Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt neue Klinische Forschungsgruppe
Sie kommen leise – und enden in vielen Fällen tödlich: Systemische Entzündungsreaktionen wie die Sepsis, landläufig auch Blutvergiftung genannt, sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Trotz der hohen Fallzahl von etwa 19 Millionen weltweit pro Jahr bestehen sowohl beim Verständnis der zugrunde liegenden Krankheitsabläufe als auch bei der Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten noch große Lücken. Einige davon zu schließen, hat sich ein neuer Wissenschaftsverbund der Universität Münster zum Ziel gesetzt: Die klinische Forschungsgruppe mit dem Titel „Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome“ wird dafür von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über einen Zeitraum von drei Jahren mit rund vier Millionen Euro gefördert.
Die Arbeit der KFO342 – wie die interdisziplinäre Gruppe in der DFG-Zählung firmiert – soll letztlich in die Entwicklung neuer Therapieoptionen für betroffene Patienten münden. Dafür aber ist das ursächliche Verstehen der Krankheitsabläufe unabdingbar. Hieraus leitet sich auch das Grundverständnis der Klinischen Forschungsgruppe ab, nach dem eine erfolgreiche Forschung auf dem Gebiet der systemischen Entzündungsreaktion als gemeinschaftliche Aufgabe zwischen Grundlagenforschern und Klinikern gesehen werden muss. Thematischer Ansatzpunkt der Wissenschaftler sind die für die Entzündungsreaktionen und nachfolgendes Organversagen relevanten molekularen, immunologischen und zellulären Signalwege. „Grundlegende Erkenntnisse aus dem Labor sollen in die klinische Forschung übertragen werden“, erläutert Prof. Alexander Zarbock, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie an der Uniklinik Münster und Sprecher der KFO342.
Um die notwendige Vernetzung zu erreichen, werden unter der Federführung von Prof. Zarbock und von Priv.-Doz. Dr. Jan Rossaint, dem Leiter der Forschungsgruppe, viele Einrichtungen der Universität Münster und der Uniklinik kooperieren: Beteiligt an dem neuen Verbund sind neben der Klinik für Anästhesiologie die Medizinische Klinik D, das Institut für Immunologie, das Institut für Virologie, das Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung, das Institut für Hygiene, das Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin, das European Institute for Molecular Imaging, die Klinik für Nuklearmedizin sowie die Klinik für Neurologie. Mit bestehenden Forschungsverbünden an der Universität Münster insbesondere Bereich „Zelldynamik und Bildgebung“ ist eine enge Zusammenarbeit geplant. „Wir freuen uns, dass die DFG unseren Förderantrag positiv bewertet hat und die Arbeit nun losgehen kann“, blickt Prof. Zarbock nach vorn.
Mit geförderten Forschungsgruppen ermöglicht die DFG Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Den Beschluss zur Einrichtung der Klinischen Forschungsgruppe 342 „Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome“ fasste der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats. Abhängig vom wissenschaftlichen Erfolg kann der Fördergeber die Laufzeit einmalig um weitere drei Jahre verlängern.