Ausgezeichnete Mitarbeiter und Studenten
Das Urteil über die Westfälische Wilhelms-Universität Münster war eindeutig. "Eine wunderschöne und höchst lebendige Universität", urteilte Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles beim Neujahrsempfang der WWU. Und sie trat unmittelbar danach auch den Beweis an: Sie überreichte ausgezeichneten Wissenschaftlern und Studenten die Universitätspreise 2009 im Gesamtwert von mehr als 100.000 Euro.
Prof. Nelles nutzte die Feierstunde, zu der rund 400 Gäste ins Schloss gekommen waren, um ihr Bild von der WWU vorzustellen. Die münstersche Hochschule sei weder eine "sleeping beauty", eine schlafende Schönheit, noch ein träger Tanker - sondern vielmehr eine Flotte. "Genauer gesagt ein Flottenverbund, der sowohl in seinen Einzelteilen als auch in seiner Gesamtheit seine Qualitäten hat."
Vorgestellt wurde auch der neue Imagefilm der WWU, der in knapp zehn Minuten ein lebendiges Bild der Universität zeigt und Hochschullehrer, Studierende und Mitarbeiter zu Wort kommen lässt. Umrahmt wurde die Veranstaltung mit Exponaten aus der Ausstellung „Imaginary - mit den Augen der Mathematik", die Dokumentation des münsterschen Experiments zur "BepiColombo"-Mission der ESA sowie einer Auswahl aus dem reichen Schaffen des Karikaturisten Rudolf Schöpper, der im vergangenen Jahr sein umfangreiches Archiv der Universitäts- und Landesbibliothek zur Verfügung gestellt hat. Diese Bilder sind noch bis Anfang Februar im Schloss zu sehen.
Der Lehrpreis, dotiert mit 30.000 Euro, ging zu gleichen Teilen an Prof. Dr. Gereon Heuft von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie für die erfolgreiche Entwicklung eines neuen Lehrkonzeptes zur Erfahrung von Medizinstudierenden mit ärztlichen Gesprächssituationen mit psychosomatisch erkrankten Patienten. Ausgezeichnet wurde auch die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Annette Zimmer für die erfolgreiche Entwicklung, Implementierung und Durchführung eines Planspiels zu Interessenvertretung und Lobbying als alternative Veranstaltungsform mit Vorbildcharakter.
Heuft hat ein Konzept für ein deutlich effektiveren Lernens in einem situativen Kontext entwickelt. Die Studierenden der Medizinischen Fakultät trainieren in realistisch nachgebildeten Situationen komplexe ärztliche Prozessabläufe. Dabei werden insbesondere die kommunikativen Kompetenzen der angehenden Mediziner und Medizinerinnen geschult. Das Planspiel von Annette Zimmer wurde erfolgreich als alternative Veranstaltungsform mit Vorbildcharakter bei den Politikwissenschaftlern etabliert. Daneben wird die unmittelbare Einbindung der Studierenden in die Konzeption von Lehrveranstaltungen und Lernmaterialien als sehr positiv für den Lernerfolg eingeschätzt.
Den mit 20.000 Euro dotierten Frauenförderpreis erhielten zu gleichen Teilen Inga Zeisberg mit dem Projekt „Mut zu MINT" und Christa Fruhner-Hamachers stellvertretend für die Arbeitsgruppe Hochschulsekretariate im Netz - „HoSeN". Inga Zeisberg ist Geschäftsführerin des Experimentierlabors "MExLab Physik" und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Angewandte Physik. Sie hat sich in vielfältiger Weise um die Förderung von Frauen in der Physik - unter anderem mit der Physikerinnentagung 2008, dem BMBF-Projekt „Light up your life" und dem "ZDI Schülerlabor MEXLab wissen.leben.experimentieren" - verdient gemacht. Mit den Mitteln des Förderpreises soll ein von ihr aktuell geplantes Projekt zur speziellen Förderung von Frauen in Naturwissenschaft und Technik unterstützt werden.
