Denise Weinberg stellt ihre Arbeit im "Löwenzahn-Labor" vor
Versteckt im Innenhof des Biologie-Gebäudes am Schlossplatz 8 liegt eine kleine grüne Oase: ein Teich mit Bänken, ein hochgewachsener Ginkgo und ein orangeleuchtendes Gewächshaus. Das ist der Arbeitsort von Denise Weinberg. Seit 2018 arbeitet sie als technische Assistentin in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dirk Prüfer vom Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen; angestellt ist sie beim Fraunhofer-Institut.
Wenn man durch die Fenster des Gewächshauses schaut, sieht man Tabak- und Kartoffelpflanzen, Raps, Gurke und Yamswurzel. Vorwiegend sind jedoch Löwenzahnpflanzen zu erkennen. Ein Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe ist seit vielen Jahren die Gewinnung von Naturkautschuk aus den Wurzeln des Russischen Löwenzahns. Die nachhaltige Rohstoffquelle dient der Herstellung verschiedener Produkte, beispielsweise Fahrrad- und Autoreifen, Dichtungen, Matratzen und Schuhsohlen. „Die Wissenschaftler erforschen, wie man den Löwenzahn ertragreicher und widerstandsfähiger machen kann. Dazu versuchen sie, bestimmte Eigenschaften der Pflanze gentechnisch zu verändern. Ich unterstütze sie beispielsweise bei der Pflanzenanzucht und -kreuzung sowie der anschließenden Ernte des Löwenzahns“, beschreibt Denise Weinberg.
Auch im Labor, zwei Etagen über dem Gewächshaus, arbeitet sie den Doktoranden und PostDocs zu. Vor allem bei den molekularbiologischen Untersuchungen ist sie aktiv. Dazu gehört unter anderem, den Nachweis fremder DNA in transgenen Pflanzen festzustellen – also die Überprüfung, ob die Kreuzungen erfolgreich waren und die Pflanzen die gewünschten Eigenschaften haben. Dazu nutzt die technische Assistentin eine Polymerase-Kettenreaktion – kurz PCR-Verfahren. Weitere Aufgaben umfassen etwa das Klonieren von Bakterien, die anschließend für die Pflanzen-Transformationen benötigt werden, dem Vorgang, bei dem eine Zelle durch Aufnahme oder Einschleusen von Erbsubstanz (DNA) genetisch verändert wird.
Nach ihrer Ausbildung zur Biologielaborantin an der Universität Bielefeld startete sie 2015 im Labor von Prof. Dr. Iris Finkemeier – ebenfalls am Institut für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen. Dieser Arbeitsplatz gefällt ihr offensichtlich. „Das Besondere am Institut sind neben den spannenden Themen die Personen. Egal ob Wissenschaftler, Laborassistenten, Verwaltungsmitarbeiter oder Studierende – die Stimmung ist immer gut, und das Team hält zusammen“, betont Denise Weinberg. „Wir sitzen oft nach Feierabend im Innenhof und genießen die gemeinsame Zeit. Aus vielen Arbeitskollegen sind gute Freunde geworden.“
Ihr bisheriges Arbeits-Highlight ist, dass das Projekt „Nachhaltige Reifen durch Löwenzahn – Innovationen aus Biologie, Technik und Landwirtschaft“ für den Deutschen Zukunftspreis 2021 nominiert ist. „Ich wusste von nichts und war überrascht und gleichzeitig begeistert, dass Dirk Prüfer und seine Kollegen diese besondere Nominierung erhalten“, berichtet sie rückblickend. „Jetzt fiebert das gesamte Team dem 17. November entgegen.“ An diesem Tag gibt Bundespräsident Steinmeier das Siegerprojekt in Berlin bekannt.
Über ein privates Highlight freut sie sich fast gleichermaßen. Nach vielen Monaten Zwangspause kann sie als treuer Fan endlich wieder ins Fußballstadion. Die 29-Jährige strahlt über das ganze Gesicht, wenn sie von ihrem letzten Besuch in Dortmund berichtet. „Ich freue mich, endlich wieder gemeinsam mit meinem Vater den BVB anzufeuern.“ Denise Weinberg ist ein Familienmensch und besucht regelmäßig ihre Eltern, Schwester und kleine Nichte in ihrem knapp 40 Kilometer von Münster gelegenen Heimatort Beckum. Für den 17. November hat sie aber nur eines im Sinn: Dann wird sie mit ihren Arbeitskollegen im Institut vorm Bildschirm sitzen und die Preisverleihung verfolgen …
Autorin Kathrin Kottke
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 7, 10. November 2021.