischen verschiedenen Naturwissenschaften. Vorstellungen wie die oben genannte beeinflussen den Lernprozess und erschweren häufig das Verstehen von Fachinhalten.
Durch Fragebogen- und Interviewstudienstudien mit mehreren Tausend Schülern aus allen Bundesländern wurden Schülervorstellungen und ihre Ursachen erforscht und Diagnoseaufgaben für den Chemieunterricht entwickelt. Da Lehrkräfte im Unterrichtsgeschehen nicht auf sämtliche individuellen Vorstellungen ihrer Schüler eingehen können, konzentrieren sich die Studien auf ‘elementare’ Vorstellungen, d.h. Denkkonzepte, die bei sehr vielen Schülern auftreten und die Auswirkungen auf das Verstehen grundlegender Inhaltsbereiche des Chemieunterrichts nach sich ziehen.
Förderung: DFG, VW-Stiftung (abgeschlossen)Die Unterrichtskonzeption choice2 learn - Schülervorstellungen im Unterricht erkennen und verändern
Wie können fachlich ‘falsche’ Schülervorstellungen im Unterricht verändert werden? Trotz jahrzehntelanger Vorstellungsforschung gab es bislang wenig konkrete Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte.
Die Unterrichtskonzeption choice2learn bietet die Möglichkeit, elementare Schülervorstellungen im naturwissenschaftlichen Unterricht aufzugreifen und zu verändern. Mit Hilfe von Lernimpulsen (z.B. Experimenten, Modellen, Informationen, Fragen, Animationen, Filmen) überprüfen die Schüler eigenständig in heterogenen Kleingruppen ihre Vorstellungen zu einem naturwissenschaftlichen Phänomen und erarbeiten damit schrittweise die fachlich gültige Erklärung.
Neben der Veränderung von Schülervorstellungen liegt ein Fokus des Konzepts auf der Gestaltung kollaborativer Lernsituationen in heterogenen und inklusiven Lerngruppen.
Im Rahmen des Projektes wurden choice2learn-Einheiten zu verschiedenen Themenfeldern des Chemieunterrichts entwickelt, an Schulen erprobt und in einem zyklischen Prozess überarbeitet und optimiert. Die Gespräche und Interaktionen der Schüler in den Kleingruppen wurden videografiert und im Hinblick auf kollaboratives und fachliches Lernen in leistungsheterogenen Kleingruppen analysiert.
Als Weiterentwicklung des Projekts wird die Unterrichtskonzeption zurzeit in Form einer digitalen Lernumgebung für Tablets umgesetzt.
Promotionsprojekte: Maria Egbers (choice2learn in der Sekundarstufe II;
abgeschlossen) und Rebekka Schillmüller (choice2learn in der Sekundarstufe I)
Förderung: Fonds der chemischen IndustrieDie Unterrichtskonzeption choice2 explore – naturwissenschaftliche Phänomene verstehen lernen im inklusiven Sachunterricht der Grundschule
Welche Vorstellungen von naturwissenschaftlichen Phänomenen bringen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einen inklusiven Sachunterricht ein? Eine eigene Studie mit Kindern der Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und sozial-emotionale Entwicklung zeigt, dass die Schüler einfache Phänomene wie etwa das Lösen von Zucker in Wasser in gleicher oder ähnlicher Weise deuten, wie wir es aus Studien mit Regelschulkindern kennen: „Der Zucker verschwindet“; „Er wird flüssig“; „Er wird zu Wasser.“ Ein guter Ansatzpunkt, um gemeinsame Lernsituationen von Kindern mit und ohne Unterstützungsbedarf im inklusiven Sachunterricht zu gestalten.
Im Rahmen des Projektes wurde die Unterrichtskonzeption choice2learn für den Einsatz im inklusiven Sachunterricht der Primarstufe weiterentwickelt. Die Kinder überprüfen in kleinen, heterogenen Gruppen ihre Ideen mittels einfacher Versuche. Sie ziehen Schlussfolgerungen und prüfen, ob ihre Vermutungen Bestand haben. Die Schüler werden in ihrem Lernprozess begleitet durch zwei fiktive Kinder, Milla und Lutz, die sowohl als Bilder auf den Materialien erscheinen, als auch in Form von Handpuppen in den Unterricht eingebracht werden können.
Um der Heterogenität der Lerngruppen gerecht zu werden und Zugänge für Schüler mit Lern- und Sprachschwierigkeiten zu schaffen, wurden Lernmaterialien unter Verwendung von ‚Leichter Sprache’ sowie Symbolen aus dem ‚Metacom’-System nach Annette Kitzinger entwickelt.
Die Unterrichtskonzeption sowie die zugehörigen Lernmaterialien wurden im Rahmen des Design-Based Research - Ansatzes zunächst in Kleingruppen, dann im gesamten Klassen- verband erprobt und verbessert. Die Lernprozesse wurden sowohl im Hinblick auf die Entwicklung adäquater naturwissenschaftlicher Vorstellungen hin analysiert, als auch im Blick auf Faktoren gemeinsamen Lernens.
