Mit Kinder-Workshops für mehr Nachhaltigkeit werben
Blumen und Pflanzen sehen nicht nur schön aus, sie können auch Botschafter sein: Das Projekt „Die politische Pflanze“, an dem der Botanische Garten der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster als Projektpartner beteiligt ist, hat das Ziel, Biodiversität und Nachhaltigkeit durch Bildungs- und Transferangebote zu vermitteln. Mit dem Workshop-Programm „Sehr anziehend – was Faserpflanzen alles können!“ sollen Kinder im Grundschulalter verschiedene Faserpflanzen wie Baumwolle, Hanf, Lein, Jute und Brennnessel kennenlernen.
„Unser Programm soll die Kinder dafür sensibilisieren, welche unterschiedlichen pflanzlichen Fasern es gibt und woher ihre Kleidung kommt“, erklärt Dr. Mirja Hentschel, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit und Führungskoordination im Botanischen Garten. Veranstaltet werden die Workshops im Q.UNI-Camp in den Sommerferien vom 27. Juni bis zum 15. August. Während eines eineinhalbstündigen Programms können die Kinder der Ferienbetreuung lernen, wie Faserpflanzen angebaut werden, die Fasergewinnung abläuft und die Herstellung von Kleidungstücken erfolgt. „Wir wollen die Kinder motivieren, sich mit Themen wie Biodiversität und Nachhaltigkeit zu beschäftigen“, betont Mirja Hentschel.
An dem Gemeinschaftsprojekt „Die politische Pflanze“ beteiligen sich auf Bundesebene der Verband Botanischer Gärten e. V., der Bundesweite Arbeitskreis der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz und die Universität Kassel. Neben dem Botanischen Garten der WWU engagieren sich zehn weitere Botanische Gärten und acht Naturschutzakademien in neun Bundesländern. Gefördert wird das dreijährige Vorhaben – das bis Ende 2021 läuft – durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
Gemeinsam wollen die Projektpartner in Bundesländerteams Veranstaltungsformate und Bildungsangebote entwickeln, die der Stärkung des Nachhaltigkeitsgedankens und der zivilgesellschaftlichen Handlungsbereitschaft im Kontext von Umwelt und Politik dienen. „Wir glauben selbstverständlich nicht an Bewusstsein, Absichten oder politische Handlungsfähigkeit von Pflanzen“, erläutert Mirja Hentschel den Projektnamen „Die politische Pflanze“. „Aber die Wortmarke steht exemplarisch für die Tatsache, dass Ökosysteme, Wild- und Kulturpflanzen gleichermaßen Gegenstand politischer Erwägungen, Konflikte und Gesetzgebungen sind.“
Nach den Erfahrungen im Q.UNI-Camp möchte das Team des Botanischen Gartens das Workshop-Programm für Schüler der fünften bis siebten Jahrgangsstufe weiterentwickeln. Dabei sollen unter anderem Aspekte wie gerechter Handel („fair trade“), schlechte Arbeitsbedingungen in den Anbauländern und der hohe Wasserverbrauch der Bauwollplantagen thematisiert werden. „Nachhaltigkeit wird zukünftig eine größere Rolle in unserem Bildungsangebot spielen. Wir wollen auch Erwachsene ansprechen – beispielsweise mit Diskussionsrunden“, kündigt Mirja Hentschel an.