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Münster (upm)
Dr. Lena Frischlich<address>© Susanne Lüdeling</address>
Dr. Lena Frischlich
© Susanne Lüdeling

"Keine Garantie, aber ein guter Zwischenschritt auf dem Weg zu einer Professur"

Drei WWU-Forscher berichten über ihre Erfahrungen als Nachwuchsgruppenleiter

Die Leitung einer eigenen Arbeitsgruppe fördert die frühe Selbstständigkeit junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Auch an der WWU gibt es zahlreiche Nachwuchsgruppen, in denen Forscher früh Verantwortung übernehmen und sich für eine spätere Hochschulprofessur qualifizieren. Darüber hinaus stärkt diese Position viele wichtige Kompetenzen. Wir stellen beispielhaft die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Raphael Wittkowski, Dr. Anna Junker und Dr. Lena Frischlich vor.

 

Dr. Lena Frischlich, Institut für Kommunikationswissenschaft

„Ich habe mich vorher noch nie auf eine Nachwuchsgruppenleitung beworben. Aber der Schwerpunkt der Förderlinie passte inhaltlich einfach sehr gut zu meinen Forschungsgebieten“, erklärt Dr. Lena Frischlich ihre Wahl für das Förderprogramm „Sicherung und Stärkung der Demokratie in der digitalen Gesellschaft“ der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Die promovierte Psychologin ist seit Januar 2018 Leiterin einer interdisziplinären Nachwuchsgruppe am Institut für Kommunikationswissenschaft der WWU. Gemeinsam mit aktuell zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern und einer studentischen Hilfskraft untersucht sie die Inszenierung, Wirkung und Verbreitung von Online-Propaganda im Kontext moderner Phänomene digitaler Kommunikation. Das Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, um die demokratische Widerstandsfähigkeit von Bürgern zu stärken. Was das Förderinstrument der Nachwuchsgruppenleitung betrifft, beobachtet Lena Frischlich aktuell einen Wandel: „Mein Eindruck ist, dass der ‚klassische‘ Werdegang von der Promotion zum PostDoc und schließlich über die Habilitation zur Professur in der Kommunikationswissenschaft noch sehr verbreitet ist. In der Psychologie gibt es mehr Nachwuchsgruppen. Insgesamt werden die Karrierewege aber überall diverser werden.“ Die Vorteile des Arbeitskonzeptes Nachwuchsgruppe überzeugen die Kommunikationspsychologin. „Ich trage als Gruppenleiterin mehr Verantwortung als ein PostDoc, habe jedoch wesentlich mehr Freiraum und weniger Verpflichtungen jenseits von Forschung als ein Juniorprofessor.“ So sei eine Nachwuchsgruppe beispielsweise nicht zwangsläufig mit Lehre verbunden, sondern eine Forschungsstelle.

Die Frage, ob sie später als Professorin tätig sein möchte, kann Lena Frischlich schnell beantworten. „Dafür mache ich diesen Job. Die Leitung einer Nachwuchsgruppe ist zwar keine Garantie, aber ein guter Zwischenschritt auf dem Weg zu einer Professur. Aber selbst wenn es am Ende damit nicht klappt, kann man viele Erfahrungen im Projektmanagement und Teamleitung vorweisen, die auch jenseits der Universität wichtig sind.“

 

Jun.-Prof. Dr. Raphael Wittkowski<address>© privat</address>
Jun.-Prof. Dr. Raphael Wittkowski
© privat
Prof. Dr. Raphael Wittkowski, Institut für Theoretische Physik

Ein „exzellentes fachliches Umfeld“ sowie die wissenschaftliche Ausrichtung des neuen Forschungsbaus „Center for Soft Nanoscience“ (SoN) machen die WWU für den Juniorprofessor Dr. Raphael Wittkowski zum idealen Standort seiner von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Theorie der aktiven weichen Materie“. Gemeinsam mit drei Doktoranden sowie aktuell sieben Masterstudierenden und zwei Bachelorstudenten forscht der Physiker an sogenannten selbstangetriebenen Nano- und Mikroteilchen. „Es ist seit einigen Jahren möglich, Teilchen herzustellen, die so klein sind wie Bakterien und sich selbstständig fortbewegen können, ähnlich wie viele Arten von Mikroorganismen“, erklärt Raphael Wittkowski. Diese Teilchen haben ein großes Anwendungspotenzial beispielsweise in der Medizin und in den Materialwissenschaften. In seiner Aufgabe als Gruppenleiter geht der junge Wissenschaftler voll und ganz auf: „Ich bin mit maximalem Einsatz für die Arbeitsgruppe da.“ Es ist ihm ein großes Anliegen, seine Mitarbeiter bei ihrer Forschungsarbeit optimal zu beraten und bei der Planung und Vorbereitung ihrer weiteren Karrierewege an oder außerhalb der Universität zu unterstützen.