Promotionsprojekt: Lisa Rott (abgeschlossen)
Förderung: BMBFDie Unterrichtskonzeption choice2 reflect – Kontroverse Sachverhalte bewerten lernen auf der Basis wissenschaftlicher Prüfkriterien
Sind homöopathische Arzneimittel wirksam? Sollten Kinder gegen Masern geimpft werden? Sind E-Zigaretten unbedenklich? Schüler sollen laut Lehrplan nicht nur Fachwissen erwerben, sondern dieses nutzen, um lebensweltliche Fragestellungen zu bewerten. Häufig bewerten Schüler jedoch Sachverhalte allein auf emotionaler Basis; ihnen fehlen sachliche Kriterien als Entscheidungshilfe.
Im Rahmen des Projektes wurde ein fächerübergreifend einsetzbares Unterrichtskonzept entwickelt und erprobt, das hier Abhilfe schaffen soll: Die Schüler erarbeiten zunächst handlungsorientiert grundlegende Kennzeichen (natur-)wissenschaftlichen Arbeitens wie z.B. Objektivität, Reproduzierbarkeit, Verblindung oder die Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität. Im zweiten Schritt nutzen sie diese Kennzeichen als Prüfkriterien, um Informationen, Aussagen oder Studien zu einem kontrovers diskutierten Thema wissenschaftsbasiert bewerten zu können.
Die entwickelten Lernmaterialien zur Erarbeitung der Prüfkriterien wurden zunächst im Rahmen des Design-Based Research Ansatzes mit Schülern der Sekundarstufe I erprobt und optimiert. Im zweiten Schritt wurde exemplarisch die Anwendung der Prüfkriterien durch die Schüler auf das Thema Homöopathie untersucht und ihre Auswirkung auf das Bewertungsverhalten der Schüler analysiert.
Promotionsprojekt: Florian Jungkamp (abgeschlossen)Zurzeit werden in einem nachfolgenden Projekt Materialien zu weiteren Prüfkriterien entwickelt sowie das Unterrichtskonzept auf eine neue gesellschaftliche Kontroverse übertragen: die Nutzung von Nahrungsergänzungsmitteln.
Promotionsprojekt: Christopher Kralisch
Förderung: BMBFDie Unterrichtskonzeption choice2 interact - Interaktiv lernen mit Tablets im Chemieunterricht
Smartphones und Tablets gehören zum Alltag von Jugendlichen; es ist daher naheliegend, diese verstärkt in den Unterricht einzubeziehen.
Eine eigene Vorstudie mit Chemie-Lehrkräften und Schülern zeigt, dass das Interesse groß ist, Tablets bislang jedoch nur sehr begrenzt im Chemieunterricht eingesetzt werden. Die Herausforderung besteht nun darin mit diesen Geräten einen didaktischen Mehrwert zu erzeugen. Dies kann jedoch nicht durch die bloße Digitalisierung von Arbeitsblättern oder Schulbüchern geschehen. Aber wie kann dieser Aufgabe begegnet werden? An diesem Punkt setzt das Projekt „choice2interact“ an.
Ziel des Projektes war es, auf der Basis von „Explain Everything“ interaktive Lernumgebungen zu den Themenfeldern „Alkane“ und „Alkohole“ in der Klasse 9 zu entwickeln. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich selbstbestimmt und in beliebiger Reihenfolge mit den zu lernenden Inhalten auseinandersetzen können. Das Besondere daran ist, dass jede/r Lernende an einer eigenen Kopie des Materials arbeitet und jedes Element selbstständig erarbeiten und modifizieren kann. So können Aufgaben direkt auf dem Tablet bearbeitet werden, Versuche digital mit Fotos oder Videos protokolliert und in die Lernumgebung integriert werden.
Die Lernumgebungen wurden im Klassenverband erprobt und die Lernwege der Schüler untersucht. Ein Forschungsfokus lag dabei unter anderem auf den von den Schülern erstellten und in die Lernumgebung integrierten Erklärvideos sowie auf möglichen Ablenkungspotentialen durch das digitale Medium. Ein weiteres Ziel des Projektes war es, Gestaltungskriterien für die Modellierung einer interaktiven Lernumgebung für Tablets abzuleiten.
Promotionsprojekt: Björn Dellbrügge (abgeschlossen)Forschendes Lernen im Lehr-Lern-Labor - Professionalisierung angehender Chemielehrkräfte im Kontext Schülervorstellungen
Welche Ursachen führen zu Verständnisschwierigkeiten und heterogenen Schülervorstellungen im Chemieunterricht? Studierende beantworten diese Frage in einer eigenen Vorstudie sehr deutlich: Entweder hat die Lehrkraft nicht gut genug erklärt, oder der Schüler war zu faul zum Lernen! Dass auch zahlreiche weitere Faktoren eine Rolle spielen können, ist ihnen nicht bewusst. Allerdings bildet das Wissen um die Ursachen von Schülervorstellungen sowie die Fähigkeit, diese zu erkennen und an diesen anzuknüpfen, eine wesentliche Voraussetzung für die Gestaltung eines erfolgreichen Unterrichts.
