Der ökologische Zustand junger Agroforst-Pflanzungen: Standortvergleich, Methodenentwicklung und frühe Maßnahmenbewertung
Antragsteller: Chiara Pohl, Teelke Meyenburg, Julia Binder, Thomas Middelanis
Fachbereich, Studienrichtung: FB 14, Geowissenschaften; Landschaftsökologie
Projekttitel: Der ökologische Zustand junger Agroforst-Pflanzungen: Standortvergleich, Methodenentwicklung und frühe Maßnahmenbewertung
Fördersumme: 4.950,00 Euro
Kontakt: t_midd01@uni-muenster.de
Projektbeschreibung:
Dieser Abschlussbericht ermöglicht uns erstmalig den Rückblick auf ein gesamtes, von diesem Punkt an abgeschlossenes Forschungsprojekt. Wir beginnen also den Bericht mit einem Rückblick auf den Beginn unseres Forschungsprojekts. „Der ökologische Zustand junger Agroforst-Pflanzungen: Standortvergleich, Methodenentwicklung und frühe Maßnahmenbewertung“ sollte die Initialzündung unserer studentischen Initiative sein, die als agroforst-monitoring ein Langzeit-Forschungsvorhaben darstellen wird. Konkret geht es darum Agroforstsysteme, also Gehölzstrukturen in der Agrarlandschaft, zu erforschen und Management-Entscheidungen anhand von landschaftsökologischen Zielindikatoren objektiv bewerten zu können. In seiner kurzen Laufzeit (März bis November 2022) stellt das beantragte und durchgeführte Forschungsprojekt eine in sich geschlossene erstmalige Anwendung der Forschungskonzepte aus agroforst-monitoring dar. Ziel des Projektes war eine interdisziplinäre ökologische Charakterisierung von drei Agroforstsystemen. Auf diesen Äckern und Wiesen haben Landwirt*innen in den letzten Jahren Baumstreifen gepflanzt, um bestimmte ökologische und ökonomische Effekte zu erzielen. Um Veränderungen des Anbausystems in Zukunft einordnen und bewerten zu können, braucht es Messdaten und viele weitere Informationen zum Ausgangszustand dieser Landnutzungssysteme. Wir haben im Verlauf des Projektjahres umfassende Erhebungen auf den drei Betrieben in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Dafür haben wir ausgewählte Methoden aus den Disziplinen der Bodenkunde, Mikroklimatologie, Botanik, Zoologie, Agronomie und Forstwissenschaften auf unser konkretes Forschungsthema angepasst. Zu einem großen Teil haben wir die Forschung in enger Kooperation mit ehrenamtlichen Laien, sogenannten Bürgerwissenschaftler*innen oder Citizen Scientists, umgesetzt. Die Citizen Scientists haben wir im Vorfeld in Lokalgruppen an den Höfen zusammengeführt und mit vielen einzelnen Workshops auf die Feldforschung vorbereitet. Dabei haben wir es als sehr kreative und produktive Atmosphäre wahrgenommen, ganz vielfältige Lokalgruppen aus interessierten Einzelpersonen und kommunal engagierten Vereinen im Wachsen zu begleiten. In diesem Forschungsnetzwerk haben wir und viele Ehrenamtliche in hoher Frequenz Bestimmungen, Messungen und Zählungen an drei Standorten zugleich durchführen können. Die daraus resultierende Menge an Daten und Ergebnissen, die zur Diskussion einladen, übersteigt den Umfang dieses Kurzberichts. Zu einem genaueren, wenn auch längst nicht allumfassenden Rückblick, laden wir auf unserer Internetseite ein: https://agroforst-monitoring.de/methoden_und_ergebnisse/
In diesen Ausführungen zu den Ergebnissen und methodischen Weiterentwicklungen wird deutlich, dass für uns das erklärte Ziel der kritischen Evaluation unserer Methodik im Projektverlauf eine zentrale Rolle eingenommen hat. An manchen Stellen brauchte es Mut, z.B. als wir die Methode der Hummel-Bestimmungen während der Kartiersaison umschrieben, um zumindest für die zweite Hälfte der Aufnahmen eine deutlich bessere Alternative testen zu können. An anderen Stellen brauchte es Geduld, bis wir und alle Freiwilligen sicher in der Identifikation der gewählten Zielarten waren. Der Großteil aller Aufnahmen verlief allerdings reibungslos und schnell entwickelten sich gute Forschungsroutinen. Im Rahmen von vielen Evaluationsrunden konnten wir unter uns und mit dem entstandenen Forschungsnetzwerk wertvolle Schlüsse aus der Feldforschung ziehen. Als Ergebnis dieses Wissenszuwachs möchten wir Anfang Februar 2023 einen komplett überarbeiteten Methodenkatalog zur landschaftsökologischen Erforschung von Agroforstsystemen für die Citizen Science-Anwendung veröffentlichen.
Aufgrund der Vielzahl an Überarbeitungen in der Datenerfassung, -übermittlung und -archivierung entwickeln wir weiterhin ein standardisiertes Datenmanagement. Die Anforderung aus diesem Bereich an ein großes Forschungsprojekt, zu dem wir im Laufe dieses Jahres heranwachsen konnten, haben wir zu Beginn unserer Arbeit unterschätzt. Aktuell erarbeiten wir Lösungen für unkomplizierte Abläufe von einer vereinfachten Eintragung bzw. Eingabe im Feld über eine öffentliche Datenbank bis hin zu niedrigschwelligen Skripten zur Datenauswertung. Auch wenn wir unter diesem Aspekt unserer Forschung bisher keine definierbaren Zielindikatoren vorweisen können, blicken wir sehr positiv auf das Forschungsprojekt zurück, da Grundlagen für und genauere Vorstellungen von skalierbaren Abläufen im Datenmanagement aufgebaut werden konnten.
Angesichts vieler erreichter Meilensteine und den synthetisierbaren Ergebnissen ist das Forschungsprojekt aus unserer Sicht zwar abgeschlossen, aber längst nicht beendet. Durch die langfristige Anwendung der nun geschaffenen Grundlagen sollen viele neue Prozesse in unserer Forschung einsetzen. Mit dem Konzept der Citizen Science, welches in unserem Projekt in allen Methoden Anwendung finden kann, möchten wir Innovationen in der Landwirtschaft dem kollektiven Erfahren, Verstehen und Evaluieren eröffnen. Zur klaren Wissenschaftskommunikation wurden im Austausch mit Landwirt*innen und lokalen Akteur*innen die zentralen Themenbereiche der weiteren Forschung definiert: „Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels“, „Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft“ und „Gesellschaftliche Einbettung der Landwirtschaft“. Um den Beitrag der Agroforstwirtschaft in diesen Bereichen zu erforschen, werden aufbauend auf das umgesetzte Forschungsprojekt Studierender ab 2023 insgesamt 15 naturwissenschaftliche und weitere sozialwissenschaftliche Methoden auf Agroforstflächen angewendet. Gleichzeitig soll das Betriebsnetzwerk um sechs neue Höfe erweitert werden. Der stetig wachsende Wissensgewinn soll dabei in die landwirtschaftliche Beratung und agrarpolitische Entscheidungsebenen zurückfließen, um die Nachhaltigkeits-Leistungen der Agroforstwirtschaft besser einordnen und weiter ausbauen zu können.