Forschungsaufenthalt am Indian Institute of Science Education and Research (IISER), Kolkata, Indien
Antragstellende: Caroline Overkamp
Fachbereich: FB 13
Im Rahmen meines Masterstudiums habe ich von Ende März bis Anfang Juni 2024 das Dog Lab, die Arbeitsgruppe von Dr. Anindita Bhadra, am Indian Institute of Science Education and Research (IISER) Kolkata in Indien besucht. Das Dog Lab erforscht das Verhalten von Straßenhunden in Indien und ich hatte während meines Aufenthaltes die Gelegenheit, zu dieser Forschung beizutragen.
Obwohl 70-80% der gesamten Hundepopulation als Straßenhunde, oder passender der englische Begriff „free-ranging dogs“ (freilaufende Hunde), leben, bezieht sich ein Großteil der Forschung und Literatur ausschließlich auf als Haustier lebende Hunde und auf Hunde in Tierheimen. Freilaufende Hunde leben in komplexen sozialen Gruppen und sind nicht angewiesen auf den Menschen, auch nicht, wenn es um Futter geht.
Da es bei uns in Deutschland keine freilaufenden Hunde gibt, war dieser Forschungsaufenthalt eine einmalige Chance für mich, das Verhalten dieser spannenden Tiere zu erforschen.
Zu Beginn meines Aufenthaltes habe ich ad libitum Verhaltensbeobachtungen gemacht, das heißt ich habe die Hunde mehrere Tage beobachtet und ihr Verhalten notiert. Daraus ist ein Ethogramm entstanden, eine Liste aller möglicher Verhaltensweisen. Im Anschluss habe ich mit Hilfe der Kolleg*innen aus der Arbeitsgruppe ein Studiendesign für meine eigenen Versuche entwickelt und wir haben eine Pilotstudie durchgeführt. Dabei sind mehrere Schwachstellen im Versuchsdesign aufgefallen, die dann noch verbessert werden konnten. Ein Großteil der Zeit habe ich mit der Feldarbeit verbracht, hier galt es, früh aufzustehen, um zurück im klimatisierten Labor zu sein, bevor die Mittagshitze beginnt. Für mich war es das erste Mal, dass ich Feldarbeit durchgeführt habe, also nicht
mit Tieren im Labor oder einem anderen kontrollierten Raum gearbeitet habe, sondern die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet und dort Experimente durchgeführt habe. Währenddessen begegneten mir direkt alle möglichen Schwierigkeiten, die Feldarbeit mit sich bringt: extreme Wetterbedingungen wie Temperaturen über 40 °C und ein Zyklon, aber auch die Tatsache, dass es Tage gibt, an denen man die Tiere einfach nicht findet.
Mit Hilfe der Experimente und den daraus gewonnenen Daten haben wir uns das Lernverhalten und die Art, wie die Hunde Entscheidungen treffen angeschaut. So konnten wir wichtige Erkenntnisse darüber gewinnen, wie lange die freilaufenden Hunde brauchen, um zu lernen. Darüber hinaus konnten wir erkennen, dass ihre Entscheidungen stark von unmittelbar vorherigen Ereignissen, sowie der Art der Belohnung welche sie bekommen, abhängig sind. Diese Erkenntnisse können besonders hilfreich sein für weitere Studien, die im Bereich der Kognition geplant werden.
Während meiner Zeit im Dog Lab habe ich ebenfalls spannende Einblicke in weitere Forschungsprojekte die dort laufen, bekommen und durfte auch ein paar Mal bei anderen Experimenten mithelfen.
Neben meinen Experimenten hatte ich die Möglichkeit viele neue Leute kennenzulernen und einige Freundschaften zu schließen. Die Arbeitsgruppe hat mich mit offenen Armen empfangen, an meinem ersten Tag auf dem Campus wurde ich direkt mitgenommen, um Holi (ein Fest, bei dem die Menschen sich gegenseitig mit Farbpulver bewerfen) zu feiern. Auch wenn ich mit der Feldarbeit gut beschäftigt war, hat die Zeit für einen kühlen Mangosaft oder ein Eis zusammen mit meinen Freund*innen eigentlich nie gefehlt. Für meinem Abschied hat die Professorin mich und die Arbeitsgruppe zu sich nach Hause zum gemeinsamen Abendessen eingeladen, ich habe diesen letzten gemeinsamen Abend sehr genossen.
Insgesamt hatten ich eine sehr gute Zeit am IISER Kolkata, ich habe vieles gelernt, dass mir auch während meines weiteren Studiums weiterhelfen wird und ich habe neue Freunde gewonnen, mit denen ich hoffentlich noch viele Jahre in Kontakt bleiben werde.