Doch wie kann man Lehramtsstudierende an diese Kompetenzen heranführen und zudem ihre subjektiven Theorien vom ‚schlechten Lehrer’ und ‚faulen Schüler’ erweitern? Klassische Seminarformen reichen hier nicht aus, da Studierende den Umgang mit Schülervorstellungen nicht theoretisch erlernen können, sondern praktisch erfahren müssen.
Ziel des Projekts war daher die Entwicklung und Evaluation eines didaktischen Seminars zum Thema Schülervorstellungen, das sich in Anlehnung an Wildt (2009) am Prinzip des Forschenden Lernens orientiert. Die Konzeption des Seminars basiert zudem auf einem zuvor entwickelten Modell, das notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten von Lehrkräften für den Umgang mit Schülervorstellungen beschreibt (Rohrbach & Marohn, 2013, 2018).
Nach einer Einführung in die Thematik erforschen Studierende zunächst Vorstellungen von Schülern mit Hilfe selbst gestalteter Diagnoseinstrumente. Im zweiten Schritt lernen sie Möglichkeiten zur Veränderung von Schülervorstellungen im Unterricht kennen (vgl. choice2learn) und entwickeln auf dieser Basis eigene Unterrichtseinheiten. Die Einheiten werden von den Studierenden mit Schulklassen im Lehr-Lern-Labor C(LE)2VER des Instituts erprobt und anschließend anhand von Videos reflektiert.
Das Seminar wurde im Rahmen des Design Based-Research-Ansatzes fünfmal erprobt und schrittweise optimiert. Der Lernzuwachs der Studierenden wurde durch Interviews und Fragebögen im Prä-Post-Design erhoben; die Lernprozesse der Studierenden sowie eine mögliche Veränderung ihrer subjektiven Theorien wurden u.a. anhand von Portfolios erforscht, die die Studierenden als Reflexionsinstrument seminarbegleitend anfertigten.
Promotionsprojekt: Friederike Rohrbach-Lochner (abgeschlossen)
Förderung: Graduiertenschule für LehrerInnenbildung KölnStolpersteine im Lehrerhandeln – Videobasierte Professionalisierung angehender Chemielehrkräfte im Lehr-Lern-Labor
Der Einsatz von Videos spielte in der oben beschriebenen Lehrveranstaltung zum forschenden Lernen nur in Bezug auf die Reflexion eigenen Unterrichtshandelns im Lehr-Lern-Labor eine Rolle. Aus der Erfahrung mit den Studierenden wurde jedoch deutlich, dass großes Interesse besteht, sich intensiver mit dem Medium der Videografie auseinanderzusetzen. Unterrichtsvignetten (kurze Unterrichtsszenen in videografierter Form) bieten die Möglichkeit, authentische Lernsituationen im Rahmen der Lehrersausbildung zu schaffen und sowohl das eigene als auch fremdes Unterrichtshandeln zu reflektieren. Allerdings lagen bislang kaum geeignete Vignetten vor, die auf den Bereich ‚Schülervorstellungen im Chemieunterricht’ fokussieren.
Im ersten Teil des Projektes wurden daher aus vorangegangenen Forschungsprojekten Videovignetten generiert, anhand derer sich wesentliche Elemente in Bezug auf die Diagnose und den Umgang mit Schülervorstellungen im Chemieunterricht reflektieren lassen. Als theoretische Grundlage und Orientierung für die Entwicklung der Videovignetten diente das im Vorgängerprojekt entwickelte Kompetenzmodell. Darauf aufbauend wurde ein Kriterienkatalog zur Erstellung der Vignetten entwickelt.
Im zweiten Teil des Projektes wurden die entwickelten Vignetten im Rahmen eines chemiedidaktischen Seminars eingesetzt, um Studierende über die Reflexion der darin sichtbaren Handlungen und Lehrer-Schüler-Interaktionen an einen professionellen Umgang mit Schülervorstellungen heranzuführen.
Der dritte Teil erfolgte analog zum vorherigen Seminar im Lehr-Lern-Labor C(LE)2VER, in welchem die Studierenden Unterrichtseinheiten konzipierten, erprobten und anhand von Videografien reflektierten.
