Universitäten sind wichtige Motoren der Wirtschaft
Die nordrhein-westfälischen Universitäten sind einer aktuellen Studie zufolge wichtige Antreiber der Wirtschaft – oder auf eine Formel gebracht: Jeder Euro, den das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) den Universitäten bereitstellt, hat eine Wertschöpfung von gut vier Euro zur Folge. „Jenseits ihrer Kernaufgaben in Bildung und Forschung erzeugen die Universitäten direkte wirtschaftliche Effekte für das Land“, lautet die Bilanz des Geographischen Instituts der Universität Heidelberg, das im Auftrag der Landesrektorenkonferenz NRW die Studie „Die regionalökonomische Bedeutung der Universitäten in Nordrhein-Westfalen“ erarbeitete. Für ihre Analyse untersuchten die Wissenschaftler die wirtschaftliche Wirkung der 14 öffentlich-rechtlichen Universitäten des Bundeslandes – darunter der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster – im Jahr 2019.
Die Universitäten erzeugten demnach eine Bruttowertschöpfung von 12,9 Milliarden Euro. Darüber hinaus habe das Land NRW durch diese Ausgaben Steuereinnahmen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erzielt. Hinzu kommt die Einwerbung von sogenannten Drittmitteln – beispielsweise bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Europäischen Union – sowie die Ausgaben der Studierenden. Setzt man all das in Relation zur Grundfinanzierung des Landes NRW für die 14 Hochschulen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro, ergibt sich die Wertschöpfungswirkung von vier Euro pro Landes-Euro.
Diese Gesamtwirkung setzt sich aus drei Komponenten zusammen:
„Universitäre Ausgaben“: 2019 gaben die Universitäten der Studie zufolge rund 6,5 Milliarden Euro an Sachmitteln, Investitionen sowie für Personal aus – was wiederum direkte und indirekte Effekte für die lokale und regionale Wirtschaft hatte.
Die sogenannte regionale Bildungsprämie gibt an, welchen Effekt die akademische Qualifizierung auf den Arbeitsmarkt hat. Denn die Absolventen erzielen in der Regel höhere Einkommen als Personen ohne Hochschulabschluss, haben also eine höhere Kaufkraft und zahlen mehr Steuern. Der Studie zufolge blieben fast drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen in NRW.
Erstmals nahm die vorliegende Studie den Effekt universitärer Ausgründungen mit in den Blick, also von Start-ups, die einen Bezug zu dem Fachgebiet der Gründer haben. Die Transferstellen der Universitäten berichteten von 1.471 Ausgründungen. In Münster fördert das REACH EUREGIO Start-up Center an der WWU Gründungsaktivitäten aus der Universität und der FH. Bislang sind daraus 45 Start-ups entstanden, aktuell betreut das REACH 158 Gründungsvorhaben.
Die Autoren zogen auch die Möglichkeit in Betracht, dass das Land die fünf Milliarden Euro, mit dem es 2019 die Universitäten finanzierte, anders hätte verwenden können. Eine solche „Umwidmung“ des Geldes in „alternative Nutzungen“ hätte nach Überzeugung der Forscher jedoch einen gravierenden Verlust von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen zur Folge gehabt. Ihr Fazit: „Die Universitäten erzielen größere regionalökonomische Wirkungen, als dies andere öffentliche Einrichtungen täten, und fungieren daher als wichtiger Wachstumsmotor für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen.“
Originalpublikation:
Glückler J, Janzen K, Zipf M (2022) Die regionalökonomische Bedeutung der Universitäten in Nordrhein-Westfalen. Studie im Auftrag der Landesrektorenkonferenz der Universitäten in Nordrhein-Westfalen. Heidelberg: Universität Heidelberg.
Die NRW-Hochschulen im Untersuchungszeitraum (wenn nicht anders angegeben im Jahr 2019)
68 Hochschulen, davon 14 öffentlich-rechtliche Universitäten
66.000 Beschäftigte
6,5 Milliarden Euro gaben die 14 NRW-Universitäten für Investitionen, Sach- und Dienstleistungen sowie Personal aus.
27 Prozent aller Studierenden in Deutschland sind in NRW immatrikuliert (Stand WS 2018/19)
22 Prozent aller Studierenden in Deutschland sind an den 14 öffentlich-rechtlichen NRW-Universitäten immatrikuliert – insgesamt rund 450.000 (Wintersemester 2018/19)
933,80 Euro monatliches Budget der Studierenden (im Mittel)
5 Milliarden Euro Gesamtbudget der Studierenden
64.201 Absolventen (2018)
5,2 Milliarden Euro zusätzliche Bruttoeinkommen durch Absolventen im Beruf