Forschungsaufenthalt am MRC Laboratory of Medical Sciences London, UK

Antragstellender: Fabian Schlag
Fachbereich, Studienrichtung: FB 13, Biologie

Im Rahmen meiner Promotion hatte ich die einmalige Gelegenheit einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt am renommierten MRC Laboratory of Medical Sciences (MRC LMS) in London zu absolvieren. Das MRC LMS in London gehört zum Medical Research Council des Vereinigten Königreichs und ist daher mit mehreren Universitäten in und um London eng verknüpft. Dazu zählt besonders das Imperial College und die Universität Cambridge. Der Aufenthalt fand von Mitte Juni bis Mitte September 2024 statt und war Teil einer neu etablierten Kooperation zwischen dem Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster und der Arbeitsgruppe von Prof. Petra Hajkova am MRC LMS. Die Arbeitsgruppe von Prof. Hajkova besitzt viel Erfahrung in der Generierung von künstlichen Keimzellen und dem Bereich der Epigenetik.

In meiner Promotion arbeite ich an Modellen der männlichen Keimbahnentwicklung und Infertilität. Hierbei benutzte ich vor allem humane pluripotente Stammzellen als Grundlage für mein Projekt. Durch gerichtete Differenzierung und Steuerung von Entwicklungsprozessen soll dabei die frühe männliche Keimbahnentwicklung im Labor nachempfunden werden. Um das zu erreichen, sind zwei Zelltypen besonders wichtig. Im ersten Schritt benötigt man dazu künstliche Sertolizellen (SC), einige der wichtigsten Zellen des Hodens, welche für die Aufrechterhaltung der Keimbahn verantwortlich sind. Das zugehörige Protokoll habe ich dazu bereits in meiner bisherigen Doktorarbeit etabliert und validiert. Folglich sollten in einem zweiten Schritt während des Forschungsaufenthaltes am MRC LMS die SC mit künstlichen Keimzellen, dem zweiten wichtigen Zelltyp, komplementiert werden. Zusammen ergibt sich hieraus dann ein aus Stammzellen abgeleiteter „Mini-Hoden“, welcher neue Einblicke in die frühe Keimbahnentwicklung liefern kann.

Am ersten Tag in London beeindruckte mich direkt die Internationalität des Instituts, in dem viele verschiedene Arbeitsgruppen aus allen Bereichen der Biomedizin angesiedelt sind. Insgesamt finden sich dort fast 50 Promotionsstudierende zusammen. Hierdurch entstand sofort das Gefühl einer engen Gemeinschaft, in der ich mich sehr willkommen gefühlt habe. Daneben ist die technische Ausstattung am Institut hochmodern und verfügt über mehrere Core Facilitys. Das ermöglicht den Zugang zu Methoden, welche nicht unbedingt in jeder Arbeitsgruppe etabliert sind, wodurch sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Ziel meines Aufenthaltes war es, mein entwickeltes Modell zu komplementieren, indem künstliche Keimzellen in das Modell hinzugefügt werden. Dazu musste ich zunächst die Techniken zur Generierung von künstlichen Keimzellen erlernen und wie man diese auf verschiedenen Ebenen validieren kann. Hierbei konnte ich besonders auf die großartige Einarbeitung von mehreren Postdocs bauen, die mich bei jedem Schritt fachlich begleitet haben. In einem zweiten Schritt wurden die Keimzellen dann mit künstlichen Sertolizellen in meinem Modell zusammengebracht und getestet. Hierbei ergaben sich zunächst aber einige technische Startschwierigkeiten. Oft verwenden andere Labore andere Hersteller von Plastikprodukten oder Wachstumsfaktoren. Gerade bei der Arbeit mit Stammzellen ist dies oft ein entscheidender Faktor. Zum Glück konnten wir aber relativ zügig die Ursache identifizieren, warum mein Protokoll, welches ich bereits in Münster etabliert hatte, nicht funktioniert hat. Trotz einiger technischer Startschwierigkeiten war der Forschungsaufenthalt ein voller Erfolg und ich konnte meine vorher festgesetzten Ziele erreichen. Die hier generierten Ergebnisse sind ein essenzieller Teil meiner Promotion, welche wir zusätzlich in naher Zukunft in einer gemeinsamen Publikation veröffentlichen wollen.

Der dreimonatige Forschungsaufenthalt am MRC LMS war für mich eine der wertvollsten Erfahrungen meiner frühen akademischen Laufbahn. Ich konnte nicht nur meine wissenschaftlichen Fähigkeiten weiter vertiefen und ausbauen, sondern auch mein internationales Netzwerk erweitern. Die hochmoderne Ausstattung und das innovative sowie inspirierende Forschungsumfeld haben mich sowohl fachlich als auch persönlich geprägt und neue Möglichkeiten für meine Promotionsprojekt eröffnet. Ich möchte mich daher herzlichst beim Santander Mobilitätsfond für die Förderung und Unterstützung bedanken. Ohne eine Förderung wäre mein Aufenthalt nicht realisierbar gewesen. Ich kann daher jedem raten, sich auf eine Förderung zu bewerben und den Schritt ins Ausland zu wagen.