Durch die intensive Auseinandersetzung mit ihren eigenen Videos, kristallisierte sich ein weiterer Schwerpunkt heraus: Situationen, die von Seiten der Studierenden als unerwartet und problematisch beschrieben wurden. Anhand der entstandenen Videos wurden solche typische „Stolpersteine“ für angehende Lehrkräfte im Kontext Schülervorstellungen identifiziert und als neuer Inhalt in das Seminar integriert. Dies ermöglicht den Studierenden ein Handlungsrepertoire für mögliche Stolperstein-Situationen aufzubauen.
Promotionsprojekt: Yvonne Rath (abgeschlossen)
Förderung: Qualitätsoffensive LehrerbildungSprachsensibler Chemieunterricht: Die Berücksichtigung des Johnstone-Dreiecks
„Zink gibt zwei Elektronen ab, Kupfer nimmt zwei Elektronen auf.“ Eigene Vorstudien zeigen, dass sowohl Lehrkräfte als auch Schüler sprachlich nicht eindeutig zwischen den drei Ebenen der Chemie unterscheiden: der Phänomen-Ebene, der submikroskopischen und der symbolischen Ebene. Nicht das Zink gibt Elektronen ab, sondern das Zink-Atom; ebenso ist es nicht das Kupfer, das Elektronen aufnimmt, sondern das Kupfer-Ion. Ein sprachsensibler Fachunterricht sollte Schülern die drei Ebenen des Johnstone-Dreiecks bewusst machen und diese möglichst präzise voneinander trennen, da eine Vermischung nicht selten mit der Entstehung falscher Vorstellungen einhergeht.
Nach ersten Vorstudien wurde eine Differenzierungsmatrix entwickelt, die Kompetenzen von Schülern in den drei Ebenen des Johnstone-Dreiecks in drei Stufen differenziert. Im zweiten Schritt wurden entsprechend differenzierende Lernmaterialien zum Themenfeld „Elektrochemie“ entwickelt und auf Basis der App „Explain Everything“ als digitale Lernumgebung umgesetzt. Die Lernumgebung wird zurzeit erprobt und die Lernprozesse und -fortschritte der Schüler analysiert.
Promotionsprojekt: Jan-Bernd Haas (abgeschlossen)
Finanzierung: Abgeordnete LehrkraftLogische Fehlschlüsse – eine Thematik für den naturwissenschaftlichen Unterricht?
Der Ausdruck „Logischer Fehlschluss“ bezeichnet falsche oder ungültige Argumente und Argumentationsweisen. Diese Fehlschlussargumente beinhalten Fehler auf inhaltlicher Ebene oder in ihrer logischen Struktur. Auf den ersten Blick scheinen sie unbestreitbar und tragfähig zu sein; sie besitzen eine durchaus große Überzeugungskraft, indem sie beispielsweise Emotionen wecken oder Aussagen mit falschen Autoritäten begründen.
Einen Bezug zu den Naturwissenschaften stellen vor allem die verbindlichen Rahmenvorgaben für die Unterrichtsfächer Biologie, Chemie und Physik her. Innerhalb dieser Richtlinien wird eine umfassende naturwissenschaftliche Grundbildung (Scientific Literacy) gefordert, durch die Schülerinnen und Schüler an die Denk- und Arbeitsweisen zur Beurteilung naturwissenschaftlicher Sachverhalte herangeführt werden. Für eine unabhängige Meinungsbildung ist es deshalb von besonderer Wichtigkeit Fehlschlüsse in der Logik anderer zu erkennen sowie für die eigene Argumentation unbewusste Fehlschlüsse zu vermeiden.
Einzug in den naturwissenschaftlichen Unterricht haben logische Fehlschlüsse bisher noch nicht erhalten. Im Rahmen dieses Promotionsprojekts wird der Frage nachgegangen, in welcher Weise die Kommunikations- und Bewertungskompetenzen der Schülerinnen und Schüler geschult werden können, um sie für die Thematik der logischen Fehlschlüsse zu sensibilisieren.
Promotionsprojekt: Marius van den Boom (abgeschlossen)Wie vermittelt man Chemie? – Eine didaktische Qualifizierung von Doktoranden in der Fachwissenschaft im Rahmen des SFB 858
Nicht nur Lehrkräfte oder Didaktiker müssen Chemie vermitteln – auch Fachwissenschaftler tun dies in vielfältiger Form, unabhängig davon, ob sie als Chemiker in der Industrie arbeiten oder als Professor an der Universität: Sie vermitteln Forschungsergebnisse an Kollegen, an Vorgesetzte oder mögliche Geldgeber, sie bilden Laboranten aus, halten Vorlesungen und Seminare und gestalten Laborpraktika.
Bislang ist eine didaktische Qualifizierung angehender Fachwissenschaftler jedoch nicht Bestandteil der universitären Ausbildung. Im Rahmen des SFB 858 wurde daher für die beteiligten Doktoranden ein didaktisches Qualifizierungsangebot entwickelt und erprobt, das die Nachwuchswissenschaftler auf aktuelle und zukünftige Vermittlungsaufgaben vorbereitet.
