Forschung in den Niederungen konkreter Probleme
Prof. Dr. Renate Mayntz, emeritierte Gründungsdirektorin des
Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln, ist mit dem
"Ernst Hellmut Vits-Preis 2008" der Gesellschaft zur Förderung der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ausgezeichnet worden. Die
international bekannte Soziologin erhielt den mit 20.000 Euro dotierten Preis
am Donnerstag, 27. November 2008, im Schloss zu Münster.
Der Förderkreis der Universität Münster würdigte mit der Verleihung des
Vits-Preises an Renate Mayntz deren Verdienste um die Gründung der
Organisationssoziologie in Deutschland. Wissenschaftliche Pionierarbeit habe
sie auch im Bereich der Verwaltungswissenschaften geleistet. Für den münsterschen
Politikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Schubert, der die Laudatio bei der
Preisverleihung hielt, zählt Mayntz zu den profiliertesten deutschen Forschern
in der wissenschaftlichen Analyse politischer Steuerung, der Politikfeldanalyse
und den modernen Verwaltungswissenschaften. Dabei habe sie sich immer wieder in
die „Niederungen" konkreter Probleme und ihrer Lösungen herabgelassen, „ja es ist
geradezu zu ihrem Markenzeichen geworden, dass sie ihre Forschungsanstöße und
Anregungen für theoretische Fragestellungen gerade aus diesen Niederungen
schöpft und für diese nutzbar macht."
Renate Mayntz, geboren 1929 in Berlin, wurde nach dem Studium und einem
ersten Auslandsaufenthalt in den USA 1953 an der FU Berlin promoviert. Der
Tätigkeit am UNESCO-Institut für Sozialwissenschaften in Köln folgt 1957 die
Habilitation in Berlin. Von 1965 bis 1971 ist sie Lehrstuhlinhaberin für
Soziologie an der FU Berlin, anschließend an der Hochschule für
Verwaltungswissenschaften in Speyer und der Universität zu Köln. Von 1985 bis
zu ihrer Emeritierung im Jahr 1997 übernimmt Prof. Mayntz als Gründungsdirektorin
die Leitung des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln. Für
ihre wissenschaftlichen Verdienste ist sie in den vergangenen Jahrzehnten immer
wieder ausgezeichnet und geehrt worden, unter anderem mit Ehrenpromotionen der
Universitäten Uppsala und Paris-Nanterre sowie des Europäischen
Hochschulinstituts in Florenz. Für ihr "herausragendes wissenschaftliches
Lebenswerk" erhielt sie 2006 den Preis der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie.
Der mit 20.000 Euro dotierte "Ernst Hellmut Vits-Preis" der
Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wird
seit 1970 alle zwei Jahre für einen hervorragenden wissenschaftlichen Beitrag
verliehen, "durch den Wege zur geistigen und materiellen Verbesserung des
Lebens in der von Wissenschaft und Technik bestimmten Welt gewiesen
werden". Er ist benannt nach dem langjährigen Vorsitzenden der
Gesellschaft Ernst Hellmut Vits (1903 - 1970). Zu den bisherigen Preisträgen
zählen unter anderem der Biochemiker Adolf Butenandt, der
Wirtschaftstheoretiker Alfred Müller-Armack, der Zoologe Bernhard Rensch und
der Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker.