"Ein Wort, eine Wortkonstellation... das sind Lebensfragen!" Einladung in die Werkstatt von Rose Ausländer
Workshop für Studierende mit Dr. Oxana Matiychuk (Jurij Fedkowytsch Universität Tscherniwzi /Czernowitz, Ukraine)
„Warum schreibe ich? Weil Wörter mir diktieren: schreib uns. Sie wollen verbunden sein,
Verbündete. Wort mit Wort mit Wort. Eine Wortphalanx für, die andere gegen mich. Ins Papierfeld
einrücken wollen sie, da soll der Kampf ausgefochten werden. Ich verhalte mich oft skeptisch, will
mich ihrer Diktatur nicht unterwerfen, werfe sie in den Wind. Sind sie stärker als er, kommen sie
zu mir zurück, rüteln und quälen mich, bis ich nachgebe“.
So beschreibt die Dichterin Rose
Ausländer (1901-1988) ihren Schreibprozess, es scheint sehr dynamisch dabei zugegangen sein.
Doch kann man als LeserIn überhaupt nachvollziehen, was auf dem Papierfeld statgefunden
hatte, bevor ein Gedicht seine fertige Form annahm, wie sie in einem Gedichtband abgedruckt
wurde?
Teilweise ja. Zwar können wir keine Denkprozesse mehr rekonstruieren, doch die materiellen
Spuren, die im Nachlass erhaltenen Fassungen zu Gedichtexten, machen den komplexen,
dynamischen, mitunter widersprüchlichen und spannenden Vorgang der Textentstehung deutlich.
Nach der ersten schnell niedergeschriebenen Variante arbeitete Ausländer tage-, wochen-,
manchmal sogar jahrelang weiter, bis sie mit einem Gedicht zufrieden war – oder auch nicht. Alle
Fassungen bewahrte sie sorgfältig auf, so dass wir heute mit dem Material aus dem Nachlass
arbeiten können. Im Workshop wird mit ein paar ausgewählten Gedichten („Le Chaim“,
„Biografische Notiz“, „Unbeschriebenes Blat“) und den erhaltenen Fassungen dazu (es sind im
Schnitt fünf bis elf) gearbeitet, gemeinsam versuchen wir den Entstehungsvorgang zu
rekonstruieren und die textgenetischen Ansätze zu definieren.
Zu dem Workshop sind alle Interessierten herzlich willkommen.
Materialien zum Workshop finden sich im Learnweb.
Sollte es bei dem Abruf der Materialien zu Problemen kommen, melden Sie sich gern bei Prof. Dr. Irina Wutsdorff (irina.wutsdorff@uni-muenster.de) oder Prof. Dr. Regina Grundmann (regina.grundmann@uni-muenster.de).
Weitere Infos zur Veranstaltung
Kontakt
48143 Münster
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Institut für Slavistik
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