Als Grundlage diente eine empirische Studie mit Chemikern aus Industrie und Hochschule, um zu erfassen, welche Vermittlungsaufgaben diese wahrnehmen und welche didaktischen Ausbildungselemente gewünscht werden. Im zweiten Schritt wurden verschiedene Module entwickelt, in denen die Doktoranden ihre Fähigkeiten zur Vermittlung von Chemie verbessern können. Zu diesen Modulen zählen z.B. Videofeedbacks zur Verbesserung von Powerpoint-Präsentationen oder auch eine Einheit zur Postergestaltung. Die Module wurden in einem zyklischen Prozess erprobt und weiterentwickelt. Zur Messung potentieller Lernzuwächse wurden - neben dem Einsatz von Prä-Post-Tests - „Produkte“ der Doktoranden (Präsentation oder Poster) vor und nach Teilnahme an dem entsprechenden Modul kriteriengeleitet bewertet. Darüber hinaus reflektierten die Doktoranden ihren Lernprozess im Rahmen eines Portfolios.
Promotionsprojekt: Eva Kolbeck (abgeschlossen)
Förderung: DFG (SFB 858)nachhaltig⁝bewerten - Eine Unterrichtskonzeption zur Förderung der Bewertungskompetenz im Kontext Nachhaltigkeit
Der Begriff Nachhaltigkeit begegnet uns heute in nahezu allen Bereichen unseres Lebens. Womit bewegen wir uns fort? Woher kommt unser Strom? Welches Urlaubsziel wählen wir und welche Alternativen zu Plastik können wir nutzen?
Dabei stehen wir vor vielfältigen und umfangreichen Herausforderungen, denn eine Entwicklung gilt dann als nachhaltig, wenn sie ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig ist.
Bei der Bewertung von Nachhaltigkeit müssen also verschiedene Dimensionen (Umwelt, Soziales, Wirtschaft) betrachtet werden. Bisherige Unterrichtsansätze zur Bewertung von Nachhaltigkeit fokussieren häufig fachspezifisch nur eine der drei Nachhaltigkeitsdimensionen. Zudem bleibt oftmals unklar, welche Kriterien die Schüler*innen heranziehen sollen, um zu bewerten, ob eine Maßnahme - z.B. die Einführung der Elektromobilität - tatsächlich nachhaltig ist oder nicht.
Im Rahmen des Promotionsprojekts nachhaltig⁝bewerten wird ein neuer Ansatz entwickelt, mit dem die Schüler*innen alle drei Dimensionen von Nachhaltigkeit in den Blick nehmen können. Der Ansatz kann in sämtlichen naturwissenschaftlichen Fächern genutzt werden und ist auf verschiedene Themengebiete übertragbar.
Die Schüler*innen arbeiten dabei mit einer Bewertungsscheibe, die veranschaulicht, dass die Auswirkungen einer Maßnahme, neben den Dimensionen, immer auf drei Ebenen reflektiert werden müssen: Wie wirkt sich die Maßnahme zeitlich aus (kurzfristig/langfristig)? Wo wirkt sich die Maßnahme aus (lokal/global) und welche Interessensgruppen sind betroffen (eine/viele Gruppen)?Im Rahmen des Design-Based-Research Ansatzes werden im Projekt beispielhaft Lehr-Lern-Materialien zum Thema Elektromobilität entwickelt, erprobt und optimiert.
Promotionsprojekt: Carolin BanseVon der Forschung in den Chemieunterricht
Wie ist es möglich die chemiedidaktischen Innovationen und Konzepte nachhaltig in die Praxis der Schulen zu implementieren? Es zeigt sich häufig, dass der Weg neuer Unterrichtskonzepte von der Forschung in die Praxis der Schulen eine Herausforderung darstellt. Dabei wird nicht selten lediglich das Material von den Lehrkräften angenommen und nicht das didaktische Konzept der Innovation, das dahinter steht. In diesem Promotionsprojekt sollen mit Hilfe einer Website und didaktisch gestalteten Erklärvideos, chemiedidaktische Konzepte auf digitalem Weg implementiert werden. Diese Form der digitalen Implementation bietet die Möglichkeit (insbesondere für Lehrkräfte) zeitlich flexibel und örtlich unabhängig chemiedidaktische Unterrichtskonzepte aus dem Arbeitskreis von Prof. Dr. Annette Marohn kennen und anwenden zu lernen
Promotionsprojekt: Tobias BergoldC(LE)VER:digital – Digital gestütztes Experimentieren im Lehr-Lern-Labor
Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, ihren Unterricht digital gestützt durchzuführen und zugleich der Diversität ihrer Lerngruppe gerecht zu werden [1]. Im Chemieunterricht nimmt die naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung und in dieser insbesondere das Experimentieren eine besondere Rolle ein [2]. Daher legt das chemiedidaktische Lehr-Lern-Labor C(LE)VER:digital den inhaltlichen Fokus auf folgende Fragen:
Inwiefern lassen sich Experimentierphasen im Chemieunterricht mit Hilfe digitaler Medien unterstützen und wie können dabei insbesondere die Diversitätsdimensionen Leistung und Sprache berücksichtigt werden?
