WWU-Schriftenreihe feiert zehnjähriges Bestehen
Die Welt des Publizierens ist vielfältig geworden – gedruckt, elektronisch oder hybrid. Mit verschiedenen Angeboten unterstützt die Universität Münster ihre Angehörigen bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen und multimedialen Werken. Ein Service feiert in diesem Jahr runden Geburtstag: Die „Wissenschaftlichen Schriften“ werden zehn Jahre alt. Alle wichtigen Fakten dazu haben wir in Fragen und Antworten zusammengefasst.
Wie entstand die Idee, eine Schriftenreihe zu gründen?
Die WWU engagiert sich seit vielen Jahren für Open Access, den freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur im Internet. Bereits seit 2002 können Angehörige der Universität ihre Schriften digital über den Publikationsserver „miami“ der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) veröffentlichen. Mit der Schriftenreihe erweiterte die ULB ihren Service: „Wir wollten Autorinnen und Autoren die Möglichkeit geben, ihre Werke zusätzlich auch in gedruckter Form zu publizieren“, erinnert sich Dr. Stephanie Klötgen, Leiterin des Dezernats Digitale Dienste. Den Druck und den Vertrieb der Bücher organisiert die ULB jedoch nicht selbst, dafür holte sie sich einen Partnerverlag ins Boot.
Wer kann in der WWU-Schriftenreihe publizieren?
Wissenschaftler und zentrale Einrichtungen der WWU können Bücher in der Schriftenreihe veröffentlichen. Aufgenommen werden beispielsweise wissenschaftliche Monografien und Sammelbände, Tagungsakten, Dissertationen (Bewertung mindestens magna cum laude), Lehrbücher, Forschungsberichte und Festschriften sowie Schriftenreihen von Instituten. Der Art der Publikation sind keine Grenzen gesetzt. „Zu Beginn lag der Schwerpunkt vor allem bei Dissertationen. Das hat sich mittlerweile aber geändert“, berichtet Dr. Viola Voß vom Dezernat Wissenschaftliche Bibliotheksdienste.
Werden bestimmte Themen bevorzugt?
Nein, die Schriftenreihe steht Autoren aller Fachbereiche offen. Zwar wurden bisher vergleichsweise wenig Bücher aus den Naturwissenschaften veröffentlicht, das liege aber vor allem an der unterschiedlichen Tradition zu publizieren, erläutert Stephanie Klötgen. In manchen Wissenschaftsbereichen habe das gedruckte Buch einen höheren Stellenwert, in anderen Bereichen werde vor allem in Zeitschriften online publiziert. „Schaut man sich die Klick- und Verkaufszahlen an, so stechen Lehrbücher und Werke hervor, die sich an ein breiteres Publikum richten“, berichtet Wibke Fellermann vom Servicepunkt Digitale Dienste.
Wie läuft der Publikationsprozess ab?
Die Mitarbeiter des Publikations-Services der ULB unterstützen die Autoren über den gesamten Prozess hinweg – von der Idee über die Erstellung des Manuskripts bis hin zur Vergabe der ISBN-Nummer und dem Versand der Pflichtexemplare. Der Druck erfolgt über den Partnerverlag readbox unipress im kostengünstigen Print-on-Demand-Verfahren, das heißt, dass Exemplare erst gedruckt werden, wenn eine Bestellung eingeht. Sie können für die Dauer von mindestens fünf Jahren über den Buchhandel und beim Verlag bezogen werden. Die ULB veröffentlicht die digitale Version auf ihrem frei zugänglichen Dokumentenserver miami.
Welche Vorteile bietet „hybrides“ Publizieren?
Mit der Buchveröffentlichung in gedruckter und frei zugänglicher digitaler Form sei „das Beste aus beiden Welten vereint“, ist Viola Voß überzeugt. Wer nur ein Kapitel lesen oder schauen möchte, ob das Buch interessant ist, kann kostenlos online darin blättern. Zudem ist die Publikation weltweit verfügbar. Wer lange Texte stattdessen lieber gedruckt liest, kann das Buch zu vergleichsweise günstigen Preisen von etwa 20 bis 30 Euro erwerben. Da keine Mindestmenge abgenommen werden muss, ist die Veröffentlichung auch für den Autor vergleichsweise günstig.
Welche Bedeutung hat der Open-Access-Gedanke für die ULB?
Open Access steht für eine neue Publikations- und Rezeptionskultur. „Freie Forschungsergebnisse unterstützen den unmittelbaren und schnellen Austausch von Wissen innerhalb der Wissenschaft und der Gesellschaft“, sagt Stephanie Klötgen. Wissenschaftliche Erkenntnisse hinter Bezahlschranken zu verstecken, sei für die ULB nie erstrebenswert gewesen. „Wer für seine Forschung öffentliche Mittel erhält, sollte auch die Ergebnisse öffentlich zugänglich machen“, ergänzt Viola Voß. Darüber hinaus könnten frei verfügbare Publikationen bei der Recherche leichter gefunden werden. Die Zitationszahlen seien oft höher. Das wirke sich positiv auf das Renommee aus.
Wie geht es mit der Schriftenreihe weiter?
Die Anzahl der Publikationen ist mit den Jahren stetig gestiegen. Passend zum zehnjährigen Bestehen erschien kürzlich der 200. Band. In diesem Jahr verzeichnete die ULB von Januar bis September bereits 31 Publikationen in der Schriftenreihe. „Wir machen kaum Werbung, alles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda“, berichtet Stephanie Klötgen. „Immer mehr WWU-Angehörige kommen auf uns zu. So darf es gerne weitergehen!“
Info: Open-Access-Woche 2019
Im Rahmen der internationalen Open-Access-Woche vom 21. bis 27. Oktober informiert die ULB im Foyer und in der Galerie der Zentralbibliothek über die zahlreichen Open-Access-Angebote an der WWU. Zudem gibt es täglich Veranstaltungen, darunter Kurzvorträge zu verschiedenen Themen rund ums Publizieren und Rundgänge durch die Digitalisierungswerkstätten. Anlässlich des Jubiläums der Schriftenreihe verlost die ULB ein Basispaket im Wert von rund 400 Euro für die Veröffentlichung einer Dissertation. Weitere Informationen zur Verlosung, zur Aktionswoche und zu den Veranstaltungen sind online verfügbar.
Autorin: Julia Harth
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 6, Oktober 2019.