Sieger im "WWU-Citizen-Science-Wettbewerb" stehen fest
Das bürgerliche Engagement in Forschungsprojekten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) stärken - das war das Ziel des ersten „WWU-Citizen-Science-Wettbewerbs“, mit dem die Bürgerwissenschaften gefördert werden sollen. In dem von der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) und der Citizen-Science-AG der WWU initiierten und vom Rektorat mit 10.000 Euro geförderten Wettbewerb standen elf Projekte. Eine Jury, bestehend aus Mitgliedern der WWU, der Stadt Münster und des LWL-Museums für Naturkunde, hat jetzt zwei Sieger gekürt: das Projekt „Verhaltensbeobachtungen beim Hund“ vom Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie sowie das Projekt „Rekonstruktion des Großsteingrabs Düwelsteene“ vom Historischen Seminar. „Es freut uns besonders, dass wir Projekte aus den Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften fördern dürfen – das zeigt die Vielseitigkeit und das Potenzial, das in Citizen-Science-Projekten steckt“, betonte Prof. Dr. Michael Quante, Prorektor für Internationales und Transfer der WWU. Die offizielle Preisverleihung findet im Rahmen des „Forums Citizen Science“ am 26. und 27. September in Münster statt.
Mit dem Wettbewerb möchte die WWU den Stellenwert der Bürgerwissenschaften innerhalb der Universität stärken und Wissenschaftler dazu ermutigen, die vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen, um möglichst viele Bürger aktiv in die verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses einzubinden. Sie können sich zum Beispiel an Forschung beteiligen, indem sie Fragestellungen generieren, ein Forschungsprojekt entwickeln, Daten erheben und wissenschaftlich auswerten sowie Forschungsergebnisse kommunizieren. Gemeinsames Ziel aller Citizen-Science-Projekte ist es, neues Wissen zu schaffen. Hierbei wird an Forschungsfragen gearbeitet, deren Beantwortung einen Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft und zudem oft für die Gesellschaft mit sich bringt.
Informationen zu den Gewinner-Projekten:
„Rekonstruktion des Großsteingrabs Düwelsteene“
Zu den prominentesten und meistbesuchten Großsteingräbern in Westfalen gehören die „Düwelsteene“ bei Heiden. Restaurierungsmaßnahmen der 5.000 Jahre alten Grabanlage in den 1930er-Jahren haben das ursprüngliche Erscheinungsbild stark verändert. Das Forscherteam um Dr. Kerstin Schierhold und Leo Klinke vom Historischen Seminar der WWU erstellt mithilfe alter Fotografien von Bürgern aus Heiden und dem sogenannten Image-Based-Modeling-Verfahren eine virtuelle Rekonstruktion der Düwelsteene. Das ermöglicht den Wissenschaftlern die verlässliche Erfassung von Detailaspekten der Bauweise und lässt Rückschlüsse auf Arbeits- und Transportaufwände zu. Diese liefern im Vergleich mit anderen Großsteingräbern Erkenntnisse zur Organisation von Arbeitsabläufen und zu gesellschaftlichen Strukturen der jungsteinzeitlichen Bevölkerung. Geplant ist eine von Wissen- und Bürgerschaft konzipierte Wanderausstellung, um die Forschungsergebnisse zu illustrieren und das Kulturerbe möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Damit sind die Heidener Bürger nicht nur am Entstehungsprozess des Forschungsvorhabens unmittelbar beteiligt, sondern auch an der Vermittlung der Ergebnisse.
„Verhaltensbeobachtungen beim Hund“
In diesem Projekt steht die objektive Erfassung von Emotionen beim Hund im Vordergrund. Das Team der Abteilung für Verhaltensbiologie des Instituts für Neuro- und Verhaltensbiologie der WWU untersucht mit Hundehaltern aus der Bevölkerung die Zusammenhänge zwischen Emotionen, lateralisiertem Verhalten (dabei handelt es sich um unterschiedliche Funktionsweisen der rechten und linken Hirnhälfte) und der Persönlichkeit des Hundes. Dazu dokumentieren die Hundehalter mithilfe einer Smartphone-Anwendung das Hundeverhalten während eines Spaziergangs oder zu Hause. Beantwortet werden dabei unter anderem folgende Fragen: Welches Bein hebt der Hund beim Gassi gehen? Wie sind der emotionale Zustand und der Grad der Erregung des Tieres? Was trivial klingt, ist für die Wissenschaftler und Citizen-Scientists sehr relevant, um das Tierverhalten in einem nicht-wissenschaftlichen Kontext besser zu verstehen. Es ermöglicht ihnen, Aussagen zum Wohlergehen der Tiere zu treffen und tierschutzrelevante Fragen zu beantworten sowie davon ableitend gesetzliche Rahmenbedingungen zu definieren.
Anmeldungen für das „Forum Citizen-Science“ 2019 laufen:
Unter dem Titel „Die Zukunft der Bürgerforschung“ findet am 26. und 27. September das „Forum Citizen Science“ an der WWU statt. Die Citizen-Science-Plattform „Bürger schaffen Wissen“ und die Universität Münster richten die Veranstaltung gemeinsam aus. Auf dem Programm stehen unter anderem verschiedene Projektvorstellungen, zum Beispiel die „Visualisierung von Daten“ und „Die Plastikpiraten – mit Jugendlichen die Müllverschmutzung von Fließgewässern untersuchen“. Darüber hinaus diskutieren die Teilnehmer über die Motivation und Herausforderungen von Citizen-Science-Projekten im Allgemeinen. Weitere Informationen zum Forum und zur Anmeldung sind unter https://www.buergerschaffenwissen.de/citizen-science/veranstaltungen/forum-citizen-science-2019 zu finden.