Das Lehr-Lern-Labor ist in eine universitäre Lehrveranstaltung eingebunden, in der Studierende über vier Grobphasen eine Unterrichtsstunde entwickeln, erproben und reflektieren. In forschungsbasierten Vorbereitung setzen sich die Studierenden mit Diversitätsfacetten sowie dem Experimentierzyklus auseinander. Sie lernen handlungsorientiert verschiedene Möglichkeiten kennen, Experimentierphasen digital zu unterstützen und reflektieren, in welcher Weise sich dabei Differenzierungen, aber auch gemeinsame Lernsituationen realisieren lassen. Sie planen sodann eine eigene digital gestützte Experimentieraufgabe unter besonderer Berücksichtigung von leistungsbezogener und sprachlicher Diversität, die sie anschließend im Lehr-Lern-Labor erproben. Die Reflexion erfolgt auf Basis von Videovignetten: Im Fokus steht hierbei der Umgang der Schüler:innen mit den entwickelten Materialien.
C(LE)VER:digital wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das Einzelprojekt ist unter dem folgenden Link auf der Internetseite der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ hinterlegt: https://www.uni-muenster.de/QLB-DwD/teilprojekte/lehr-lern-labore_lernwerkstaettenundlearningcenter/einzelprojekte/chemie2foerderphase.html
Promotionsprojekt: Steffen RöwekampDigital Game-Based Learning im Chemieunterricht?
Escape Rooms sind mittlerweile weit verbreitet und sehr bekannt. Eine Gruppe befindet sich in einem verschlossenen Raum und hat zumeist eine Stunde Zeit, einen Weg heraus zu finden. Aber wie? Über noch zu findende sowie zu entschlüsselnde Hinweise und Rätsel soll es der Gruppe gelingen, das Ziel des Spiels zu erreichen – den Escape.
Game-Based Learning, also der Einsatz von Spielen als Lehrmethode, verbindet das Erreichen von Lernzielen mit Motivation und Aktivierung von Lernenden. Im Falle des Escape Rooms liegen die Parallelen zum problemorientierten Chemieunterricht auf der Hand.
In diesem Projekt werden Schüler:innen in einen digitalen Escape Room zum Thema Elektrochemie eingeschlossen und müssen über mehrere Rätsel chemische Inhalte lernen und anwenden, um den Escape zu erreichen. Dabei sollen die Vorteile digitaler Medien den Schüler:innen nicht nur eine optimales Spielerlebnis ermöglichen, sondern sie auch mit spielerischen Elementen dazu bringen, den Weg der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung zu vollziehen.
Promotionsprojekt: Valentin Engstlersmart for science
Aus dem Leben vieler Schüler:innen sind Smartphones nicht mehr wegzudenken. Ihre Nutzung geht über den Zugriff auf Social Media hinaus. Das Multifunktionsgerät ist Wecker, Taschenlampe, Spielkonsole und Videoscreen zugleich. Auch zum Lernen im Schulunterricht sind Smartphones vielseitig einsetzbar. Sie bieten einen Zugang zu online gestellten digitalen Lernmaterialien und können sogar als Messgerät eingesetzt werden. Über die Bereitstellung von Smartphones im Unterricht lässt sich jedoch diskutieren – Sollten schülereigene oder von der Schule gestellte Geräte ihren Einsatz finden? Für beide Optionen lassen sich Argumente finden. Jedoch sind lernhinderliche und lernförderliche Faktoren (z. B. Ablenkung vs. Motivation) bislang nicht hinreichend untersucht worden, um eine datenbasierte Abwägung mit Hinblick auf den Lernprozess zu treffen. Das BMBF-geförderte Forschungsprojekt smart for science (sfs) schließt diese Lücke und untersucht den Einsatz eigener und gestellter Smartphones in einem quasiexperimentellen Design. Dabei nehmen Schüler:innen an Workshops verschiedener Fachrichtungen zum Thema Elektromobilität teil.
Der sfs-Workshop der Chemie thematisiert mobile elektrische Speichermedien und Bedingungen für nachhaltiges Fahren. Er umfasst die Nutzung von digitalen Lernmaterialien, die eigens für das Forschungsvorhaben entwickelt wurden. So wird beispielsweise eine Simulation der Reichweite eines Elektroautos und ein Erklärvideo über das Funktionsprinzip des Lithium-Ionen-Akkumulators genutzt.
