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Münster (upm/hd)
Die Bronzestatue war als Teil des Denkmalensembles „Der Bogen der Völkerfreundschaft“ ein Symbol der russisch-ukrainischen Freundschaft und wurde nach Kriegsbeginn im Zentrum Kiews demontiert.<address>© Hennadii Minchenko</address>
Die Bronzestatue war als Teil des Denkmalensembles „Der Bogen der Völkerfreundschaft“ ein Symbol der russisch-ukrainischen Freundschaft und wurde nach Kriegsbeginn im Zentrum Kiews demontiert.
© Hennadii Minchenko

Ausstellung zu ukrainischen Erinnerungsorten

Eröffnung des (kunst-)geschichtlichen Studierendenprojekts am 16. Juni

Mit dem russischen Angriffskrieg rückte die Ukraine im Februar vergangenen Jahres plötzlich in den Fokus der Aufmerksamkeit. Bis dato hatte sich der Großteil der Bevölkerung wohl eher wenig mit dem osteuropäischen Land beschäftigt. Aus dieser Beobachtung heraus konzipierten die Historikerin Prof. Dr. Ricarda Vulpius und der Kunsthistoriker Prof. Dr. Jens Niebaum im Wintersemester 2022/23 eine interdisziplinäre Übung für Studierende. Die Ergebnisse sind demnächst in der Ausstellung „Ukrainische Erinnerungsorte aus historischer und kunsthistorischer Perspektive“ zu sehen, die am 16. Juni (Freitag) im Philosophikum eröffnet wird. Zum Festakt ab 20 Uhr, zu der alle Interessierten eingeladen sind, wird unter anderem die Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Shum, erwartet. Grußworte sprechen Münsters Bürgermeisterin Angela Stähler und Prof. Dr. Michael Quante, WWU-Prorektor für Internationales, Transfer und Nachhaltigkeit. Die Ausstellung ist bis zum 26. Juni im Philosophikum (Domplatz 23) zu sehen, anschließend bis zum 7. Juli im Foyer des Fürstenberghauses (Domplatz 20-22).

„In der russischen Propaganda wird der Ukraine das Recht auf Eigenstaatlichkeit abgesprochen. Sie behaupten, dass es keine ukrainische Identität gebe. Unser Leitgedanke war es, dieser Propaganda die intensive Beschäftigung mit der ukrainischen Geschichte entgegenzustellen“, erläutert Ricarda Vulpius. „Methodisch haben wir uns vom Konzept der Erinnerungsorte leiten lassen“, ergänzt Jens Niebaum. „Dabei gehen wir davon aus, dass sich das kollektive Gedächtnis von sozialen Gruppen an bestimmten Orten kristallisiert, und diese als historisch-soziale Bezugspunkte prägend für die nationale Erinnerungskultur sind.“

Einer der Erinnerungsorte ist die Sophienkathedrale in Kiew mit ihrer über 1.000-jährigen Geschichte. Sie gilt als eines der herausragenden Bauwerke europäisch-christlicher Kultur und wurde 1990 ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. „Ukrainische Geschichte ist in der Regel kein Schwerpunkt in der Schule, und auch im Studium kommt man damit wenig in Kontakt“, berichtet Aileen Pilger, die Geschichte und Politikwissenschaft auf Lehramt studiert und sich mit der Kathedrale beschäftigt hat. „Ich war erstaunt darüber, wie viel ich nicht wusste.“

Aus einer großen Vorauswahl wählten die Studierenden jeweils einen Ort aus, der ihren Interessen in besonderer Weise entsprach, sodass die Ausstellung in doppelter Hinsicht einen studentischen Zugang auf das große Thema bietet. Die Studierenden präsentieren ihre Ergebnisse auf Postern. Das Spektrum der 14 Erinnerungsorte reicht von der ersten Glanzzeit des Kiewer Großreichs im 11. Jahrhundert bis zu den Katastrophen des 20. Jahrhunderts, die die Ukraine in besonderem Maße getroffen haben, sowie den Freiheitsbewegungen der vergangenen zwei Jahrzehnte.