Nationale Akademie Leopoldina nimmt Chemiker der Uni Münster auf
Große Ehre für Prof. Dr. Frank Glorius: Der Chemiker der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster ist neues Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft im deutschsprachigen Raum honoriert mit dieser Wahl seine außergewöhnlichen wissenschaftlichen Leistungen im Bereich der Katalyse-Chemie und der Entwicklung funktionaler Moleküle.
Frank Glorius hat bereits wesentliche Beiträge zu zahlreichen aktuellen Forschungsgebieten geleistet. Ein zentrales Thema ist die Nutzung von sichtbarem Licht. Dieses erlaubt – in Gegenwart geeigneter Katalysatoren – eine besonders schonende Aktivierung organischer Moleküle. Ein weiterer Fokus liegt auf der Hydrierung aromatischer Verbindungen. Bei dieser schwierigen, aber ebenso wichtigen Klasse von Reaktionen gilt die Arbeitsgruppe von Frank Glorius als weltweit führend. Die resultierenden funktionalisierten cyclischen Produkte sind potenziell wichtige Bausteine für verschiedene Anwendungsgebiete wie zum Beispiel die Herstellung von Medikamenten. Ein Schwerpunkt der Forschung liegt auch auf der Entwicklung und Verwendung sogenannter N-heterocyclischer Carbene, einer besonders reaktiven Klasse organischer Verbindungen. Neben Anwendungen in der Katalyse ist die Glorius-Gruppe führend in der Modifizierung von Oberflächen mit N-heterocyclischen Carbenen. Hierdurch können Eigenschaften wie beispielsweise die Leitfähigkeit oder die katalytische Aktivität dieser Materialien verändert werden.
Diese Forschung zeichnet sich durch einen stark interdisziplinären Ansatz und die Zusammenarbeit mit vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Münster, Deutschland und der Welt aus. Zunehmend umfasst die Vorgehensweise dabei neben der auf mechanistischen Untersuchungen beruhenden Weiterentwicklung von Katalysatoren auch die Anwendung moderner Techniken im Bereich der Datenwissenschaft (englisch „Data Science“) beziehungsweise des maschinellen Lernens („Machine Learning“). Letzteres basiert auf der effizienten Erhebung, Verarbeitung und Auswertung großer Datenmengen zur Entwicklung computergestützter Methoden für die effizientere Lösung chemischer Probleme.
Frank Glorius ist seit 2007 Professor am Institut für Organische Chemie der WWU. Er erhielt bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter im Jahr 2013 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und im Jahr 2018 einen „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrats. Er koordiniert das DFG-Schwerpunktprogramm 2363 „Molecular Machine Learning – From Fundamentals to Application and Beyond“ und zusammen mit Prof. Dr. Martin Winter die internationale Forschungsschule BACCARA.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Die Leopoldina vereinigt Forschende verschiedener Gebiete mit besonderer Expertise in ihren jeweiligen Fachgebieten. Zielsetzung ist die wissenschaftliche Bearbeitung wichtiger gesellschaftlicher Themen und die Vermittlung der Ergebnisse an die Öffentlichkeit. Seit ihrer Ernennung zur Nationalen Akademie der Wissenschaften im Jahr 2008 zählen zu ihren Aufgaben auch die wissenschaftsbasierte Beratung von Politik und Gesellschaft sowie die Vertretung der deutschen Wissenschaft im Ausland. Die 1652 gegründete Leopoldina zählt heute rund 1.600 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern. Prof. Dr. Frank Glorius ist neben Prof. Dr. Gerhard Erker, Prof. Dr. Bernd Krebs und Prof. Dr. Armido Studer das vierte Mitglied der WWU in der Sektion „Chemie“. Insgesamt stellt die WWU mehr als 20 Mitglieder an der Leopoldina.