Weihnachtstraditionen an der Uni Münster
Von weihnachtlichen Experimenten über sportliche Aktivitäten bis hin zu internationalen Bräuchen: An der Universität Münster haben sich viele Traditionen etabliert, die auf die besinnlichen Tage des Jahres einstimmen. Eine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor.
Wissenschaft am Weihnachtsbaum
Eine Herzmuskelzelle, die unter dem Mikroskop aussieht wie ein Sternchen, schmückte vor neun Jahren unsere erste Weihnachtskugel. Seitdem geben wir mit einer kleinen Portion „Wissenschaft am Weihnachtsbaum“ Einblicke in die aktuelle biomedizinische Forschung. In diesem Jahr schimmert unsere Kugel in Silber und Gold. Sie zeigt Nervenfasern im Gehirn einer Maus, die mit der Magnetresonanztomographie sichtbar gemacht wurden. Die wunderschönen Bilder faszinieren uns immer wieder. Gleichzeitig sind sie mit einer großen Ernsthaftigkeit verbunden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unserem Netzwerk erforschen mit bildgebenden Verfahren, wie sich Organismen entwickeln und im gesunden Gleichgewicht bleiben, aber auch, was bei Erkrankungen passiert. Ein Tipp fürs neue Jahr: Weitere Bilder aus der Forschung sind bald in einer Ausstellung im Multiscale Imaging Centre zu sehen. uni.ms/zellen-in-bewegung
Doris Niederhoff und Nina Knubel, Wissenschaftskommunikation im Cells in Motion Interfaculty Centre
Glühwein, Plätzchen und Weihnachtsstimmung
Eine beliebte Tradition an unserem Institut ist das Glühweintrinken nach den Abschlusspräsentationen im Rahmen der Erstsemester-Vorlesung „Einführung in die Wirtschaftsinformatik“. Seit den 2010er-Jahren lädt das WI-Net (Alumni-Netzwerk) Studierende und Beschäftigte des Instituts ein, gemeinsam den Präsentationstag bei Glühwein und Plätzchen gemütlich ausklingen zu lassen. Das unkonventionelle Zusammenkommen schafft Raum für Begegnung und Austausch und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Dieser weihnachtliche Abschluss rundet den stressigen Präsentationstag mit einer entspannten und geselligen Note ab. Wenn also die letzten Foliensätze präsentiert wurden und der Glühwein dampft, dann wissen wir, dass Weihnachten kommen kann – zumindest in der Wirtschaftsinformatik.
Dr. Katrin Bergener, Institut für Wirtschaftsinformatik
Mistelzweig und Weihnachtsduft
Im Botanischen Garten läuten wir die Adventszeit seit 2018 mit der Führung „Mistelzweig und Weihnachtsduft“ ein, da viele Weihnachtsbräuche mit Pflanzen verbunden sind. In der Führung geht es um den klassischen Weihnachtsbaum, aber auch um Stechpalme, Mistel, Gewürze wie Zimt und Anis und winterblühende Pflanzen, etwa den Weihnachtsstern oder die Christrose. Zum Glück sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stets wetterfest ausgerüstet, denn wir haben sie schon bei zwölf Grad, Dauerregen oder Schnee durch den Garten geführt. Zum Abschluss werden die Weihnachtsgewürze in Form von Kuchen und alkoholfreiem Punsch, dank der Unterstützung des Fördererkreises, verkostet. Bei gemütlicher Atmosphäre tauscht man sich über familieneigene Traditionen aus – ein stimmungsvolles Erlebnis für alle Gäste und Beschäftigten, das oft schon Monate vorher ausgebucht ist.
Dr. Mirja Hentschel, Botanischer Garten
Schwedische Weihnacht
Seit vielen Jahren feiern wir am Institut für Skandinavistik im Dezember das Luciafest. Die schwedische Tradition, die es mittlerweile auch in den anderen skandinavischen Ländern gibt, war ursprünglich ein Lichterfest in der dunkelsten Zeit des Jahres. Die Feier beginnt traditionell mit dem Luciazug, bei dem die Lucia mit einer Lichterkrone im Haar und begleitet von einem Chor in weißen Gewändern in den Raum einzieht. Dabei wird das schwedische Lied „Sankta Lucia“ gesungen. Feste Bestandteile unserer Institutsfeier sind außerdem skandinavische Weihnachtslieder („Musevisan“), ein Mitbring-Buffet mit Glögg und anderen skandinavischen Spezialitäten und der besondere Höhepunkt, wenn unser Norwegisch-Dozent die Weihnachtsgeschichte „Snekker Andersen“ vorliest. Das Luciafest ist all unseren Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ans Herz gewachsen und aus unserem Institutsleben nicht mehr wegzudenken.
