Über 80-jährige zeigen Geschlechtsunterschiede beim Kurvenlinienzeichnen
In einer alternden Gesellschaft ist es notwendig, den kognitiven Verfall von einzelnen Personen in einem frühen Stadium mit einfachen Messmethoden zu erkennen und so eine frühzeitige Gesundheitsvorsorge für die Betroffenen zu ermöglichen. Ältere Erwachsene zeigen verminderte motorische Leistungsfähigkeiten, die auf drei Faktoren zurückgeführt wird: Abnahme der zentralen und peripheren sensomotorischen Funktionen, Verringerung der Informationsverarbeitung und/oder Veränderungen im motorischen System. Daher zeigen ältere Probanden manchmal Pausen bei Bewegungen (Inter-Segment-Intervalle oder ISI), die aus einzelnen Bewegungssegmenten bestehen. ISI sind im Allgemeinen länger oder variabler, wenn die motorische Kontrolle oder Planung der Teilnehmer reduziert ist. Daher ist die Messung von ISIs bei Zielbewegungen ein nützliches Maß zur Beurteilung der menschlichen Bewegungskontrolle. Eine gute motorische Planung zeichnet sich durch kurze Bewegungsdauern und kurze ISIs aus, während eine verminderte motorische Planungsfähigkeit (wie bei Teilnehmern mit leichter kognitiver Beeinträchtigung / MCI oder Demenz) durch längere Bewegungsdauern und/oder ISIs gekennzeichnet ist.
Insgesamt zeigte sich in der Studie, dass MCI-Teilnehmer deutlich mehr Zeit als kognitiv gesunde Teilnehmer zum Zeichnen benötigten. Dabei hatten MCI-Männer signifikant längere ISI als Nicht-MCI-Männer. Dieser Unterschied wurde bei Frauen nicht gefunden. Auf der Grundlage der ISI konnte ein einfacher Klassifikator entwickelt werden, der 63 % der Männer korrekt klassifizierte. Durch Hinzunahme des tapping-Verhaltens (siehe Kutz et al 2022) kann die Klassifikation auf 80% verbessert werden. Für die Konstruktion eines idealen Klassifikators ist die altersbedingte Degeneration der kortikalen und subkortikalen motorischen Areale berücksichtigt werden. Daher ist eine individualisierte Analyse der Bewegungsleistung bei hochaltrigen Probanden notwendig. Zum Paper geht's hier.