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Münster (upm/hd)
Männer sind (etwas) narzisstischer als Frauen - das geht aus einer Studie münsterscher Psychologen hervor.<address>© Galina_Iya stock.adobe.com</address>
Männer sind (etwas) narzisstischer als Frauen - das geht aus einer Studie münsterscher Psychologen hervor.
© Galina_Iya stock.adobe.com

Männer und junge Erwachsene sind narzisstischer als Frauen und Ältere

Aktuelle psychologische Studie zu Geschlechts- und Altersunterschieden

Psychologinnen und Psychologen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster haben mit einem internationalen Konsortium die bislang umfangreichste Studie zu Geschlechts- und Altersunterschieden zum Thema Narzissmus durchgeführt. Für ihre Studie befragten die Wissenschaftler rund 270.000 Personen. Die beiden wichtigsten Ergebnisse: Männer neigen eher zu Selbstverliebtheit als Frauen - darüber hinaus finden sich die höchsten Narzissmuswerte bei jungen Erwachsenen. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Ausprägung bei Männern wie Frauen wieder ab. Die Ergebnisse wurden jüngst in der Fachzeitschrift „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht.

„Bisherige Studien haben sehr unterschiedliche Narzissmusmaße verwendet und häufig nur wenige Versuchspersonen untersucht", erklärt Prof. Dr. Mitja Back vom Institut für Psychologie den Hintergrund der Studie. Die Untersuchung, die auf der Auswertung von Fragebögen basiert, fasst Daten aus den vergangenen zehn Jahren zusammen. „Unsere Ergebnisse zeigen in Einklang mit der bisherigen Forschung, dass Narzissmus bei Männern im Mittel etwas höher ausgeprägt ist als bei Frauen“, ergänzt Mitja Back. Jedoch gebe es leichte Unterschiede je nach Narzissmusmaß. Etwas größere Differenzen finden sich in stärker aggressiven Aspekten von Narzissmus und geringere Unterschiede, was selbstunsichere Narzissmusaspekte angeht. Männer zeigten demnach vor allem einen stärkeren Ellenbogen-Narzissmus als Frauen. Insgesamt seien die Unterschiede von Männern und Frauen im Narzissmus jedoch nicht sehr groß und kleiner als die großen Unterschiede, die es innerhalb der Geschlechtsgruppen gebe. „Sowohl bei Männern als auch bei Frauen findet sich die gesamte Bandbreite von extrem bescheidenen Menschen bis hin zu Riesen-Egos.“

Junge Erwachsene besonders narzisstisch

Zudem konnten die Forscher die Unterschiede, die mit dem Alter der Untersuchten einhergeht, bestätigen. Den stärksten Narzissmus wiesen demnach junge Erwachsene auf. Die jüngsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung 18 Jahre alt, bei ihnen war der Narzissmus am stärksten ausgeprägt. Mit zunehmendem Alter sanken die Werte konstant ab. „Diese Befunde dürfen keineswegs als Generationenunterschiede missverstanden werden“, erklärt Mitja Back. „Wir wissen aus Untersuchungen, dass der Narzissmus über die letzten Generationen insgesamt nicht angestiegen ist – auch wenn derzeit viel von einer ,Generation Me' gesprochen wird. Die heutige Generation ist nicht narzisstischer als frühere.“ In jeder Generation zeige sich aber der Alterseffekt. Diese Ergebnisse decken sich laut Mitja Back mit den Erkenntnissen der Psychologie des Alterns. „Im jungen Erwachsenenalter steht häufig im Vordergrund, neue Menschen kennenzulernen und eigene Ressourcen zu erkämpfen. Narzisstische Züge können dabei durchaus Vorteile bringen. Ältere Menschen konzentrieren sich hingegen stärker auf das Schützen des bereits Erreichten und legen mehr Wert auf wenige enge Beziehungen. Hierfür kann Narzissmus abträglich sein.“

Originalpublikation

Weidmann, R., Chopik, W. J., Ackerman, R. A., Allroggen, M., Bianchi, E. C., Brecheen, C., Campbell, W. K., Gerlach, T. M., Geukes, K., Grijalva, E., Grossmann, I., Hopwood, C. J., Hutteman, R., Konrath, S., Küfner, A. C. P., Leckelt, M., Miller, J. D., Penke, L., Pincus, A. L., . . . Back, M. D. (2023). Age and gender differences in narcissism: A comprehensive study across eight measures and over 250,000 participants. Journal of Personality and Social Psychology, 124(6), 1277–1298.

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