Jahrbuch 1 (1990)
Erschienen beim Aschendorff Buchverlag, kartoniert, ISBN 978-3-402-04192-5, 14,30 Euro
Das hier zum erstenmal vorgelegte Jahrbuch ist das Organ des am 9. November 1989 offiziell eröffneten Zentrums für Niederlande-Studien der Westfälischen Wilhelms-Universität. Ziel der neuen Einrichtung ist nach der vom Wissenschaftsministerium gebilligten Konzeption der Universität die Förderung, Verstärkung, Bündelung und Koordination vorhandener, die Niederlande betreffender Forschungsansätze (namentlich zur Geschichte, Sprache, Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft, Geographie und Landeskunde) sowie die Initiierung neuer inter- und intradisziplinärer Ansätze zur wissenschaftlichen Erforschung der Niederlande, und zwar sowohl im Rahmen der Westfälischen Wilhelms-Universität als auch im Verhältnis zu Universitäten und Forschungsstätten in der Bundesrepublik sowie in den Niederlanden und Belgien. Zu diesem Zweck sollen Wissenschaftler aus den Niederlanden und der Universität Münster sowie anderer deutscher Universitäten auf der Ebene des Zentrums die Möglichkeit erhalten, unter besonders geförderten Bedingungen gemeinsam zu forschen.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Erforschung sollen auch der akademischen Lehre in einem differenzierten, interdisziplinär ausgerichteten Lehrangebot zugunsten eines eigenen Studienganges nutzbar gemacht werden. Der Studiengang 'Niederlande-Studien' sieht ein interdisziplinäres landeswissenschaftliches Studium vor. Er wird als grundständiger Studiengang im Haupt- und Nebenfach sowie als Aufbaustudiengang angeboten und mit dem Magisterexamen abgeschlossen. Er hat daher den Anforderungen eines Magister-Studiums zu entsprechen. Im Studiengang sollen Kenntnisse über die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Gegenwart und Geschichte des Landes vermittelt und erarbeitet werden. Die Auswahl der Thematik ergibt sich aus dem spezifischen Erkenntnis- und Lernziel, das Land in seiner historischen Besonderheit, seinen spezifischen, historisch bedingten Eigenheiten, seinen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen und Äußerungsformen zu erfassen. Auf dem Weg über die wissenschaftliche Analyse politisch-gesellschaftlicher Strukturen sollen Grundlagen für die verstehende Offenheit gegenüber den Äußerungen der Gegenwart geschaffen werden. Damit ist die Aufgabe gestellt, ethnozentrisches Denken als Behinderung transnationaler Kommunikationsfähigkeit zu überwinden. Es ist zuletzt intendiert, die Lerninhalte so zu gestalten, daß die hier apostrophierte transnationale Kommunikationsfähigkeit nicht abstrakt bleibt, sondern zugleich als Vorbereitung einer Berufstätigkeit in den Niederlanden gelten kann.
Dem Zentrum kommt nicht zuletzt auch die Aufgabe zu, in Verbindung mit den die deutsch-niederländischen Beziehungen pflegenden Institutionen in der Region ein besonders profiliertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln. In diesem Zusammenhang wird auch die Organisation von Vorträgen, Kolloquien, Seminaren und kulturellen Veranstaltungen aller Art, die Vermittlung von Vortragenden und schließlich die Beratung von außerwissenschaftlichen Organisationen und Verbänden gehören, die im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich besondere Verbindungen zu den Niederlanden unterhalten, z.B. durch Bereitstellung von im Zentrum zu sammelnden Daten und Informationen.
Inhaltsverzeichnis
Beiträge
Horst Lademacher
Motivation und Aufgabe. Zur Arbeit des Zentrums für Niederlande-Studien
Jan Dirk Imelman
Eine Diskrepanz zwischen kindesanthropologischem und sozialpädagogischem Denken innerhalb der Reformpädagogik
Bärbel Ziegler-Jung
Datenschutzrecht in den Niederlanden. Aktuelle Entwicklungen im internationalen Vergleich
Marc de Smidt
Regionalpolitik und Raumordnung in den Niederlanden aus internationaler Sicht
Ernst H. Kossmann
Die Erfahrung des Leidens Marcel F. Fresco Hemsterhuis and Antiquitt' - How Greek was he, this Frisian Socrates?
Jo Daan
Code-Wechsel unter psychosozialem Druck
Egbert Schroten
Neue Schöpfung? Genmanipulation aus ethischer Sicht
Franz Furger
Das Problem der Rechte von Tieren als nicht-menschlichen Lebewesen
Robert Heeger
Ethische Knotenpunkte in der Biotechnologie
Horst Lademacher
Zur Pathologie von Kulturverlust - Johan Huizinga als Kritiker seiner Zeit Jacques Waardenburg Gerardus van der Leeuw (1890-1950) und die holländische ReligionswissenschaftBerichte
Loek Geeraedts
Chronik des Zentrums für Niederlande-Studien 1989190
Cornelia Czach
Das Sondersammelgebiet 'Niederländischer Kulturkreis' der Universitätsbibliothek Münster
Buchbesprechungen
Horst Lademacher
Imon Schama, Überfluß und schöner Schein. Zur Kultur der Niederlande im Goldenen Zeitalter, München: Kindler Verlag 1988. [Aus dem Engl. übers.: The Embarrassment of Riches. An Interpretation of Dutch Culture in the Golden Age, New York: Knopf 1987].
Franz Schuppen
Henri A. Krop, Michael J. Petry, Jan Sperna Weiland, Geschiedenis van de wijsbegeerte in Nederland. [Bd. 1 - Siger van Brabant, Bd. 2 - Johannes Buridan, Bd. 3 - Marsfilius van Inghen, Bd. 4 - Heymeric van de Velde, Bd. 5 - Rudolf Agricola, Bd. 6 - Desiderius Erasmus, Bd. 7 - Dirck Volckertsz. Coornhert, Bd. 8 - Hugo de Groot, Bd. 9 - Gerardus Vossius, Bd. 10 - Arnout Geulincx, Bd. 11 - Petrus van Balen, Bd. 12 - Bernard Nieuwentijt, Bd. 13 - Willem Jacob 's Gravesande, Bd. 14 - Frans Hemsterhuis, Bd. 15 -Paulus van Hemert, Bd. 16 - Philip Willem van Heusde, Bd. 17 - Cornelis Opzoomer, Bd. 18 - Jacobus Moleschott, Bd. 19 - Gerardus Heymans, Bd. 20 - Herman Dooyeweerd], Baarn: Ambo 1990.
Joty Grootoonk
Rudolf Beisenkürller, Westfalen - Westflandern. 30 Jahre landschaftlicher Kulturaustausch, Recklinghausen: Ardey Verlag 1990.
Loek Geeraedts
G. Janssens, H.J. Vannisselroy, Retour Brussel - Amsterdam, Groningen: Wolters-Noordhoff 1990.