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Münster (upm/sp)
Prof. Dr. Michael Custodis im Gespräch beim WWU-Cast.<address>© WWU - Sophie Pieper</address>
Prof. Dr. Michael Custodis im Gespräch beim WWU-Cast.
© WWU - Sophie Pieper

Sexismus im Deutschrap: Musikwissenschaftler appelliert an individuelle Verantwortung

WWU-Podcast mit Prof. Dr. Michael Custodis über Provokationen, Kunstfreiheit und politische Vereinnahmung von Musik

Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Michael Custodis von der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster hat sich im Zusammenhang mit mutmaßlich oder tatsächlich frauenfeindlichen Texten im Deutsch-Rap dafür ausgesprochen, im Zweifelsfall die entsprechenden Prüfstellen wie beispielsweise die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz einzuschalten. „Mal ist es die reine Lust an der Provokation, mal ist es ein Spiel oder Taktik, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber man muss nichts akzeptieren - jeder Einzelne kann aktiv werden“, betonte er in einem Podcast der WWU. Das Indexieren müsse dagegen wohl überlegt sein, weil es häufig nur die Aufmerksamkeit verstärke. „Manche Rapper wollen geradezu auf dieser Liste stehen - für sie ist das das beste Gütesiegel.“ In vielen Fällen sei es möglicherweise am besten, nichts zu unternehmen, "denn nichts ist schlimmer für einen Provokateur als ignoriert zu werden".

Vergewaltigungsvorwürfe innerhalb der Rapszene, die unter dem Hashtag #deutschrapmetoo öffentlich gemacht wurden, haben die Debatte um Sexismus im Hiphop neu aufleben lassen. Eine aktuelle Analyse des "Spiegel" von rund 30.000 Songtexten aus vier Jahrzehnten Deutschrap-Geschichte ergab, dass sexistische Schlüsselwörter seit rund 20 Jahren in mindestens jedem zehnten veröffentlichten Rap-Song zu finden sind.

Neben den Sexismusvorwürfen im Rap geht es im Podcast auch um die Frage der Kunstfreiheit. Dabei spricht Michael Custodis beispielsweise über den Rapper Danger Dan, der sich in einem aktuellen Song – unter Berufung auf die Kunstfreiheit – explizit gegen Führungsfiguren der sogenannten Neuen Rechten wendet. Weitere Themen sind die identitätsstiftende Wirkung und die politische Vereinnahmung von Musik.

Über den WWU-Cast

Im Podcast der WWU kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Sie berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation. Alle Folgen sind auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und unter folgendem Link zu hören: go.wwu.de/wwucast

 

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