Sonderpädagogische Förderung: Gut vorbereitet für den Schulalltag
Der Bedarf ist eindeutig: Das Land sucht mehr sonderpädagogische Lehrkräfte. Es gebe aber nicht nur zu wenig Lehrerinnen und Lehrer, betont Ulrike Weyland, Prorektorin für Studium und Lehre. „Gleichzeitig brauchen mehr Schülerinnen und Schüler eine Förderung.“ Ein wenig „Linderung“ ist in Sicht: Ab dem kommenden Wintersemester bietet die Universität Münster den neuen Studiengang „Lehramt für sonderpädagogische Förderung“ an. Er fügt sich in die bereits bestehenden Strukturen ein und komplettiert das Angebot. Alle in Nordrhein-Westfalen zu studierenden Lehrämter sind somit künftig in Münster vorhanden.
Studieninteressierte können sich ab Mai bewerben. Ihnen steht ein breites Fächerspektrum mit vielen Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung. Zu mindestens einem der Pflichtbereiche Mathematik oder Deutsch können sie zwischen den Fächern Chemie, Physik, Musik, Sport, Philosophie sowie katholische, evangelische oder islamische Religionslehre wählen. Die sonderpädagogischen Schwerpunkte „Emotionale und soziale Entwicklung“ und „Lernen“ wurden in den vergangenen Monaten neu aufgebaut. „Alle Studieninteressierten und zukünftigen Studierenden finden zudem etablierte Strukturen, sehr gute Lehr- und Lernbedingungen und eine umfassende Studienberatung für diesen neuen Mehrfachstudiengang vor“, unterstreicht Eva Mundanjohl, Dezernentin für akademische und studentische Angelegenheiten.
Die meisten der künftigen Absolventinnen und Absolventen werden später an Regelschulen unterrichten. Denn der neue Studiengang ist als integrierte Sonderpädagogik für die Jahrgangsstufen eins bis zehn an allgemeinbildenden Schulen konzipiert. „Sonderpädagogen an Schulen erwartet ein herausforderndes, aber auch spannendes Umfeld“, unterstreicht Ulrike Weyland. Das führe zwar zu erhöhten didaktischen Anforderungen, mache den Unterrichtsalltag aber abwechslungsreich.
Der Umgang mit Heterogenität sei ohnehin ein elementarer Bestandteil der Lehramtsausbildung an der Universität Münster – für alle Schultypen. „Inhaltlich, didaktisch und methodisch hat das Lehramtsstudium in Münster ein herausragendes Angebot. Studierende erhalten frühzeitig im Studium Möglichkeiten des forschenden beziehungsweise forschungsnahen Lernens.“ Das bedeutet konkret, dass sie den Prozess eines Forschungsvorhabens kennenlernen und diesen aktiv mitgestalten können. Darüber hinaus gibt es vielfältige praktische Elemente: beispielsweise der Einsatz von sogenannten Videovignetten, die Gestaltung digital gestützten Unterrichts in Lehr-Lernlaboren sowie schulische und außerschulische Praktika.
Eine Erst-Akkreditierung für einen solchen Mehrfachstudiengang habe es seit Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge nicht mehr gegeben, berichtet Eva Mundanjohl. Ein übergreifendes Konzept sei auch entlang der Vorgaben des Landes und der Kultusministerkonferenz erarbeitet und in den Fächern umgesetzt worden.
Bis zu 120 Studienplätze stehen in Münster für den Start zur Verfügung. Jetzt braucht es nur noch Erstsemester, die sich auf den Weg machen – sie werden die ersten dieses Studiengangs sein.
Hintergrund:
Bislang konnten Studierende nur an einigen Universitäten in Nordrhein-Westfalen einen Abschluss in sonderpädagogischer Förderung erhalten - in Bielefeld, Dortmund, Köln, Paderborn, Siegen und Wuppertal. Ab dem Wintersemester vervollständigt die Universität Münster ihr Studienangebot und bietet alle fünf Lehramtstypen an:
- Lehramt an Grundschulen (G)
- Lehramt an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen (HRSGe)
- Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen (GyGe)
- Lehramt an Berufskollegs (Bk)
- Lehramt für Sonderpädagogische Förderung (SFö)
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 2, 29. März 2023.