Promotionsprojekt: Fabienne KremerUmgang mit Vielfalt – aber wie? Planung und Umsetzung eines problemorientierten inklusiven Chemieunterrichts
Lehrkräfte begegnen im Schulalltag täglich einer großen Vielfalt an Lernvoraussetzungen. Schüler:innen unterscheiden sich dabei in verschiedenen Diversitätsdimensionen, wie in der Leistungsfähigkeit, den Sprachkompetenzen oder auch den motorischen Fähigkeiten. Der Umgang mit dieser Vielfalt stellt eine Herausforderung für die Planung des Unterrichts dar, denn Lehrkräfte müssen ebenfalls den Anforderungen des Unterrichtsfaches gerecht werden.
Im Chemieunterricht nimmt der Kompetenzbereich der Erkenntnisgewinnung eine zentrale Rolle ein. Mithilfe von Experimenten oder Modellen sollen Schüler:innen Fragestellungen untersuchen und dadurch naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen verinnerlichen. Der problemorientierte Chemieunterricht stellt hierfür einen bedeutsamen Unterrichtsansatz dar, bei dem fachspezifische Problemstellungen durch Einsatz dieser naturwissenschaftlichen Methoden gelöst werden.Im Rahmen dieses Promotionsprojektes sollen die beiden Facetten „Umgang mit Vielfalt“ und „Problemlösen im Sinne der Erkenntnisgewinnung“ verknüpft werden. Es wird der Frage nachgegangen, wie ein problemorientierter inklusiver Chemieunterricht geplant und umgesetzt werden kann.
Dafür werden typische Problemtypen im Chemieunterricht kategorisiert und „Stellschrauben“ definiert, die eine Variation des Schwierigkeitsgrades ermöglichen. Zudem werden grundlegende Gestaltungsprinzipien und weitere individuelle Unterstützungsmaßnahmen für den Problemlöseprozess erarbeitet. Ziel ist es, sowohl Lernmaterialien als auch ein Planungsraster für Lehrkräfte zu entwickeln und zu erproben. Dadurch sollen Wege aufgezeigt werden, wie ein problemorientierter Chemieunterricht unter Einbezug individueller Lernvoraussetzungen gestaltet werden kann.
Promotionsprojekt: Theresa ReuschlingKooperationsprojekte
• Smart for Science (BMBF): Gestaltung und Erforschung von Einsatzmöglichkeiten fremder und schülereigener Smartphones im naturwissenschaftlichen
Unterricht; Kooperationspartner: Prof. Dr. S. Heusler, Prof. Dr. S. Heinicke, Prof. Dr. G. Greefrath• Dealing with Diversity: Lehr-Lern-Labore (Qualitätsoffensive Lehrerbildung); Kooperationspartner: Prof. Dr. G. Greefrath, Prof. Dr. M. Hammann
• Schülerlabore als Lehr-Lern-Labore (Telekom-Stiftung); Kooperationspartner: Prof. Dr. M. Leuchter, Prof. Dr. F. Käpnick, Prof. Dr. M. Hamman (abgeschlossen)
• Sprache im Fach: Texte schreiben im Deutsch- und Fachunterricht (Initiative „Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in der Lehrerausbildung stärken“,
Förderlinie II, NRW); Kooperationspartner: Prof. Dr. K.-M. Köpcke, Dr. S. Schroeter-Brauss (abgeschlossen)Publikationen und Vorträge
2024Meyer, P., & Marohn, A. (2024). Mathematical Grundvorstellungen in chemistry education: An approach to understanding chemical mathematics using the example of the concept of density. Journal of Chemical Education, 101(11), 4904–4915. https://doi.org/10.1021/acs.jchemed.4c00917
Marohn, A. (2024). Wissenschaft verstehen, Pseudowissenschaft entlarven: zwei Unterrichtsansätze. In: A. Martins, P.W. Kranemann (Hrsg.), Esoterik in der politischen Bildung (S. 71-81). Wochenschau Wissenschaft.
Konrad, J., & Marohn, A. (2024). Der Confirmation Bias: Zum Umgang mit kognitiven Verzerrungen am Beispiel Aromastoffe. Naturwissenschaften im Unterricht Chemie, 35(199), 40-43.
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Vorträge
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Rott, L. & Marohn, A. „choice2explore – a teaching concept for inclusive science education in primary schools“. Conference of the European Science Education Research Association (ESERA), Dublin 2017
Jungkamp, F. & Marohn, A. “choice2reflect - assessing conflictual topics by using scientific test criteria. Conference of the European Science Education Research Association (ESERA), Dublin 2017
Rott, L. & Marohn, A. „choice2explore: Gemeinsam lernen im inklusiven Sachunterricht“
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Marohn, A.: Innovative Konzepte für Schule und Hochschule. GDCh-Kolloquium Paderborn, Januar 2017
Rott, L. & Marohn, A. „Gemeinsames Lernen an naturwissenschaftlichen Phänomenen: choice2explore“. Vortrag auf der Jahrestagung der DGfE Sektion Sonderpädagogik: Zwischen Wirksamkeitsforschung und Gesellschaftskritik, Paderborn 2016.
