Wissenschaftler analysieren Massenkonsum beim Kleidungskauf
Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben Leitlinien für die Beratung über einen nachhaltigen und umweltbewussten Umgang beim Kleidungskauf entwickelt. Ziel müsse es sein, erläutert Projektleiterin und Ökonomin Dr. Carolin Tewes, Verbraucher viel umfassender als bisher über den sogenannten Fast-Fashion-Zweig der Bekleidungsindustrie zu informieren. Diese Sparte mit preisgünstiger und äußerst kurzlebiger Mode sei mit Beratung zwar nicht aus der Welt zu schaffen, der Anteil könne aber durchaus reduziert werden. „Verbraucher müssen dafür stärker sensibilisiert und viel genauer etwa über die chemische Belastung der Textilien und spätere Wege der Entsorgung solcher Kleidungsstücke aufgeklärt werden“, betont die Wirtschaftswissenschaftlerin.
Eine Übersicht mit Beratungsleitfäden für verschiedene Käufergruppen ist ein Ergebnis der Studie „Fast Fashion – eine verbraucherorientierte Analyse zur Verringerung des Massenkonsums“. Carolin Tewes ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Gerhard Schewe an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und Geschäftsführerin der Forschungsstelle für allgemeine und textile Marktwirtschaft (FATM), ein An-Institut der WWU.
Das Projekt wurde vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung (KVF) NRW gefördert. Es unterstützt Verbraucherforschung, um eine Wissensbasis für wirtschaftspolitisches Handeln zu schaffen. Die Ergebnisse der münsterschen Forschung sollen Grundlage der künftigen Beratungsarbeit des KVF NRW zum Thema Bekleidung sein.
Aus Sicht von Carolin Tewes haben einige Einzelhändler den Wandel in der Textilindustrie verschlafen und geraten angesichts der Konkurrenz durch große Fast-Fashion-Anbieter unter Druck: „In den Städten haben gerade kleine lokale Bekleidungsläden nicht auf neue Handels- und Vertriebswege der Hersteller regiert und somit Umsätze eingebüßt.“ Im Besonderen mangele es an einer optimierten Ansprache der Zielgruppen und auch an der Ausweitung der Verkaufskanäle, um ein übergreifendes Kauferlebnis zu schaffen, beispielsweise durch ein begleitendes Online-Angebot. „Aber auch größere Unternehmen wie H&M oder Mango kommen aus der Mode und büßen Umsätze ein. Dies liegt unter anderem daran, dass sich das stationäre Geschäft nur schwach entwickelt“, ergänzt Carolin Tewes.
Auslöser der Forschungen war, dass es in der Bekleidungsindustrie in den vergangenen Jahren einen Wandel gab, bei dem Bekleidung mehr und mehr zu einer kaum geschätzten Wegwerfware wurde.