Überrascht von den vielen Fahrrädern
Jedes Jahr kommen zahlreiche junge Menschen aus dem Ausland an die Universität Münster, um ein Studium zu beginnen – ungefähr acht Prozent beträgt der Anteil der internationalen Studierenden. Ein internationales Studium ist oft mit einigen Hürden verbunden, bietet aber auch die Möglichkeit des Austauschs und der persönlichen Entwicklung. Was ist in Münster anders als an anderen Hochschulen? Wie haben sich die Studierenden in der Stadt eingelebt? Und wie verläuft die Kommunikation untereinander? Vier internationale Studienanfängerinnen und -anfänger berichten von ihren ersten Eindrücken an der Universität.
Hanna Louise aus Norwegen (Lehramtsstudium in Englisch und Geschichte):
Was mir an der Universität Münster sofort positiv aufgefallen ist, ist das Prinzip ,Die Stadt ist der Campus‘. Dadurch, dass sich nicht alle Institute und Gebäude an einem einzigen Ort befinden, lernt man die Stadt viel besser kennen, gerade wenn man neu in Münster ist. Mich betrifft das allerdings nicht so sehr, da der Fachbereich Geschichte und das Englische Seminar direkt beieinanderliegen. Insbesondere im Fach Englisch werden mir viele Freiheiten gelassen – das Studium ist sehr individuell ausgerichtet, und ich kann die Kurse nach meinen Interessen wählen. Die Dozenten setzen sich sehr für die Studierenden ein und zeigen viel Engagement. Da ich schon relativ gut Deutsch spreche, habe ich zum Glück nur wenig Schwierigkeiten, mich mit meinen Kommilitonen und den Dozenten zu verständigen.
Leonora aus Dänemark (Bachelorstudium in Mathe mit Nebenfach Physik):
Als ich in Münster ankam – das war im September – war ich sehr beeindruckt von der Stadt. Insbesondere die Gebäude der Universität sind schön, was ich aus meiner Heimat nicht gewohnt war. Ich habe den Eindruck, dass hier sehr schnell gearbeitet wird, da wir viele und zum Teil schwierige Aufgaben hintereinander bearbeiten müssen. Mir gefällt das, da ich dadurch angemessen gefordert bin und mir knifflige Aufgaben mehr Spaß machen. Ich spreche schon Deutsch und verstehe daher fast alles, was meine Kommilitonen und Dozenten mir erzählen. Nur in Physik muss ich mich konzentrieren: Die vielen Fachbegriffe sind zum Teil selbst in der Muttersprache sehr kompliziert und auf Deutsch für mich umso schwerer zu verstehen. Das klappt aber immer besser, deswegen bin ich mir sicher, dass ich mich daran gewöhnen werde.
Luis aus Mexiko (Bachelorstudium in Physik):
Bereits vor vielen Jahren war ich mir sicher, dass ich in meinem Studium eine besondere Erfahrung machen möchte. Nun hat sich die Möglichkeit ergeben, als Austauschstudent in Münster zu studieren. Mein erster Eindruck von der Stadt: Es ist wirklich schön hier, aber auch sehr kalt! Seit meiner Anreise im September hatte ich keinen Tag, an dem mir langweilig war. Ich erinnere mich noch gut an den ersten Kontakt zu meinen Kommilitonen. Wir haben in der Uni eine ,Speed-Friending‘-Runde veranstaltet, bei der ich mexikanische Süßigkeiten verteilt habe. Sie kamen sehr gut bei den Kommilitonen an. Mir gefällt außerdem, dass meine Vorlesungen auf Deutsch sind, auch wenn ich nicht flüssig Deutsch spreche. So kann ich mich schneller an die Sprache gewöhnen. Ich kann jedem nur empfehlen, mindestens ein Semester im Ausland zu studieren.
Ryuki aus Japan (Masterstudium in Physik):
Als ich in Münster ankam, war ich überrascht von den vielen Fahrrädern, die am Bahnhof standen. Ich habe schnell gemerkt, dass fast jeder hier ein Fahrrad hat, also habe ich mir auch eins gekauft, und ich komme gut damit zurecht. Ich bin Mitte September nach Münster gekommen und habe seitdem oft meine Regenjacke und meinen Schirm gebraucht, da es in der Zeit viel geregnet hat. Die Universität und das Studium gefallen mir gut, allerdings spreche ich kein Deutsch, was die Kommunikation etwas erschwert. Zum Glück wird der Master in Physik an der Universität Münster auch englischsprachig angeboten. Auch wenn ich mich noch daran gewöhnen muss, nicht in meiner Muttersprache zu studieren – die Themen, die wir im Studium behandeln, passen sehr gut zu mir.
Alisher aus Usbekistan (Masterstudium in Information Systems):
Das Erste, was mir in den Sinn kann, als ich Münster zum ersten Mal sah: Ich habe selten so etwas Schönes gesehen! Obwohl rund 320.000 Menschen in der Stadt leben, macht sie dennoch einen ruhigen und entspannten Eindruck. Jeder respektiert mich und hilft mir, wenn ich Hilfe brauche. Gleichzeitig erarbeite ich mir vieles im Selbststudium, da man in vielen Angelegenheiten die eigene Verantwortung trägt. Das ist ein großer Unterschied zu der Universität, wo ich meinen Bachelor gemacht habe, da einem dort vieles vorgegeben wurde. Da ich schon als Spieleentwickler gearbeitet habe, bin ich bereits mit vielen Inhalten aus der Informatik vertraut. Dennoch bietet mir das Masterstudium viele neue Inhalte, und wir arbeiten mit vielen spannenden Datensätzen. Ich bin jetzt schon froh darüber, mein Studium in Münster aufgenommen zu haben.
Laura aus Frankreich (Studium Internationale und Europäische Governance)
Seit ich in Münster bin, bin ich immer wieder überrascht, wie viel Natur und schöne Landschaften es in Münster und im Münsterland gibt, zum Beispiel die Rieselfelder. Mein Studium findet zwischen Münster und Lille statt. Letztes Jahr war ich in Lille an der „Sciences Po“. Die zwei Universitätssysteme sind sehr unterschiedlich. An der Uni Münster muss man selbstständig sein. Der Fokus liegt darauf, sich mit den Kommilitonen über Texte und Meinungen auszutauschen und dadurch zu lernen. In Lille ist es umgekehrt. Dort wird auf Struktur, Vorträge und Hierarchie viel Wert gelegt. Die Reaktionen meiner Kommilitonen und Dozenten, wenn man ein Referat hält, haben mich stark geprägt: Jeder äußert nette und konstruktive Beiträge und es entsteht viel Freude durch den gegenseitigen Austausch in den Seminaren.
Dieser Beitrag stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 7, 8. November 2023.