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Münster (upm/ch)
Die alte Buche wurde umgekippt - diese Aufnahme entstand unmittelbar danach.<address>© WWU/fs</address>
Die alte Buche wurde umgekippt - diese Aufnahme entstand unmittelbar danach.
© WWU/fs

"Ökologisches Habitat bleibt bestehen"

Experten kippen 200 Jahre alte Blutbuche im Schlossgarten / Langzeitprojekt läuft weiter

Dass ein Baum gefällt wird, ist nicht ungewöhnlich. Wohl aber, dass eine rund 200 Jahre alte und etwa zehn Tonnen schwere Blutbuche mit schwerem Gerät aus dem Boden gezogen und mitsamt Wurzelresten auf die Seite gekippt wird – so geschehen am Montag, 21. September, im Schlossgarten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Die Überreste der abgestorbenen Blutbuche sind Teil eines Langzeit-Projekts, bei dem der tote Baum als Lebensraum für zahlreiche Arten erhalten werden soll und möglichst wenig in den natürlichen Zersetzungsprozess eingegriffen wird. Da die Standsicherheit des Buchentorsos gemäß gutachterlicher Untersuchung für die Zukunft jedoch nicht mehr gewährleistet werden konnte, entschied sich die WWU jetzt für diese Lösung. So kann das Projekt naturnah fortgeführt werden, ohne dass Besucher des Schlossgartens gefährdet sind.

"Der Baum bleibt auch liegend als ökologisches Habitat bestehen. Die sogenannte Altholzinsel dient beispielsweise Kleinsäugern und vielen Käferarten als Unterschlupf und Nahrungsgrundlage", erläutert Oliver Tiedemann, Geschäftsführer des Tecklenburger Baumfachbetriebs "Grüner Zweig". In Nordrhein-Westfalen seien etwa 1000 Käferarten auf Totholz angewiesen, außerdem wachsen auf totem Buchenholz etwa 60 Pilzarten.

Vor der Fällung hatten Artenschutz-Sachverständige der Firma gemeinsam mit Fledermaus-Experten geprüft, ob Kleinsäuger in dem hohlen Stamm hausen - dies war nicht der Fall.