Teilnahme an der Jahrestagung der Society for Classical Studies, Chicago, USA und Forschungsaufenthalt am Department of History and Classical Studies, McGill University, Montreal, Kanada

Antragstellender: Lukas Duisen
Fachbereich, Studienrichtung: FB 08 Geschichte/Philosophie, European Master in Classical Cultures

Dass das Reisen für Historiker eigentlich unabdinglich ist, wusste bereits der griechische Geschichtsschreiber Herodot. Dass das Reisen überdies recht kostspielig werden kann und dies gerade für Studierende –, weiß wiederum zumindest jeder, der schon einmal einen Interkontinentalflug hinter sich bringen musste . Gerade deshalb bin ich dem Team des Santander Mobilitätsfonds der Universität Münster überaus dankbar, dass es mir durch die Gewährung eines finanziellen Zuschusses die Möglichkeit gegeben hat, im Januar 2024 eine Forschungsreise in die Vereinigten Staaten sowie nach Kanada zu unternehmen, um mich bei gleich zwei Gelegenheiten meinen althistorischen Studieninteressen zu widmen – zum einen auf der Jahrestagung der Society for Classical Studies (SCS) in Chicago und zum anderen bei einem kurzen Research Visit am Department of History and Classical Studies der McGill University in Montreal.

Bei der SCS-Jahrestagung handelt es sich um die größte jährliche Konferenz von Altertumswissenschaftlern in den USA, gekoppelt mit der Jahrestagung des Archaeological Institute of America (AIA) für einen Studenten des European Master in Classical Cultures wie mich, der sich in seinem Studium gleichermaßen mit Alter Geschichte, Klassischer Philologie und Klassischer Archäologie beschäftigt, eine herausragende Gelegenheit, um persönliche Kontakte mit Wissenschaftlern außerhalb Deutschlands bzw. Europas zu knüpfen und sich bei diversen Panels und Vorträgen über aktuelle Fragestellungen der (angloamerikanischen) Forschung zu den verschiedensten Bereichen der antiken Welt zu informieren, mitzudiskutieren und spannende neue Perspektiven auf altbekannte Themen zu erhalten. Angesichts der ungeheuren Vielfalt an angebotenen Veranstaltungen die sich vom 04. bis zum 07. Januar erstreckten, konnte ich sowohl zielgerichtet solche auswählen, die meinen derzeitigen Forschungsinteressen unmittelbar entsprechen – so gab es ein Panel zu aktuellen Homer-Forschungen, welches ich für meine geplante Masterarbeit (s.u.) fruchtbar machen konnte –, als auch solche, die Themengebiete abdeckten, auf die ich in einem deutschen Universitäts Curriculum wohl gar nicht gestoßen wäre , und die allein schon deshalb einen Besuch wert waren – beispielsweise gab es gleich zwei Panels zu komparativen Forschungen zwischen dem alten China und dem antiken Mittelmeerraum. Mithin war meine Teilnahme an der SCS-Tagung sowohl in Bezug auf die persönliche Horizonterweiterung als Lernender als auch die konkrete Vorbereitung eigener Vorhaben als Forschender eine einmalige Gelegenheit und zugleich ein in vielfacher Hinsicht lohnendes Unterfangen.

Daran anschließend habe ich meinen Aufenthalt jenseits des Atlantiks dazu genutzt, auf Einladung von Dr. Marian Helm den bereits angesprochenenen Research Visit an der McGill University in Montreal, einer der renommiertesten Universitäten Kanadas, anzutreten, im Zuge dessen ich unter anderem die Gelegenheit hatte, mit Prof. Dr. Lynn Kozak, einer anerkannten Homer-Expertin, über meine geplante Masterarbeit zu umweltgeschichtlich-ökokritischen Zugängen zu Homers Odyssee zu sprechen. In Verbindung mit diesem überaus ertragreichen Austausch durfte ich zudem am 11. Januar im Rahmen eines studentischen Workshops zu „Mediterranean Connectivities“ erste Thesen sowie voraussichtliche Leitgedanken meiner Masterarbeit in einem eigenen Vortrag präsentieren und im Anschluss daran mit einem sehr aufgeweckten Publikum diskutieren; dies hat hat mir mir einerseits gezeigt, wie groß das Interesse – gerade auch auf Studierendenseite – an ökokritischen Fragestellungen zur Alten Geschichte ist (was mich in meiner Forschungsagenda natürlich noch einmal bestärkt hat), und mir andererseits neue Impulse für meine weitere Arbeit zu diesem Thema gegeben. Nicht zuletzt war hier auch der Kontakt mit der angloamerikanischen Universitäts- und Diskussionskultur eine durchaus bereichernde Erfahrung.

Insgesamt hat mir meine knapp zweiwöchige Forschungsreise nach Chicago und Montreal sowohl vielfältige und spannende Einblicke in neue Themengebiete und Fragestellungen zur griechisch-römischen Antike geliefert als auch die Möglichkeit gegeben, bestehende Forschungsinteressen konsequent auszubauen, indem ich sie mit den US-amerikanischen und kanadischen Kollegen aus teils ganz neuen Blickwinkeln diskutieren durfte. Gerade auch die hierbei entstandenen persönlichen Kontakte zu Wissenschaftlern außerhalb Europas halte ich dabei für überaus gewinnbringend – gerade auch mit Blick auf den Aufbau eines eigenen akademischen Netzwerks –, und ich möchte an dieser Stelle betonen, dass nicht zuletzt aus diesem Grund rein digitale Formate keinen gleichwertigen Ersatz für wissenschaftliches Reisen darstellen können. Umso mehr würde ich daher eine Bewerbung beim Santander-Mobilitätsfonds gerade auch für Masterstudierende als eine lohnende Investition in die eigene akademische Bildung bezeichnen.