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Münster (upm/ch).
Dr. Katrin Schmietendorf<address>© privat</address>
Dr. Katrin Schmietendorf
© privat

„KI hat sich an der Universität flächendeckend etabliert“

Physikerin Katrin Schmietendorf über künstliche Intelligenz in Forschung und Lehre

Das Center for Nonlinear Science (CeNoS) der Universität Münster lädt im Rahmen des interdisziplinären Lehrprogramms „InterKI“ zur „AI Research EXPO“ ein. Bei dieser Veranstaltung soll sich die gesamte Bandbreite der Forschung zu künstlicher Intelligenz (KI) an der Universität Münster widerspiegeln. Christina Hoppenbrock sprach mit Dr. Katrin Schmietendorf vom CeNoS, Koordinatorin des Lehrprogramms, über KI in Forschung und Lehre sowie die EXPO am 23. April.

 

Was kann künstliche Intelligenz aktuell in der Forschung leisten?

KI ermöglicht es, Strukturen in großen Datenmengen zu erkennen, Hypothesen aufzustellen, Experimente zu optimieren und Forschungsfragen in Angriff zu nehmen, die mit traditionellen Methoden nicht oder nur sehr schwer zu handhaben wären. Auch an anderen Stellen des wissenschaftlichen Prozesses können Forschende sich von künstlicher Intelligenz unterstützen lassen, zum Beispiel bei der Datenakquise, dem Programmieren, der Literaturrecherche und im Schreibprozess. Kurzum, KI kann Forschung in vielen Wissenschaftsbereichen beschleunigen oder sogar beflügeln.

Herrscht in der Wissenschaft eine gewisse Goldgräberstimmung?

Natürlich führen die neuen Möglichkeiten zu einer mitunter durchaus berechtigten Euphorie. Jedoch kann die heutige niedrigschwellige Verfügbarkeit von KI-Methoden, gepaart mit einem leichtfertigen Gebrauch, zu Problemen und falschen Erwartungen führen. So stellten sich in der Vergangenheit immer wieder Ergebnisse als nicht reproduzierbar heraus. In der Wissenschaft ist das ein ernstzunehmendes Problem. Außerdem legt Mustererkennung lediglich Korrelationen offen und liefert keine kausalen Zusammenhänge oder theoriebasierten Erklärungen, wie sie in vielen Disziplinen zum Goldstandard gehören. Und daneben müssen sich die Forscher natürlich mit der Gefahr von Biases, also systematischen Verzerrungen, und dem Black-Box-Charakter einiger Algorithmen auseinandersetzen.

Spielt KI auch in der Lehre eine Rolle?

Eine zunehmend große. Weil KI-Kompetenzen in der universitären Forschung wie auf dem Arbeitsmarkt immer stärker gefragt sind, nehmen sie auch außerhalb der ‚klassischen‘ KI-Disziplinen mehr und mehr Einzug in die Lehrinhalte. Gerade bei der Vermittlung der Grundlagen lohnt es sich demnach, Lehrveranstaltungen disziplinübergreifend anzubieten, wie wir es in unserem InterKI-Lehrprogramm tun. Eine weitere aktuelle Entwicklung ist das mit dem Schlagwort Learning Analytics erfasste Bestreben, Lernprozesse und Studienverläufe mithilfe von KI zu optimieren. Auch auf der Expo werden wir eine Sektion ‚AI in Higher Education Teaching‘ präsentieren.

Was bietet die ‚AI Research EXPO‘ noch?

Die Resonanz auf unseren ‚Call for Posters‘ hat gezeigt, dass sich KI an der Universität Münster flächendeckend als Forschungsgegenstand und -werkzeug etabliert, und dass diese Entwicklung weit über die MINT-Disziplinen hinausreicht. Mit der ‚AI Research EXPO‘ möchten wir den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein universitätsweites Forum bieten, auf dem sie sich interdisziplinär austauschen und Synergiepotenziale ausloten können. Im Nachgang werden wir das ‚Book of Abstracts‘ der EXPO in eine KI-Landkarte der Universität Münster überführen, welche als Recherchemöglichkeit und Übersicht über die hiesigen KI-Aktivitäten dient und über die InterKI-Webseite zugänglich sein wird.

 

Am 23. April findet die "AI Research EXPO" des Centers for Nonlinear Science statt.<address>© CeNoS</address>
Am 23. April findet die "AI Research EXPO" des Centers for Nonlinear Science statt.
© CeNoS
Terminhinweis:

Für das wissenschaftliche Programm der „AI Research EXPO“ (23. April) ist bis zum 14. April unter https://indico.uni-muenster.de/e/aiexpo2024 eine „Late-Bird“-Registrierung möglich.

Neben dem wissenschaftlichen Programm gibt es einen öffentlichen Vortrag am 23. April, 17 Uhr, in der Aula des Schlosses der Universität Münster: Prof. Dr. Jan Cornelius Schmidt von der Hochschule Darmstadt spricht über „Wandel und Kontinuität von Wissenschaft durch KI – Zur aktuellen Veränderung des Wissenschafts- und Technikverständnisses“. Hierzu ist keine Anmeldung nötig.

 

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 2, 4. April 2024.

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