Forschung
Den Kern unserer Forschung bildet die Untersuchung der Sprachenvielfalt, der Variabilität in Struktur und Gebrauch unter den ca. 7000 Sprachen, die heute gesprochen werden. Insbesondere konzentrieren wir uns auf weniger bekannte, oft vom Aussterben bedrohte Sprachen, beschreiben und dokumentieren sie in der Form von Korpora von Primärdaten (Audio- und Videoaufnahmen), so dass sie für die Wissenschaft und für die Sprachgemeinschaft erhalten bleiben. Da gute Forschung nur auf solider und vielfältiger empirischer Grundlage beruhen kann, verwenden wir zusätzlich zu den natursprachlichen auch schriftliche Korpora, experimentelle und elizitierte Daten, Grammatikalitätsurteile und alle anderen Informationsquellen.
Die Dokumentation und Beschreibung von weniger bekannten Sprachen ist kein Selbstzweck, vielmehr stellt die Untersuchung der Sprachenvielfalt die Basis für die sprachtypologische Arbeit dar, in der wir uns bemühen, die mögliche Bandbreite der Variation in den Sprachen der Welt zu bestimmen und Merkmale zu finden, die allen oder vielen Sprachen gemeinsam sind. Auf diese Art und Weise versuchen wir, auf dem empirischen Wege die Merkmale zu identifizieren, die die menschliche Sprache von den anderen soziokulturellen Phänomenen und anderen Kommunikationsmittel unterscheiden. Wir sind überzeugt, dass eine umfassende und empirisch adäquate Sprachtheorie nur durch diese Art von Untersuchung von Sprachenvielfalt entstehen kann.
In der Sprachtypologie gilt unser Interesse allen Teilbereichen der Linguistik, von der Untersuchung von Lauten und Phonemen bis hin zur Erforschung von Satzbau und Bedeutung. Ein besonderer Schwerpunkt der Sprachwissenschaft in Münster ist die Beschäftigung mit der Diskurstypologie, d.h. mit der Untersuchung der Variation in den Regeln, nach denen unterschiedliche Sprachen größere Sprecheinheiten, wie z.B. in narrativen oder dialogischen Diskursen, organisieren. Da Diskurs ein gesellschaftliches Phänomen ist, ist die Diskurstypologie in unserer Ausführung verankert in die Untersuchung sozialer und kultureller Praktiken der Sprachnutzer.