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Münster (upm/jh).
Ziel der Studie des „SUNRISE LAB“ war es herauszufinden, wo die Hochschulangehörigen der Universität Münster, der FH und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen am Standort Münster Barrieren und Treiber für mehr Engagement im Sinne der Nachhaltigkeit sehen.<address>© stock.adobe.com - Kaleb (KI generiert)</address>
Ziel der Studie des „SUNRISE LAB“ war es herauszufinden, wo die Hochschulangehörigen der Universität Münster, der FH und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen am Standort Münster Barrieren und Treiber für mehr Engagement im Sinne der Nachhaltigkeit sehen.
© stock.adobe.com - Kaleb (KI generiert)

Nachhaltigkeit braucht Beteiligung

Studie zeigt münsterschen Hochschulen Wege für einen erfolgreichen Wandel auf

Hochschulen sind Lernorte für zukunftsfähiges Handeln, sie produzieren Wissen und verfügen über vielfältige Netzwerke. Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit macht sie das zu impulsgebenden Akteurinnen, denn für einen tiefgreifenden Wandel braucht es das Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte. Tatsächlich schöpfen die drei größten münsterschen Hochschulen – die Universität, die FH und die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen am Standort Münster – ihr Potenzial im Bereich der Nachhaltigkeitstransformation noch nicht ausreichend aus. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Zentrum für interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN) der Universität Münster und das StadtLabor Münster im Rahmen des Verbundprojekts „SUNRISE LAB – nachhaltige Hochschullandschaft Münster“ federführend durchgeführt haben. Ziel war es herauszufinden, wo die Hochschulangehörigen von Studierenden bis zu Professorinnen und Professoren Barrieren und Treiber für mehr Engagement im Sinne der Nachhaltigkeit sehen.

„An der Universität Münster hat bereits ein grundlegender Bewusstseinswandel stattgefunden – Nachhaltigkeitsthemen rücken mehr und mehr in den Fokus. Allerdings haben viele Interviewte angemerkt, das bisher vor allem ökologische und kaum soziale Aspekte von Nachhaltigkeit berücksichtigt werden“, ordnet Dr. Rebecca Froese vom ZIN die Ergebnisse ein. Knapp 1.000 Personen von den drei Hochschulen nahmen an der Umfrage teil. Etwa 70 Prozent gaben an, dass sie sich gerne für mehr Nachhaltigkeit engagieren würden. Ein Viertel ist in diesem Sinne bereits im Studium oder am Arbeitsplatz aktiv. Nahezu alle Befragten betonten die hohe Motivation Einzelner, durch die viele Initiativen bisher getragen würden, und bemängelten zugleich fehlende Mitbestimmungsrechte, zu viele kleinteilige Projekte sowie unzureichende finanzielle, personelle und zeitliche Kapazitäten, um an einem umfangreichen Wandel mitzuwirken.

Veränderungen sind laut dem Forschungsteam deshalb vor allem in der Hochschulpolitik, bei der internen wie externen Zusammenarbeit sowie bei Forschungs- und Lehrpraktiken erforderlich. So sei es Aufgabe der Hochschulleitung, zur Förderung von Nachhaltigkeitsengagement „zentrale Strukturen zu demokratisieren“, die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu stärken und Freiräume für individuelles Engagement zu schaffen. Knapp die Hälfte der Befragten wünscht sich beispielsweise eine Freistellung für die Übernahme von Aufgaben im Bereich Nachhaltigkeit. „Ein Wandel kann nur gelingen, wenn er von möglichst vielen Akteurinnen und Akteuren auf allen Ebenen und mit unterschiedlichen Strategien angegangen wird“, hebt Mitautor Dr. Tobias Breuckmann vom Institut für Geographie hervor. „An der Universität gibt es viel Motivation und Potenzial, die Nachhaltigkeitstransformation voranzubringen. Dafür braucht es Beteiligungsstrukturen und Ressourcen.“ Hierzu zähle auch, unterrepräsentierte Gruppen wie Studierende in Entscheidungsprozesse einzubinden. Einige Interviewte hätten in dem Kontext etwa eine Viertelparität in universitären Gremien angemahnt. Dies und weitere Austauschformate könnten helfen, dass sich die Akteure auf unterschiedlichen Ebenen besser miteinander vernetzen und damit Wissen und Strategien bündeln können.

Mit einem Prorektorat für Internationales, Transfer und Nachhaltigkeit und einer Stabsstelle für Nachhaltigkeit hat die Universität auf Verwaltungsebene bereits zentrale Anlaufstellen geschaffen. Übergeordnete Ziele sind in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Dennoch gaben 87 Prozent der Befragten an, dass die Universität sie ihrem Empfinden nach bisher nicht ausreichend in ihrem Engagement unterstützt, wenngleich sie den Einsatz des Rektorats als positiv empfinden. „Wir sind jederzeit für alle Hochschulangehörigen ansprechbar, wenn es um Probleme, neue Ideen oder Projekte geht, und nehmen Anregungen gerne entgegen“, betont Nico Schäfer, Leiter der Stabsstelle für Nachhaltigkeit. Im Austausch mit den Fachbereichen und Dezernaten seien bereits Maßnahmen entwickelt und umgesetzt worden. Zudem sei etwa in den Allgemeinen Studien ein neuer „Kompetenzbereich Nachhaltigkeit“ entstanden, der es Studierenden ermögliche, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Aufbauend auf der Studie haben die Beteiligten des „SUNRISE LAB“ an den drei Hochschulen nun fünf sogenannte Reallabore zu Themen wie Biodiversität oder Stoffkreisläufe eingerichtet, in denen Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zusammenkommen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt. „Hochschulen können wichtige Impulse für eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit geben“, stellt Rebecca Froese heraus. „Durch experimentelle Formate wollen wir Menschen an diesen Prozessen teilhaben lassen, um nicht nur Akzeptanz zu schaffen, sondern den Wandel an der Universität, in der Stadt und in der Region aktiv voranzubringen.“

Autorin: Julia Harth

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 17. Juli 2024.

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