Rezeptionsgeschichte

Obwohl bereits vermehrt im 18. Jahrhundert die ersten Reisende aus Babylonien, aber vor allem aus Persien, nicht nur berichteten, sondern auch die ersten bildlichen Zeugnisse altorientalischer Kulturen nach Europa brachten, begann der Aufschwung der Archäologie des Vorderen Orients erst mit der Entdeckung der assyrischen Paläste durch die Engländer und Franzosen kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Funde, die ins British Museum und in den Louvre kamen, waren durch Publikationen weit verbreitet. So liest man anlässlich der Aufführung des Stückes von Lord Byron Sardanapalus, das 1853 zum 1. Mal im ‚authentischen‘ Ambiente in London dargeboten wurde, in der Allgemeinen Zeitung: „Jede unserer Damen weiß wie ein assyrischer Sonnenschirm aussah, und mit der Form der Königskrone von Niniveh ist sie so vertraut wie mit dem neusten Muster Pariser Hüte“.

Die Wirkung der Funde auf die unterschiedlichsten Bereiche blieb nicht aus. So gelangten die assyrischen Reliefs als Gipsabgüsse eine weite Verbreitung in Museen und Universitätssammlungen. Ebenso wurden Bauten innen und außen mit altorientalischen Elementen versehen, auch die Malerei inklusive Bühnenbilder wurden beeinflusst. Biblische Darstellungen orientierten sich ebenso an den Publikationen über die Ausgrabungen wie Sammelkarten der unterschiedlichsten Anbieter. In der Architektur spielten besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Stufentürme eine wichtige Rolle und inspirierten die Baumeister zu ebensolchen Aufbauten bei europäischen und amerikanischen Gebäude. Das Interesse ließ aber nicht nach, wie man zum Beispiel an den Schmuckstücken von Elisabeth Treskow aus den 1960/70er Jahren sehen kann. Sie verarbeitete nicht nur altorientalische Steine, sondern beschäftige sich ebenso mit antiken Fassungen, die sie zum einen imitierte wie aber auch modern abwandelte.
2024 Die Wiener Secession und die Assyrer. Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft 156, 2024, 153–170.
2023 Ein monochromes Denkmal für die antike Farbigkeit. Gottfried Sempers assyrischer Genius am Naturhistorischen Museum in Wien, Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft 155, 2023 (2024), 155–164.
2022 Elisabeth Treskow und ihre Schüler. Alter Orient und moderne Goldschmiedekunst, Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft 154, 2022, 117–171.
2021 Eine versteckte Zikkurrat in Wien, Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft 153, 2021, 69–91.