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Münster (upm/tz).
Juniorprofessorin Dr. Katharina Schmidt zeigt ihre Kufiya, die im arabischen Raum traditionell als Kopfbedeckung verwendet wird. Sie hat das weiße Tuch um die Schultern gelegt und steht vor einer Regalwand mit viele Büchern.<address>© Uni MS - Johannes Wulf</address>
Juniorprofessorin Dr. Katharina Schmidt zeigt ihre Kufiya, die im arabischen Raum traditionell als Kopfbedeckung verwendet wird.
© Uni MS - Johannes Wulf

Was vom Königreich übrig blieb

Stiftungsprofessorin Katharina Schmidt forscht in der Südlevante

Wahrscheinlich werden nicht alle sofort wissen, wovon genau die Rede ist, wenn Juniorprofessorin Dr. Katharina Schmidt ihr Forschungsgebiet benennt: die Südlevante. Es handelt sich um den Süden des östlichen Mittelmeerraums, zu dem zum Beispiel Jordanien, Palästina und Israel gehören. Seit 2023 lehrt und forscht die Archäologin auf Basis einer Stiftungsprofessur für Biblische Archäologie und Archäologie der Südlevante an der Universität Münster. Die Stiftungsprofessur ist eine gemeinsame Berufung der Universität Münster, des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes. Für die ersten sechs Jahre übernimmt das DAI die Finanzierung.

Das spezifische Arbeitsgebiet von Katharina Schmidt gibt es nur selten an anderen Universitäten in Deutschland. „Der biblische Teil des Namens ist historisch bedingt und kommt daher, dass die ersten Forscher in diesen Gebieten vor allem ein Interesse an der hebräischen Bibel hatten“, erklärt sie.

Katharina Schmidt sucht und untersucht die materiellen Hinterlassenschaften im Boden und rekonstruiert daraus die Vergangenheit. So zum Beispiel auf der Zitadelle der jordanischen Hauptstadt Amman. Mit Studierenden verschiedener Fächer führt sie dort Grabungen durch. Ihre Hypothese lautet: Auf einem Teil des Zitadellenhügels muss sich der Königspalast des Königreichs Ammon befunden haben. „Wir haben bereits Teile von Statuen gefunden, die unsere These unterstützen“, erzählt sie. Sie wird nicht müde, die Arbeit der Studierenden zu loben. „Mit einer Kufiya auf dem Kopf arbeiten sie ausdauernd und fokussiert auf der Ausgrabung in der Hitze Jordaniens von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.“

In einem weiteren Projekt konzentriert sie sich auf Bergsiedlungen. In Südjordanien, im heutigen Gebiet des alten Königreichs Edom, untersucht Katharina Schmidt Dörfer und prüft, wie sie mit dem damaligen Königreich in Verbindung standen. „Wir fliegen einige Siedlungen mit Drohnen ab, um uns ein Bild zu machen“, sagt sie. „Aber häufig müssen wir auch selbst die steilen Felswände erklimmen.“

Die besondere Ausgestaltung ihrer Stiftungsprofessur gibt ihr die Möglichkeit, ihr Jahr aufzuteilen. Katharina Schmidt verbringt die eine Hälfte des Jahres an der Universität, während des Sommersemesters mit Grabungen und Forschungsarbeiten hält sie sich in der Südlevante auf. „Als wissenschaftliche Referentin bin ich auch Ansprechpartnerin vor Ort in Amman und Jerusalem und werde in den dortigen Kulturbetrieb eingebunden“, berichtet sie. In Amman und Jerusalem hat sie schon vor ihrer Berufung Forschungsinstitute geleitet und in verschiedenen Projekten gearbeitet, noch immer hat sie in beiden Städten ein Büro. „Beide Orte sind meine zweite Heimat. Ich kann mir ein Leben, ohne dort vor Ort zu sein, nicht mehr vorstellen.“

Autor: Tim Zemlicka

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, 29. Januar 2025.

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