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Münster (upm/bhe).
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Forschungsvorhaben „Bāḥra ḥassāb: Wissensüberlieferung in Äthiopien und Eritrea von der Antike bis zur Neuzeit“ im Rahmen des Emmy-Noether-Programms mit rund 1,3 Millionen Euro.<address>© Robert Matzke</address>
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Forschungsvorhaben „Bāḥra ḥassāb: Wissensüberlieferung in Äthiopien und Eritrea von der Antike bis zur Neuzeit“ im Rahmen des Emmy-Noether-Programms mit rund 1,3 Millionen Euro.
© Robert Matzke

Emmy-Noether-Förderung für Philologin

Daria Elagina untersucht die Wissenstradition Äthiopiens und Eritreas

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert Dr. Daria Elagina im Rahmen des Emmy-Noether-Programms mit rund 1,3 Millionen Euro. Damit kann die Philologin in den kommenden sechs Jahren eine eigene Forschungsgruppe am Institut für Ägyptologie und Koptologie der Universität Münster mit dem Titel „Bāḥra ḥassāb: Wissensüberlieferung in Äthiopien und Eritrea von der Antike bis zur Neuzeit“ aufbauen. Die DFG richtet insgesamt zwölf neue Emmy-Noether-Gruppen ein. Die Förderlinie soll herausragenden Nachwuchsforscherinnen und -forschern wissenschaftliche Unabhängigkeit bieten und sie für eine Hochschulprofessur qualifizieren. Daria Elagina forscht derzeit noch am Asien-Afrika-Institut (AAI) der Universität Hamburg und wechselt im Januar für das neue Forschungsvorhaben nach Münster.

Das Hochland von Eritrea und Nordäthiopien, ein Land der schriftlichen Zivilisation aus dem 1. Jahrtausend v. Chr., ist ein Kulturraum mit einer besonders langen und ununterbrochenen Manuskripttradition. Neben anderem literarischem Erbe hat die Manuskriptkultur Äthiopiens und Eritreas über viele Jahrhunderte hinweg ein Korpus von Texten und grafischen Elementen überliefert, das in der äthiopischen Kultur traditionell als „bāḥra ḥassāb“ bezeichnet wird. Es vermittelt traditionelles Wissen zum Kalender, zur Chronologie, Astronomie, Kosmologie, Astrologie, Meteorologie, zu Orientierungen, Wahrsagerei und viele weitere Aspekte. Viele Elemente dieses Korpus sind ausländischen (zum Beispiel hellenistischen, arabischen oder europäischen) Ursprungs. Diese fremden Elemente waren in die äthiopische Manuskriptkultur integriert und prägten eine lokale Wissenstradition, die bis heute überlebt hat.

Das Korpus von „bāḥra ḥassāb“ ist ein bedeutendes Element der Kultur Äthiopiens und Eritreas, eine wichtige Quelle für den Vergleich mit anderen Manuskriptkulturen und ein besonderes Beispiel einer nicht-westlichen epistemischen, also Wissenstradition. Trotz einiger wichtiger und tiefgreifender Beiträge sind Umfang, Ursprung und Elemente dieses Korpus bislang wenig erforscht. Die neue Emmy-Noether-Gruppe untersucht die Texte nun erstmals umfassend aus philologischer und manuskriptologischer Perspektive. Ziel ist es, ein systematisches und umfassendes Verständnis von „bāḥra ḥassāb“ zu erstellen: seinem Repertoire, seinen Themen, seinem Ursprung und seiner historischen Entwicklung als Weltkulturphänomen. Die Analyse der Wissenstradition einer nicht-westlichen Kultur soll die Sammlung auch für die interdisziplinäre und interkulturelle Forschung zu historischer Zeitrechnung, Wahrsagerei, und Epistemologie erschließen.

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