Teilnahme am DGPPN-Kongress in Berlin, Deutschland
Antragstellende: Anna Kraus
Fachbereich, Studienrichtung: FB 05, Promotion Psychologie
Durch die Förderung des Santander Mobilitätsfonds konnte ich am diesjährigen DGPPN-Kongress in Berlin vom 27.11. bis 30.11.2024 teilnehmen und Ergebnisse meiner aktuellen Forschung in einem Posterbeitrag präsentieren. Der DGPPN-Kongress ist eine der bedeutendsten nationalen Plattformen für den interdisziplinären Austausch im Bereich der Psychiatrie, Psychotherapie und Neurowissenschaften und bietet zahlreiche Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Vernetzung.
Mein Posterbeitrag beschäftigte sich mit longitudinalen Verläufen der grauen Substanz (GMV) bei Patient*innen mit Major Depression und untersuchte insbesondere die Rolle der Symptomschwere im Zusammenhang mit GMV-Veränderungen in Schlüsselregionen wie der dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC), der Insula und dem Hippocampus. Basierend auf Daten der Münster Neuroimaging Cohort, die über bis zu sieben Follow-up-Messzeitpunkte pro Person verfügt, konnten wir zeigen, dass eine höhere Schwere der depressiven Symptomatik mit einem stärkeren GMV-Rückgang im DLPFC und Hippocampus assoziiert war. Interessanterweise konnten wir jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Dauer des depressiven Zustands und GMV-Veränderungen feststellen, was darauf hindeutet, dass es sich bei diesen Veränderungen eher um akute state-Marker handelt, die potenziell reversibel sind, als um dauerhafte Folgen oder Vulnerabilitätsmarker.
Die Präsentation meiner Forschung auf dem DGPPN-Kongress war für mich eine wertvolle Erfahrung. Ich konnte nicht nur meine Ergebnisse mit Kolleginnen aus der Psychiatrie und den Neurowissenschaften diskutieren, sondern auch wichtige Impulse für zukünftige Analysen sammeln. Besonders der Austausch mit Expertinnen im Bereich der Neuroimaging-Methodik und der Psychopathologie half mir, meine Forschung kritisch zu reflektieren und neue Fragestellungen zu entwickeln. Dabei habe ich gelernt, die Perspektiven und Hintergründe meiner Gesprächspartnerinnen stärker einzubeziehen, indem ich gezielt ihren Wissenstand abgefragt habe, bevor ich inhaltlich tiefer in die Details meiner Forschung eingestiegen bin. Gerade bei fachfremden Zuhörerinnen war es eine spannende Herausforderung, mich auf einfache und grundlegende Erklärungen zu beschränken, ohne die wissenschaftliche Präzision zu verlieren. Besonders hilfreich war es auch, durch das Beantworten von Fragen und Rückmeldungen immer wieder neu zu überlegen, wie ich meine Forschung auf unterschiedliche Weise verständlich machen kann – sei es eben für Spezialistinnen, die eine fundierte Diskussion suchten, oder für Kolleginnen aus angrenzenden Disziplinen, die sich zunächst einen Überblick verschaffen wollten. Das Feedback, das ich auf meine Präsentation erhielt, hat mir neue Denkansätze eröffnet, etwa zu methodischen Verbesserungen oder der Einordnung meiner Ergebnisse in größere klinische und wissenschaftliche Kontexte.
Der DGPPN-Kongress bot darüber hinaus ein inspirierendes Rahmenprogramm, das mir Einblicke in aktuelle Entwicklungen der psychiatrischen Forschung und Praxis ermöglichte. Besonders beeindruckend fand ich die interdisziplinären Symposien, die neue Schnittstellen zwischen klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Ansätzen aufzeigten. Die Vielfalt der Beiträge reichte von innovativen therapeutischen Ansätzen in der personalisierten Medizin bis hin zu hochaktuellen Diskussionen über die Integration von KI-gestützten Verfahren in die klinische Diagnostik.
Neben den fachlichen Inhalten war der Kongress auch eine wichtige Gelegenheit, mein berufliches Netzwerk zu erweitern. Ich konnte Kontakte zu Wissenschaftler*innen knüpfen, die ähnliche Schwerpunkte verfolgen, und habe bereits erste Ideen für mögliche zukünftige Kooperationen entwickelt. Solche persönlichen Begegnungen sind meiner Meinung nach unersetzlich, da sie nicht nur den fachlichen Austausch, sondern auch die persönliche Inspiration fördern.
Ich bin dankbar für die Unterstützung des Santander Mobilitätsfonds, die mir diese wichtige Erfahrung ermöglicht hat. Der Besuch des DGPPN-Kongresses hat meinen Horizont erweitert, mir wertvolle Rückmeldungen zu meiner Forschung gegeben und mich in meiner wissenschaftlichen Arbeit bestärkt.