Die Jury hat sich bewusst dafür entschieden, auch die Initiative "HoSeN" für die Vergabe des Frauenförderpreises vorzuschlagen. Damit ging der Preis in diesem Jahr zur Hälfte in einen Bereich, in dem Frauen keinesfalls unterrepräsentiert sind, sondern quantitativ zu weit über 90 Prozent die deutliche Mehrheit der Gruppe bilden: Die Beschäftigten in Hochschulsekretariaten, deren Vernetzung im Rahmen des Preisprojektes gefördert wird, sehen sich seit mehreren Jahren mit einem rasanten Wandel an ihrem Arbeitsplatz mit ständig steigenden Kompetenzanforderungen konfrontiert. Gefordert ist in den Universitäten faktisch modernes Hochschulmanagement - auch auf der Ebene der Sekretariate. Erfolgreich lernende Organisationen sind dabei solche, deren Mitglieder sich effektiv, sach- und projektbezogen vernetzen. Die Gruppe der weiteren Beschäftigten, die in Sekretariaten tätig sind, zielen mit der Initiative "HoSeN" genau auf diese Vernetzung ab.
Jeweils 7.500 Euro erhielten die Doktoranden, die mit dem Dissertationspreis ihrer Fakultät ausgezeichnet wurden.
Theologische Fakultäten Thomas Micklich "Kommunikation des Glaubens. Zum Problem der 'Gottesbeziehung' als Fundamentalkategorie praktisch-theologischer Theoriebildung"
Juristische Fakultät Pascal Schumacher "Innovationsregulierung im Recht der netzgebundenen Elektrizitätswirtschaft"
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ann-Marie Nienhaber "Markteinführung von Produktinnovationen in der Medizintechnik. Eine empirische Untersuchung zur Ausgestaltung des Kommunikations-Mix"
Medizinische Fakultät Tobias Lange "Reduced number of CFTR molecules in erythrocyte plasma membrane of cystic fibrosis patients"
Philosophische Fakultät Philipp Stenzig "Der 'Tractatus de oratoribus' des Paris de Grassi Botschafterzeremoniell am Papsthof der Renaissance"
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät Matthias Meiners "Ein gewichtetes Verzweigungsmodell und seine Anwendungen in der Analyse stochastischer Fixpunktgleichungen"
Auch der Studierendenpreis für außergewöhnliches Engagement in Höhe von 2.500 Euro wurde geteilt und ging an Malte von Lojewski und Sebastian Darimont von der Initiative "SIFE" (Students in Free Enterprise) und an Peter Brinkrolf für sein herausragendes Engagement in der Fachschaft Medizin und für die Initiierung zahlreicher Projekte, die von Studierenden geleitet werden. "SIFE" zielt darauf ab, dass Studierende Bedürftigen helfen, indem sie ihr praktisches Wissen vermitteln. Bedürftigkeit, lokaler Bezug und Nachhaltigkeit sind die Schlüsselkriterien für die Auswahl der betreuten Projekte. Stets geht es darum, zum einen die studentischen, aber besonders die unternehmerischen Fähigkeiten Dritter weiterzuentwickeln. Peter Brinkrolf hat durch sein uneigennütziges Engagement zahlreiche Projekte, die er gemeinsam mit anderen Medizinstudierenden durchgeführt hat, initiiert und betreut, so das Teddybär-Krankenhaus, die Erstsemesterbetreuung und das Projekt "Mit Sicherheit verliebt". Zu den besonderen Aktivitäten des Preisträgers zählt auch das in 2009 zum dritten Mal an der Medizinischen Fakultät veranstaltete Benefiz-Konzert "Sommer-Fieber".
Ebenfalls vergeben wurde der mit 15.000 Euro dotierte Preis der Sybille-Hahne-Stiftung. Er ging an den Privatdozenten Dr. Johannes Heyers von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät für seine Habilitationsschrift "Kollusionsfördernde Maßnahmen. Facilitating Practices zwischen Markttransparenz und Geheimwettbewerb, Aktionsverbundenheit und Selbständigkeitspostulat". Vor allem die Genauigkeit und gedankliche Schärfe, mit der er sich mit ökonomischen Themen auseinandersetzt, sie würdigt, kritisch neu durchdenkt oder weiterdenkt, zum Teil auch widerlegt, steche heraus, so die Begründung der Jury. Gleichermaßen überzeugen die für das Kartellrecht und seine Anwendung im Einzelnen gefundenen Lösungen angesichts ihrer Eigenständigkeit und Differenziertheit. Ein besonderer Wert dieser Arbeit liegt zudem darin, dass Johannes Heyers im Rahmen seiner wettbewerbstheoretischen Grundlegung niemals den Bezug zu der juristischen Fragestellung verliert.