
Wo Tiere in Eintracht kuscheln und Füllhörner überquellen
Der Besuch im Archäologischen Museum der Universität Münster beginnt mit einer Offenbarung: Der älteste Friedensvertrag der Welt – in Fragmenten einer Kopie zu sehen – hat nicht etwa, wie es Katalog-Bilder vermuten lassen, wenigstens die Größe eines Din-A4-Blatts. Die historische Übereinkunft ist nur wenige Zentimeter groß. Für die Hieroglyphen braucht man, auch wenn man es ohnehin nicht entziffern kann, die Lesebrille.
Bei den Führungen durch die Ausstellung "Eirene/Pax – Frieden in der Antike", die meist von Archäologie-Studierenden geleitet werden, sind einige noch nie in Deutschland gezeigte Exponate zu bestaunen. Zum Beispiel das Original einer erstmals von der Münchner Glyptothek verliehenen Lekythos - das schadenfreie Aufstellen dieser Marmorvase war ein Balanceakt. "Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie sowie das Museum haben einige außergewöhnliche Leihgaben nach Münster geholt. Stücke, die sonst nur in Griechenland oder anderen weiter entfernten großen Museen wie im französischen Narbonne, Rom oder Berlin zu sehen sind. Derart thematisch gebündelt, war dies noch nie zu sehen", berichtet die Archäologin Saskia Erhardt, die sichtlich Spaß daran hat, anhand der seltenen Ausstellungsstücke über Zwie- und Eintracht im Altertum zu erzählen.
Die junge Wissenschaftlerin referiert über das Miteinander der Menschen im alten Orient und im antiken Griechenland. Krieg und Frieden im Wandel der Jahrhunderte werden deutlich. Der Zuhörer lernt nebenbei auch, was "Abklatsche" sind und welche Bedeutung sie als Überlieferungen von Inschriften haben. Auch eine sehr kleine Münze, die die wohl erste Taube als Symbol von Friedfertigkeit zeigt. Jedoch: "Die Taube als echtes Friedenssymbol gibt es erst seit Pablo Picasso. Darstellungen von 'Tier-Idylle' im Allgemeinen stehen aber schon seit der Antike symbolisch für ein friedliches Miteinander", erläutert die 23-Jährige.

Seinen Bezug zur Moderne findet der Wohlstands- und Friedensgedanke abschließend – auch als Bild in der Ausstellung zu sehen – im wohlgenährten "Wirtschaftswunder"-Minister Ludwig Erhard (und seiner Zigarre).
Die Führungen (immer sonntags 14.15 Uhr) laufen noch bis zum Ende der Sonderausstellung im September. Kosten eigens dafür entstehen nicht, lediglich der Eintritt ist zu entrichten.