Forschungsstelle Antike Numismatik

Veranstaltungen und Aktivitäten

8. Numismatische Herbstschule

25.–28. September 2024

Die 8. Numismatische Herbstschule in Münster wendet sich an BA- und MA-Studierende aller Fächer. Ziel des 4-tägigen Kurses ist die Vermittlung von Grundlagen der Numismatik von der Antike bis zur Gegenwart mit Schwerpunkten auf antiker, byzantinischer, europäischer und islamischer Numismatik. Dabei geht es auch um sog. vormünzliche Zahlungsmittel und es werden übergreifende Fragen gestellt etwa danach, wie (Münz-)Geld hergestellt wurde, welche (volkswirtschaftlichen) Funktionen Geld erfüllt(e) oder wie die Bilder und Texte auf Münzen kultur­geschichtlich zu interpretieren sind. Auch Fragen nach der Rolle von „Münzen im Museum“ und Berufsperspektiven in der Numismatik sind Gegenstand der Herbst­schule.
Die Herbstschule wird von Lehrenden der Universität Münster und Kuratoren des LWL-Museums für Kunst und Kultur/Westfälischen Landesmuseums, des Stadtmuseums Münster, des Kultur- und Stadthistorischen Museums Duisburg sowie des Museums Abtei Liesborn veranstaltet. Da überwiegend mit Originalen gearbeitet wird, ist die Teilnehmerzahl auf 20 Studierende begrenzt. Studierende erwerben ein Zertifikat und 3 Leistungspunkte bei erfolgreicher Absolvierung des Kurses. Nach Abfassung einer schriftlichen Ausarbeitung, die frei wählbar nach einem der behandelten Themenbereiche ist, können insgesamt 5 Leistungspunkte vergeben werden.

Infos und Ausschreibung finden Sie hier.

Bericht über die Numismatic Autumn School Münster

„Was macht die Numismatik sexy?“ fragte Prof. Dr. Jan Keupp zu Beginn der ersten Numismatic Autumn School in Münster die knapp zwanzig Teilnehmenden, die sich in der Sky-Lounge des LWL-Museums für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum vom 13. bis 15. Oktober 2017 versammelt hatten. „Sie ist der Schlüssel zur heutigen, aber auch vergangenen Welten. Ein Spiegel sozusagen, der einen ehrlichen und unmittelbaren Blick auf die Geschichte bietet.“
Dieser unmittelbare und auch ganz haptische Eindruck war das Ziel der Autumn School, der als Kooperationsprojekt des Verbundes „Numismatik in Münster“ veranstaltet wurde. Zu diesem gehören verschiedene Institute der WWU Münster, das LWL-Museum für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum und das Stadtmuseum Münster. Die Teilnehmenden sollten in dem dreitägigen Kurs einen sowohl praktischen als auch theoretischen Überblick über die Numismatik von der Antike bis zur Neuzeit bekommen. So ließen es sich die acht Seminarleiter nicht nehmen ihre Tresore zu öffnen und echte Schätze und Raritäten durch die Hände der wissbegierigen und staunenden TeilnehmerInnen wandern zu lassen.
Nach drei intensiven Tagen des Lernens und Erfahrens der Numismatik trafen sich alle Teilnehmenden und Dozierenden zu einem gemeinsamen Gespräch, um die Perspektiven der Numismatik eifrig zu diskutieren. Die praktische Arbeit an Originalen und das epochenübergreifende Programm fand großen Anklang. Ein großer Schwerpunkt des Round-Table-Gesprächs waren die beruflichen Perspektiven im Arbeitsfeld der Numismatik.  Am Ende waren sich alle Teilnehmenden und Dozierende einig: die Numismatic Atumn School soll wiederholt werden.

von Lydia Hofmann

Verbund „Numismatik in Münster“:
verschiedene Institute der WWU Münster
LWL-Museum für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum
Stadtmuseum Münster

Referierende:
Prof. Dr. Thomas Bauer (WWU)
Dr. Gerd Dethlefs (LWL)
Prof. Dr. Johannes Hahn (WWU)
Prof. Dr. Jan Keupp (WWU)
Stefan Kötz, M.A. (LWL)
Prof. Dr. Achim Lichtenberger (WWU)
Dr. Katharina Martin (HHU Düsseldorf)
Dr. Bernd Thier (Stadtmuseum Münster)

 