Jungkamp, F. & Marohn, A.: Choice2reflect – kontroverse Themen mit Hilfe wissenschaftlicher Prüfkriterien reflektieren am Beispiel der Homöopathie. Vortrag, GDCh-FGCU: Chemie zwischen Erlebnis und Wissenschaft, Hannover 2016.
Kolbeck, E. & Marohn, A.: „Wie vermittelt man Chemie? – Ein berufsvorbereitendes Qualifizierungsangebot für Promovierende“, DisQspace, dghd: Gelingende Lehre: erkennen, entwickeln, etablieren, Bochum 2016.
Schillmüller, R. & Marohn, A. „Die Unterrichtskonzeption choice2learn in der Sekundarstufe I“, Vortrag, GDCh-FGCU: Chemie zwischen Erlebnis und Wissenschaft, Hannover 2016.
Marohn, A.: Schülervorstellungen – ein Ansatz für den inklusiven Sachunterricht? Vortrag, Forschungskolloquium des Seminars für Sachunterricht, Münster 2016
Rott, L. & Marohn, A. „Choice2explore – gemeinsames Lernen an naturwissenschaftlichen Phänomenen im inklusiven Sachunterricht.“ Vortrag auf der GDCh-FGCU: Chemie zwischen Erlebnis und Wissenschaft, Hannover 2016.
Kolbeck, E. & Marohn, A.: „Konzipierung eines fachdidaktischen Hochschulangebots für Promovierende im Fach Chemie“, Vortrag, GDCh-FGCU: Chemie zwischen Erlebnis und Wissenschaft, Hannover 2016
Rott, L. & Marohn, A. „Choice2explore – eine an Schülervorstellungen orientierte Unterrichtskonzeption für den inklusiven Sachunterricht“. Vortrag auf der Jahrestagung der GDSU: Vielperspektivität im Sachunterricht, Erfurt 2016.
Marohn, A.: Innovative Konzepte für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Vortrag, Landesakademie des Landes Baden Württemberg, Bad Wildbad 2016
Marohn, A.: Zwischen empirischen Daten und unterrichtspraktischer Relevanz, Vortrag und Podiumsdiskussion, GEBF-Tagung, Bochum 2015
Marohn, A.: Schülervorstellungen im Unterricht erkennen und verändern, Vortrag, Curie-AG, Hannover 2015
Rohrbach, F. & Marohn, A: Forschend verstehen und handeln Lernen, Vortrag, GDCP, Berlin 2015Marohn, A.: „Wenn Wasser zu Knallgas verdampft“ - – Schülervorstellungen im Chemie-unterricht, Vortrag, GDCh-Kolloquium, Bielefeld, 2015
Rohrbach, F. & Marohn, A.: „Die glauben das ja wirklich!“ – Schülervorstellungen als Thema in der modernen Chemielehrerbildung. Vortrag, MNU, Kassel, Juni 2014
Marohn, A.: Von der Diagnose zur Veränderung – zum Umgang mit Schülervorstellungen in Unterricht und Lehrerausbildung, Vortrag, Bremen-Oldenburgsches Kolloquium 2014
Rohrbach, F. & Marohn, A.: Forschend lernen – besser Chemie lehren! „Design-Based Research“ in der Seminarentwicklung: Konzeption eines an Forschendem Lernen orientierten Seminars zu Schülervorstellungen im Chemieunterricht. Vortrag, Dortmund Spring School for Academic Staff Developers (DOSS) 2014.
Marohn, A.: Wenn Moleküle zerbrechen und Masse verschwindet – Die Unterrichtskonzeption choice2learn, Vortrag, Kolloquium, Freiburg 2014
Rohrbach, F. & Marohn, A.: Research-based learning in teacher education - Why “explaining again” is not enough -.Vortrag, ICED, Stockholm, Juni 2014
Marohn, A.: Schülervorstellungen – Last oder Chance? Nationale Fachleitertagung, Kassel 2013
Egbers, M. & Marohn, A.: Konzeptentwicklungs- und Gesprächsprozesse im Rahmen der Unterrichtskonzeption choice2learn, Vortrag, GFD-Tagung 2013
Rohrbach, F. & Marohn, A.: Professionalisation of teacher education: Development and evaluation of a research-based seminar on „Pupils‘ conceptions in chemistry“; Plenarvortrag, York, Oktober 2013
Preise und Auszeichnungen
Polytechnik-Preis 2019 für herausragendes Unterrichtskonzept im Bereich „Umgang mit Vielfalt in der MINT-Bildung“Zum vierten Mal verlieh die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt den mit insgesamt 70.000 Euro dotierten Polytechnik-Preis. Das Unterrichtskonzept choice2learn / choice2explore von Frau Prof. Dr. Annette Marohn wurde hierbei als „herausragendes fachdidaktisches Konzept“ mit dem zweiten Preis geehrt.