"Biologie-Schulunterricht soll spannend sein"
Im Frühjahr und Herbst tummeln sich für jeweils zwei Wochen im Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie in der Badestraße 9 Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe. Der Sonderforschungsbereich 1348 „Dynamische zelluläre Grenzflächen“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) bietet Jugendlichen aus Biologie-Leistungskursen die Gelegenheit, die universitäre Forschung aus nächster Nähe kennenzulernen und eigene Experimente durchzuführen. Im Gespräch mit Kathrin Nolte erläutert Prof. Dr. Christian Klämbt, Sprecher des Forschungsverbunds, die Hintergründe des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Transferangebots.
Warum bieten Sie als Sonderforschungsbereich Schülerpraktika für Biologie-Leistungskurse an?
Zum einen handeln wir aus dem Bewusstsein heraus, dass wir die nächste Generation von Studierenden anlocken müssen. Und zum anderen ist uns auch bewusst, dass an den Schulen der Biologieunterricht nicht immer mit der rasanten Entwicklung der Forschung Schritt halten kann. Denn moderne Biologie – wie sie an Universitäten betrieben wird – ist in der Regel weit von der Schulbiologie entfernt. Wenn Lehrkräfte beispielsweise vor 20 Jahren studiert haben, ist in dieser Zeit in der Forschung sehr viel passiert. Diese Zeitspanne bedeutet einen Quantensprung an vorhandenen Möglichkeiten und an vorhandenem Wissen. Wir vermitteln den Schülerinnen und Schülern, neben dem experimentellen Arbeiten, auch einen Einblick in unser Institut. Das ist spannend, und sie sehen, wie ein modernes Labor funktioniert. Mir ist es als Dozent schon passiert, dass Studierende mir erzählt haben, dass sie Biologie studieren, weil sie in der Schulzeit ein Praktikum bei uns absolviert haben. Unser Angebot, das es seit 2007 gibt, trägt also Früchte und wird von den Schulen sehr gerne angenommen. Wir haben immer dreimal so viele Bewerbungen als wir Praktikumsplätze anbieten können.
Was lernen die Schülerinnen und Schüler während des Praktikums?
Sie machen bei uns molekulargenetische Experimente und lernen verschiedene Methoden zur Isolierung von tierischer und pflanzlicher DNA und Polymerase-Kettenreaktionen, kurz PCR, kennen. Diese Techniken wendet man in der Schule nicht an, weil dort eine entsprechende Ausstattung fehlt. In unseren Laboren werden die Schülerinnen und Schüler von Masterstudierenden betreut. Außerdem bekommen sie eine Führung durch das Institut mit einer Demonstration verschiedener Hochleistungsmikroskope.
Welches Konzept steckt hinter diesem Angebot?
Wir haben zwei verschiedene Angebote – neben den Schülerpraktika bieten wir auch Lehrerfortbildungen an. Diese Vorträge finden im Wintersemester einmal im Monat am Abend statt und werden mit sehr großem Interesse angenommen. Viele Lehrkräfte frischen ihr Wissen auf und nehmen Themen aus der aktuellen biologischen Forschung in die Klassenzimmer mit. Die Kombination dieser beiden Angebote ist eine gute Möglichkeit, um aufzuzeigen, dass der Biologie-Schulunterricht spannend sein kann.