Informatikerin Anne Remke beurteilt den Schutz der kritischen Infrastruktur in Deutschland
Zwei durchtrennte Kabel haben vor einigen Wochen den gesamten Bahnverkehr in Norddeutschland lahmgelegt und gleichzeitig ein lange vernachlässigtes Thema in den Fokus von Bürgern und Politik gerückt: die Sicherheit unserer kritischen Infrastruktur. Prof. Dr. Anne Remke leitet an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster die Arbeitsgruppe für Sicherheitskritische Systeme am Institut für Informatik und fordert im Podcast ein schnelles und klares Umdenken der Politik: „Wir benötigen Steuererleichterungen für private Unternehmen, die sich um zusätzliche Sicherheitsstrukturen bemühen, mehr Pflichten für Betreiber und Geld für die Forschung in diesem Bereich.“
Ein besonders vulnerabler Bereich ist aus Sicht von Anne Remke die Stromversorgung. Die Gefahr flächendeckender Blackouts in den kommenden Monaten schätzt die Expertin aktuell zwar als möglich, aber als nicht sehr hoch ein. „Trotzdem ist es wichtig, dass wir solche Szenarien durchdenken. Wird beispielsweise ein Transformator angegriffen, hat das enorme Auswirkungen, denn dessen Bauzeit beträgt fünf bis acht Jahre“, erklärt die Informatikerin.
Auch in den vergangenen Jahren hat es immer wieder Probleme mit kritischen Systemen gegeben – durch Angriffe, aber auch durch Naturkatastrophen wie die Flut im Ahrtal 2021. „Deswegen ist es wichtig, dass das Thema neu diskutiert wird und wir Ansätze finden, um die Sicherheit zu erhöhen“, betont Anne Remke.
Über den WWU-Cast
Im Podcast der WWU kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Sie berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation. Alle Folgen sind auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und unter folgendem Link zu hören: go.wwu.de/wwucast