Innovationsworkshop "Eine Neue Prägung"
›Eine neue Prägung‹, κόμμα καινόν: Bei Aristophanes werden so und ähnlich neue Münzen, aber auch neue Götter (die des Euripides) und neue Bürger (die schlechten, natürlich) bezeichnet. In der Formulierung steckt also ein Doppelsinn; sie beschreibt Veränderungen in der Münzprägung ebenso wie Veränderungen in der Gesellschaft. Diesen Faden soll der Münsteraner Workshop aufnehmen. Er schließt dabei an Überlegungen an, die im hiesigen Arbeitskreis ›Geld als Medium in der Antike‹ entwickelt worden sind. Auf möglichst breiter empirischer Basis soll die Reichweite der These getestet werden, dass Geld nicht nur Vermittler von Informationen ist, sondern auch selbst gesellschaftliche Verhältnisse (in ihren Ausprägungen als Religion, Politik, Recht usw.) beeinflusst.
Gefragt wird nach dem ›Innovationspotential‹ von Münzen, und zwar im genannten Doppelsinn: Die Funktion von Münzen bei der Vermittlung und Formgebung von Innovationen soll ebenso thematisiert werden wie die Frage, inwiefern Münzen und Münzgeld als – technische oder mentale – Voraussetzungen von Innovationen gelten können. Ikonographische Analysen von Prägungen in Zeiten des Umbruchs sind hierfür ebenso interessant wie sozio-historische Fragestellungen (etwa nach der Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Teilbereiche oder anderen Folgen, die Einführung und Verwendung von Münzgeld in antiken Gesellschaften haben können). So kann die Frage, inwieweit Innovation durch Münzen ›geprägt‹ wird, von verschiedenen Perspektiven her beleuchtet werden.
Aus diesem Münsteraner Workshop ist ein Sammelband hervorgegangen, herausgegeben von Benedikt Eckhardt und Katharina Martin, der in der altertumskundlichen Reihe "Philippika" als Band 102 erschienen ist. Das Buch ist über den Harrassowitz-Verlag zu beziehen.

Bildwert Foto Ausschnitt

Workshop "BildWert"  
Am 17. und 18. Juni 2010 veranstaltete die Forschungsstelle Antike Numismatik zusammen mit Projekt B1 des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der WWU Münster einen Workshop mit dem Thema "BildWert. Nominalspezifische Kommunikationsstrategien in der Münzprägung hellenistischer Herrscher". Antike Münzen in ihrer Funktion sowohl als Zahlungsmittel als auch als Bildträger waren die zentralen Untersuchungsobjekte dieser internationalen Tagung. Zum einen wollten wir uns mit dem Phänomen der Instrumentalisierung der Münze als Kommunikationsmedium beschäftigen, zum anderen die Frage nach einer Wechselwirkung zwischen Bild und Geldwert stellen; dieser methodische Ansatz – erprobt bereits für die römische Kaiserzeit – sollte hier fokussiert werden auf die Zeit des Hellenismus (ca. 3.-1. Jahrhundert v.Chr.).
Da Münzen mit ihren Legenden und Bildern – je nach Werthaftigkeit – unterschiedliche Funktionen im Geldverkehr erfüllen, stellt sich die Frage, mit welcher Intention bestimmte Bilder, die damit unterschiedliche Adressaten ansprechen, bestimmten Nominalen zugeordnet werden. Wiederholt konnte eine offensichtlich zielgruppenspezifische Auswahl verschiedener Bildmotive – Herrscherbilder für den Hof und hochrangige Würdenträger sowie für internationalen Handel vs. Götterikonographie für alltägliche Geldgeschäfte auch der einfachen Bevölkerung beobachtet werden, was grundsätzliche Fragen nach Bedeutung und Instrumentalisierung der Münzbilder aufwirft.
Das Programm des Workshops können Sie hier einsehen; eine erste Zusammenfassung finden Sie  hier; inzwischen sind die Ergebnisse der Tagung im EUROS Bd. 2 publiziert.

Workshop "Das Diadem der hellenistischen Herrscher"
Zentrales Attribut hellenistischer Königsherrschaft war das Diadem. Der Titel basileus und das Tragen des Diadems scheinen untrennbar miteinander verknüpft. So lassen sich Herrscher der verschiedenen hellenistischen Dynastien auf ihren Münzen mit einer am Hinterkopf geknoteten Binde darstellen, deren Enden im Nacken herabfallen.
Die Herkunft dieses Herrschaftszeichen ist jedoch nach wie vor unklar, da die diskutierten politischen oder religiös-sakralen Erklärungsversuche (Entlehnung eines achämenidischen Herrschaftssymbols, Weiterentwicklung der griechischen Siegerbinde, Aneignung eines Götterattributs) in ihrer Ausschließlichkeit nicht überzeugen.
Um uns der Frage nach der Herkunft des hellenistischen Diadems anzunähern, wurden in dem Workshop daher Form, Tragweise und Verwendung von Binden und bandartigen Attributen als Distinktionsmerkmal in den verschiedenen von Alexander eroberten Kulturräumen (Persien, Vorderer Orient, Ägypten, Griechenland) von den Vertretern der einzelnen Fachdisziplinen vorgestellt und in ihrer jeweiligen Funktion und Bedeutung erörtert. Damit einhergehend wurde eine genau differenzierende Typologie von bandartigen Attributen anhand des überlieferten Denkmälerbestandes erarbeitet. Auf Grundlage dieser Typologie konnte in einer Zusammenschau der numismatischen, archäologischen und literarischen Quellen der verschiedenen Kulturräume die Herkunft des Diadems (Übernahme, Transformation oder Neuschöpfung?) als Ausdruck monarchischer Repräsentation neu hinterfragt werden.
Das Programm des Workshops finden Sie hier; die Ergebnisse sind als Band 1 der EUROS-Reihe publiziert.