Im kommenden Jahr steht die Zwischenevaluation seines Projektes durch die DFG an. „Die Förderung im Rahmen des Emmy-Noether-Programms unterstützt meine Forschungsarbeit sehr“, resümiert der Physiker nach etwas mehr als zwei Jahren Förderlaufzeit. „Obwohl ich mir für mein Forschungsprojekt einige schwierige Probleme vorgenommen hatte, zunächst eine Arbeitsgruppe aufzubauen war und sich meine Mitarbeiter in ihre Forschungsaufgaben einarbeiten mussten, konnten wir bereits viele wichtige Ergebnisse erzielen und arbeiten sehr produktiv.“ Sofern die Evaluation erfolgreich ist, läuft die Förderung planmäßig noch bis September 2021. Raphael Wittkowski blickt optimistisch in die Zukunft. „Ich werde meinen Weg in Forschung und Lehre mit großer Motivation fortsetzen“, unterstreicht er. „Es gibt noch viele wichtige Probleme, die gelöst werden müssen.“

 

Dr. Anna Junker<address>© Peter Dziemba</address>
Dr. Anna Junker
© Peter Dziemba
Dr. Anna Junker, European Institute for Molecular Imaging

Mit der Entwicklung von sogenannten bildgebenden Sonden und pharmakologischen Wirkstoffen, beispielsweise für die Krebsforschung, beschäftigt sich Dr. Anna Junker. Seit Mai 2018 leitet die medizinische Chemikerin im Rahmen des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Forschungsgruppe am European Institute for Molecular Imaging (EIMI) der WWU. Die Förderung ermöglicht ihr in erster Linie Unabhängigkeit. „Junge Wissenschaftler haben gerade zu Beginn ihrer Karriere normalerweise nicht die Möglichkeit, unabhängig zu forschen. Die beantragte Finanzierung über fünf Jahre verschafft mir jedoch eine gewisse Planungssicherheit. Die WWU vergibt an Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter zudem das Promotionsrecht, sodass meine Arbeitsgruppe an keine Professur gebunden ist.“ Aktuell betreut Anna Junker fünf Doktoranden, drei bis vier Masterstudierende jährlich sowie einen PostDoc. Neben der Betreuung ist vor allem Projektmanagement die Hauptaufgabe der Gruppenleiterin. „Es gehört viel dazu, Chef zu sein. Ich sehe es als großen Vorteil, dass ich als Nachwuchsgruppenleiterin frühzeitig die Chance habe, mich auszuprobieren in Aufgaben wie Teamleitung, Ressourcenplanung oder dem Knüpfen von wissenschaftlichen Kooperationen. Man durchläuft definitiv eine Lernkurve.“

Den Standort ihrer Arbeitsgruppe konnte Anna Junker deutschlandweit frei wählen – sie entschied sich bewusst für Münster. „Für mein Forschungsvorhaben gibt es an der WWU optimale Voraussetzungen. Die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Organischen Chemie, der Pharmazeutisch-Medizinischen Chemie und dem EIMI waren für mich ausschlaggebend.“ Die Förderung durch das Emmy-Noether-Programm sieht die Pharmazeutin als Sprungbrett zur angestrebten Professur. Bereits die Vergabe des Stipendiums sei eine hohe Auszeichnung der eigenen Forschungsleistung und trage zu einer höheren Sichtbarkeit bei. Ihr Zwischenfazit nach fast einem Jahr: „Wir arbeiten im Team sehr gut zusammen und meine Mitarbeiter unterstützen sich stets gegenseitig. Ich finde, dass wir auf einem guten Weg sind – aber man lernt niemals aus.“

Text: Jana Schiller

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