Erfahrungsbericht Konferenzteilnahme „Reflections on and from the Indian Diaspora“ 2022, Mumbai
Antragstellerin: Corinna Wolters
Fachbereich, Studienrichtung: FB 09, Master British, American and Postcolonial Studies/Kulturpoetik
Ich wurde von Prof. Dr. Nilufer Bharucha, Co-Direktorin des MMIAS, eingeladen, an der Konferenz „Reflections on and from the Indian Diaspora“ teilzunehmen. Die Konferenz, die ganz im Zeichen des 75. Unabhängigkeitstags Indiens stand, fand vom 24. bis zum 26. August 2022 an der Universität Mumbai statt. Ich besuchte die Konferenz gemeinsam mit meiner Kommilitonin Richa Mittal, die ebenfalls eine Einladung von Professor Bharucha erhalten hatte. Wir beide wurde in eine Rapid Fire Runde am Ende des dritten Tages eingeteilt.
Zunächst musste ich allerdings noch ein Thema finden und ein Abstract vor Antritt meiner Reise senden. Da mein Forschungsinteresse unter anderem im Bereich der Queer Studies liegt, konzentrierte ich mich auf diesen Aspekt in meiner Recherche. Schnell führte mich diese zu den Texten der in New York lebenden Schriftstellerin Nibedita Sen, die sich vor allem auf Kurzgeschichten im Horror-Genre spezialiert. Am 31. Juli konnte ich dann mein Abstract zum Thema „‘Hungry Diaspora‘: The Culinary Horror in Nibedita Sen’s Never Yawn Under a Banyan Tree und Ten Excerpts from an Annotated Bibliography on the Cannibal Women of Ratnabar Island einsenden.
Am 21. August flogen wir somit gemeinsam via Air India von Frankfurt nach New Delhi und blieben dort nur für wenige Stunden, bis wir unseren Anschlussflug nach Mumbai nahmen. Für die hohen Kosten dieser Flugreise (etwas mehr als 700 Euro insgesamt) konnte ich durch die großzügige Hilfe des Santander Mobilitätsfond aufkommen. Bevor wir uns nach unserer Ankunft in Mumbai zu der Universitätsgelände der University of Mumbai begeben konnten, blieben wir für eine Nacht in einem Hotel in der Nähe des Flughafens und konnten zudem historisch bedeutsame Bauwerke Mumbais für einen Tag kennenlernen – besonders gut gefiel mir hierbei die State Central Library der Asiatic Society of Mumbai. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich die derzeitige Präsidentin dieser Society, Professor Vispi Balaporia, während der Konferenz treffen würde!
Doch der Reihe nach: Zunächst durften wir unser Zimmer in einem der Hostels auf dem Universitäts-Campus beziehen. Diese Unterbringung wurde uns kostenfrei zur Verfügung gestellt, ein Umstand, für den ich sehr dankbar bin. Das gemeinsame Abendessen, das vor der Konferenz stattfand, war auch ungemein bereichernd, da ich dort die Bekanntschaft mehrerer anderer Teilnehmer*innen und Organisator*innen machen durfte. Während der nächsten drei Tage der Konferenz wurde immer wieder gemeinsam gegessen, sei es Frühstück, etwas zwischendurch, oder Abendessen. Hierbei ließen sich bereits interessante Kontakte knüpfen – ich durfte mich beispielsweise mit Dr. Madhushri Kallimani über ihr Forschungsinteresse, postkoloniale Literatur und Kinderliteratur, austauschen. Während einer Kaffeepause hatte ich außerdem die Ehre, Bekanntschaft mit Achim Fabig machen, seines Zeichens Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Mumbai. Auch mit Professor Vispi Balaporia, Präsidentin der Asiatic Society, konnte ich einige Worte wechseln! Allein hierfür hat es sich gelohnt, an der Konferenz in Person teilzunehmen – die Möglichkeit, mich mit Personen auszutauschen, die auch im akademischen Bereich tätig sind, bedeutet mir sehr viel. In allen von mir besuchten Seminaren zur Berufsvorbereitung wurde Networking stets als wichtiges Element genannt. Aktiv die Chance hierfür wahrnehmen zu können war eine Chance sondergleichen.
Zu Anfang der Konferenz erhielt ich eine wunderschön gestaltete Mappe mit dem Programm, einem Notizheft, und ein Namensschild. Die Konferenz selbst wurde von den Veranstalter*innen sowie den Ehrengästen eingeleitet – danach begannen die individuellen Sitzungen. Besonders faszinierend fand ich die Beiträge, die sich spezifisch mit den fiktiven Texten der indischen Diaspora auseinandersetzten. Hinzu kam, dass Dr. Holly Morgan einen Tag vor meinem Beitrag einen ähnlichen Vortrag zum Thema „Indian Food in Contemporary Fiction: Delicacies of Diaspora“ hielt – ein Umstand, für den ich sehr dankbar war, schließlich wurde so bereits das Thema Essen als Metapher eingeführt.
Allerdings bedeutete dies auch, dass ich meine eigene Präsentation entsprechend anpassen musste. Dies tat ich am Abend vor dem dritten und letzten Tag. Ich konnte den Anfang meiner Präsentation komplett streichen, was mir zu Gute kam – schließlich wurde ich in eine Rapid Fire Sitzung eingeteilt und hatte lediglich zehn Minuten Zeit. Am Morgen des dritten Tages war ich ungeheuer aufgeregt. Die Rapid Fire Sitzung war die letzte des Tages, und ich ging meine Präsentation gedanklich wieder und wieder durch. Dann war endlich der Zeitpunkt gekommen. Meine PowerPoint-Präsentation wurde aufgerufen und ich hielt meinen Vortrag. Nach meinem Vortrag selbst erhielt ich keine Fragen bezüglich der Thematik, jedoch wurde mir und den zwei weiteren Teilnehmer*innen der Rapid Fire Sitzung großes Lob zuteil (alle drei waren wir Akademiker*innen, die am Beginn unserer Karriere standen).
Zusammenfassend kann ich definitiv allen Studierenden mit ähnlichen Ambitionen empfehlen, an Konferenzen teilzunehmen. Allein die Möglichkeit, ein eigenes Thema zu finden und auszuformulieren und anschließend zu präsentieren, ist bereits eine unvergleichliche Erfahrung. Zusätzlich kann man neue Kontakte knüpfen (und mit der Zeit sicherlich bereits bestehende Kontakte pflegen), die einem den Einstieg in die akademische Laufbahn erleichtern. Zum Schluss möchte ich mich bei Prof. Dr. Nilufer Bharucha und Prof. Sridhar Rajeswaran für die Einladung und Gastfreundlichkeit bedanken, Prof. Klaus Stierstorfer für seine Unterstützung und letztendlich natürlich dem Santander Mobilitätsfond.