„Eine große Ehre“: Leibniz-Preis für Mathematikerin Eva Viehmann
Für ihre exzellente Forschung erhält die Mathematikerin Prof. Dr. Eva Viehmann von der Universität Münster den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Mit einer Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro ist der Leibniz-Preis der höchstdotierte deutsche Forschungsförderpreis. „Der Preis ist für mich eine große Ehre“, sagt Eva Viehmann. Der Anruf von der DFG kam für sie heute Morgen überraschend: „Ich war gerade dabei, mit Handwerkern über die Reparatur der Heizung zu diskutieren.“ An der Universität Münster habe sie ein „ideales Forschungsumfeld“ gefunden, sowohl in der Mathematik allgemein als auch in ihrer Arbeitsgruppe für arithmetische Geometrie. „Der Preis macht diese guten Bedingungen noch angenehmer, noch perfekter. Er ermöglicht mir, meine Arbeitsgruppe so aufzubauen, wie ich es mir in meinen Träumen immer vorgestellt habe.“
Eva Viehmann ist die zehnte Persönlichkeit der Universität Münster, die mit einem Leibniz-Preis ausgezeichnet wird. Zuletzt waren es Prof. Dr. Frank Glorius (Chemie) und Prof. Dr. Thomas Bauer (Islamwissenschaft), denen im Jahr 2013 diese Ehre zuteil wurde.
Auch der Rektor der Universität Münster, Prof. Dr. Johannes Wessels, würdigt die herausragende Arbeit der Preisträgerin. „Wir sind sehr stolz, dass eine der angesehensten Mathematikerinnen an unserer Universität lehrt und forscht. Diese Auszeichnung ist einmal mehr ein Beleg für die Exzellenz, die unsere Universität in der Mathematik vorzuweisen hat. Mit dem Exzellenzcluster Mathematik Münster, dem geplanten Forschungsbau ‚Centre of Mathematics Münster‘, verschiedenen Sonderforschungsbereichen und Schwerpunktprogrammen der DFG sowie zahlreichen Forschungspreisen ist unser Fachbereich Mathematik ein Anziehungspunkt für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende aus der ganzen Welt.“
In ihrer Begründung wies die DFG, die in diesem Jahr erneut zehn Wissenschaftler mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet hat, vor allem auf Eva Viehmanns einflussreiche Arbeiten zur arithmetischen algebraischen Geometrie im Rahmen des Langlands-Programms hin. Das 1967 von Robert Langlands aufgestellte Programm besteht aus einer Reihe von weitreichenden Vermutungen, die die Zahlentheorie und die Darstellungstheorie miteinander verknüpfen. Das Programm gehört zu den faszinierendsten Programmen der theoretischen Mathematik und ist noch längst nicht vollständig erforscht. Es umfasst scheinbar geheimnisvolle Verbindungen zwischen Primzahlen, ganzzahligen Lösungen von Polynomgleichungen und „Arithmetik“ auf der einen Seite und der harmonischen Analysis von Schwingungen und Spektren auf der anderen Seite. Eva Viehmann, betont die DFG, bringe dieses Forschungsfeld mit ihrer Arbeit „erheblich voran“.
Zur Person
Eva Viehmann, geboren 1980, studierte Mathematik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Nach ihrer Promotion im Jahr 2005 arbeitete sie als Postdoc an der Université Paris-Sud. Von 2006 bis 2012 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bonn, während dieser Zeit forschte sie als Gastwissenschaftlerin an der University of Chicago. 2010 folgte die Habilitation in Bonn. 2012 wurde sie als Professorin für Algebra an die Technische Universität München (TUM) berufen. Im Februar 2022 wechselte sie auf die Professur für Theoretische Mathematik an der Universität Münster. Sie ist Mitglied des Exzellenzclusters Mathematik Münster und der Sonderforschungsbereiche „Geometry and Arithmetic of Uniformized Structures“ und „Geometry: Deformations and Rigidity“.
Für ihre wissenschaftlichen Leistungen wurde Eva Viehmann mehrfach ausgezeichnet. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) würdigte sie 2011 mit einem „ERC Starting Grant“ und sechs Jahre später mit einem „Consolidator Grant“. Sie ist Preisträgerin des von Kaven-Preises für herausragende wissenschaftliche Leistungen in der Mathematik und des Felix Hausdorff-Gedächtnispreises der Universität Bonn. 2018 war sie Sprecherin beim internationalen Mathematiker-Kongress in Rio de Janeiro. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nahm sie 2021 als Mitglied auf.
Über den Preis
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird jährlich verliehen und ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Pro Jahr können bis zu zehn Preise mit einer Summe von jeweils 2,5 Millionen Euro verliehen werden. Ziel des Leibniz-Programms ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Forscher zu erleichtern. Die Förderung wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt. Die Entscheidung über die Preisträger trifft der DFG-Hauptausschuss. Beim diesjährigen Verfahren wurden 150 Bewerbungen eingereicht, aus denen das Gremium zehn Preisträger ausgewählt hat. Die Leibniz-Preise werden am 13. März 2024 in Berlin verliehen.