Hannah von Legat, studentische Hilfskraft am Institut für Skandinavistik
Christvesper in der Universitätskirche
Viele Menschen aus Münster schätzen die Christvesper in der evangelischen Universitätskirche aufgrund ihrer besonderen Atmosphäre. Alljährlich findet sie am Heiligen Abend um 18 Uhr statt. Im Zentrum des Gottesdienstes stehen die traditionelle Verlesung der Weihnachtsgeschichte, eine Predigt sowie das gemeinsame Singen weihnachtlicher Choräle. Zudem wird der Altarraum festlich geschmückt. In diesem Jahr gestalten Prof. Dr. Reinhard Achenbach und Universitätsprediger Prof. Dr. Traugott Roser die Christvesper. Die musikalische Begleitung übernehmen Universitätskantorin Prof. Ellen Beinert (Orgel), Jochen Schiel (Trompete) und Jochen Schüle (Posaune). Der Begriff „Christvesper“ leitet sich vom lateinischen Wort „Vesper“ (Abend) ab und verweist auf die Tradition des abendlichen Stundengebets.
Gereon Terhorst, Seminar für Praktische Theologie und Religionspädagogik, Evangelisch-Theologische Fakultät
„Jauchzet, frohlocket!“
Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium (BWV 248) gehört seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zum festen Repertoire musikalischer Rituale. Aufgeführt als Ganzes oder in Teilen behauptet es auch in der studentischen Musizierpraxis in Münster seit vielen Jahren einen festen Platz. Die Komposition erklang das erste Mal im Jahre 1734 in der Leipziger Thomaskirche. Formal handelt es sich um eine Folge von sechs Kantaten, die an verschiedenen Tagen des Weihnachtsfestkreises (zum Beispiel Weihnachten, Neujahr, Epiphanias) ihren liturgischen Platz haben. Und so übernehmen die Texte aus dem Lukasevangelium, dem evangelischen Gesangbuch sowie neugedichtete Passagen, überwölbt durch Bachs grandiose Musik, eine exegetische Funktion: Das Wunder der Christgeburt wird aus unterschiedlichen und kunstvoll miteinander verflochtenen Perspektiven beleuchtet und gedeutet.
Prof. Dr. Jürgen Heidrich, Institut für Musikwissenschaft
Glüh- und Funkel-Mitmach-Experimente
Es ist Tradition in der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO), die Vorweihnachtszeit mit einem gemütlichen Teamtreffen mit Lichtern, Keksen und Kinderpunsch einzuläuten. Nach Dienstschluss geht es auf den Weihnachtsmarkt. Dass Q.UNI, die Kinder- und Jugend-Uni, die zur AFO gehört, Neugier und Experimentierfreude bei Kindern weckt, ist bekannt. Um auch die Kolleginnen und Kollegen zu begeistern, gibt es exklusiv „Glüh- und Funkel-Mitmach-Experimente“: eine kreative Verbindung von Wissenschaft und Weihnachtsstimmung. Im vergangenen Jahr erzeugte das Team durch das Mischen von Essig und Backpulver Kohlenstoffdioxid und löschte damit ein Teelicht. Zudem brachte es einen im Wasser liegenden Kastanienzweig unter UV-Licht-Bestrahlung zum Leuchten. „Klasse, was Q.UNI jedes Jahr aus der Weihnachtsmütze zaubert“, betont AFO-Leiter Dr. Thomas Bilda. Jessica Oertel, Q.UNI-Projektleiterin, ergänzt: „Auch in diesem Jahr freuen wir uns darauf, das vorweihnachtliche Experimentieren fortzusetzen.“
Simone Mäteling, Arbeitsstelle Forschungstransfer
Spendenaktion für besondere Projekte
Als Förderverein der Universität Münster unterstützt die Universitätsgesellschaft Münster e. V. seit mehr als 100 Jahren die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis und die für die Studierenden geschaffenen gemeinnützigen Einrichtungen. Traditionell sammeln wir jährlich mit einer Weihnachtsspendenaktion Geld für ein besonderes Projekt. So wurden in der Vergangenheit beispielsweise die Renovierung des Landhauses Rothenberge, das Archäologische Museum oder auch der Corona-Notfonds gefördert. In diesem Jahr unterstützen wir den Hochschulsport bei der Anschaffung mobiler Flutlichtanlagen. Die Sportflächen können so auch in der dunklen Jahreszeit in den späten Nachmittags- und Abendstunden genutzt werden, wovon besonders die Studierenden und Beschäftigten der Universität profitieren. Wir freuen uns über Ihre Spende! www.uni-muenster.de/Foerderer
Dr. Barbara Kolany-Raiser, Geschäftsstellenleiterin der Universitätsgesellschaft Münster e. V.
Sechs Jahrzehnte Nikolausturnier
Anlässlich des 50. Nikolausturniers im Jahr 2013 resümierte Hansjürgen Frowein: „Dass das mal so groß wird, damit hätte niemand gerechnet“. Als Student und Sportreferent des AStA hatte er das Nikolausturnier im Dezember 1963 aus der Taufe gehoben. Eine langjährige Tradition: In diesem Jahr findet die größte Breitensportveranstaltung an deutschen Hochschulen zum 59. Mal statt. Studierende aus allen Ecken Deutschlands kommen zusammen, um die Vorweihnachtszeit sportlich einzuläuten. Das gilt auch für das Team des Hochschulsports. „Wir freuen uns jedes Jahr auf das Turnier“, sagt Jan Philipp Müller, Leiter des Hochschulsports. „Mit dem Großevent rund um den Nikolaustag stimmen wir uns auf die bevorstehende Weihnachtszeit ein.“ Mit rund 2.000 Teilnehmenden hat das Nikolausturnier seinen Charakter über fast 60 Jahre bewahren können: Sport und Ehrgeiz ja, Gewinnen gerne – aber nicht um jeden Preis und schon gar nicht, wenn dabei der Spaß auf der Strecke bleiben könnte.
Paula Mertens, Hochschulsport
Ausstellung für Groß und Klein
Seit 2019 zeigt das Bibelmuseum im Advent eine Weihnachtsausstellung für Groß und Klein, die die Weihnachtsgeschichte mit Kunst- und Kulturobjekten verbindet. Die Ausstellung erläutert, wie Weihnachten als zentrales christliches Fest unser Leben und unsere Traditionen prägt. Objekte aus verschiedenen Epochen stehen für unterschiedliche Traditionen. Die Gäste können für sich beantworten, was das Fest für sie persönlich bedeutet. Auf das begleitende Adventsbasteln freuen sich sowohl die Kinder als auch die Mitarbeitenden. In diesem Jahr gibt es eine Ausnahme von der Tradition, statt der Weihnachts- wird die Sonderausstellung „Körper. Kult. Religion“ des Exzellenzclusters Religion und Politik gezeigt. Das Adventsbasteln findet trotzdem statt: Am 14. und 21. Dezember sind alle interessierten Kinder eingeladen.
Dr. Jan Graefe, Kustos des Bibelmuseums
Seasonal Celebration
Lokale Weihnachtstraditionen treffen auf internationale Bräuche: Einmal im Jahr findet in der Vorweihnachtszeit die „Seasonal Celebration“ statt – initiiert vom Welcome Centre des International Office, das bis heute die Organisation verantwortet. Dabei präsentieren internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre kulturellen Traditionen – lokale Weihnachtsbräuche und das gemeinsame Singen von Liedern finden ebenso einen Platz. Bisher waren unter anderem die Jahresfeiern von China, Ukraine, Schweden, Niederlande und Mexiko vertreten. So ergibt sich eine „Verbindung von deutschen und internationalen Traditionen“ und „die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen, das gerade in der heutigen Zeit für den Zusammenhalt der Wissenschaft als gesellschaftliche Kraft sehr wichtig“ ist, betont Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor für Internationales und Transfer, für den der Termin jedes Jahr fest im Kalender steht.
Sabine Lange, Welcome Centre des International Office
Weihnachtsvorlesung
Im vollen, dunklen Hörsaal herrscht andächtige Stille. Nur vorne beleuchtet eine UV-Lampe in violettem Licht einen kniehohen Standzylinder. Zu sphärischer Musik „bluten“ aus einem Kastanienzweig bläuliche Schlieren. Einen Spatelschwenk später erscheint eine leuchtend rote Wolke, formt Tentakel, die sich zum Boden des Gefäßes winden. Dann füllt neongelber Nebel die letzten dunklen Lücken aus. Solche Szenen sind typisch für die öffentliche Weihnachtsvorlesung des Fachbereichs Chemie und Pharmazie. Diese findet seit mehr als 50 Jahren alle ein bis zwei Jahre im Dezember statt. Die genaue Ausgestaltung ist so verschieden wie die wechselnden Teams der chemischen Institute, die sie über Monate hinweg vorbereiten. Egal ob informative Show-Vorlesung oder humorvolle Geschichten zum Weihnachtsfest: Für die Studierenden und Beschäftigten ist die Weihnachtsvorlesung eine liebgewonnene Tradition.
Dr. Hauke Engler, Dekanat Fachbereich Chemie und Pharmazie
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 8, 11. Dezember 2024.