Traditionen im Wandel von der Antike bis heute
Öffentliche Ringvorlesung „Tradition(en)“ eröffnet Themenjahr des Exzellenzclusters –Themen von altägyptischen Göttern über Tradition und Innovation in der arabischen Literatur bis zur Weitergabe religiöser Traditionen in Familien heute – Vorträge aus Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaft und Soziologie, Ägyptologie, Arabistik und Romanistik – Teilnahme vor Ort oder per Zoom
Pressemitteilung vom 27. Oktober 2021
Zum Auftakt des neuen Themenjahres „Tradition(en)“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ beleuchtet eine gleichnamige Ringvorlesung die Entstehung, Überlieferung und den Wandel von Traditionen in Religionen, Recht und Literatur. „In sieben Vorträgen entsteht ein Panorama von der Antike bis in die Gegenwart, das am Beispiel verschiedener Traditionen die Bedeutung von Überlieferungsprozessen zeigt und das Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure bei Tradierungsprozessen untersucht“, erläutern die Judaistin Prof. Dr. Regina Grundmann und der katholische Theologe Prof. Dr. Michael Seewald. Die Reihe beginnt am Dienstag, 2. November, mit einem Vortrag des Rechtshistorikers Prof. Dr. Nils Jansen, der auch der Sprecher des Exzellenzclusters ist. Nils Jansen spricht zum Thema „Das Recht und seine Vernunft. Aus der Geschichte universeller Gerechtigkeit“. Interessierte können vor Ort mit 3G-Nachweis oder nach Anmeldung per Zoom teilnehmen.
Die thematische Bandbreite der Vorträge reicht vom altägyptischen Gott Amun bis zur Weitergabe religiöser Traditionen in Familien heute. „Traditionen werden in Debatten um Gleichberechtigung, Identität oder Religion oft als statisch dargestellt, sind bei genauer wissenschaftlicher Betrachtung aber ständigem Wandel ausgesetzt. Sie wurden und werden, je nach den Interessen ihrer Trägergruppe, verändert, neu interpretiert, umgeformt, verschwiegen, verschleiert oder gar erfunden“, erläutern Regina Grundmann und Michael Seewald. Die Vortragsabende der Ringvorlesung beleuchten dieses Phänomen aus vielfältigen Perspektiven, etwa mit Blick auf das Verhältnis von Tradition und Innovation in der arabischen Literaturwissenschaft, von Tradition und Avantgarde in der französischen Literatur, von Tradition und Legitimation am Beispiel liturgischer Fragen oder von Tradition und Erkenntnis in der Philosophie.
Zu Wort kommen Mitglieder des Exzellenzclusters und der Universität Münster aus der Katholischen Theologie, der Philosophie, der Ägyptologie, der Arabistik, den Rechtswissenschaften, der Romanischen Philologie und der Soziologie. „Bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Tradition(en) lassen sich mindestens drei Aspekte unterscheiden: erstens der Vorgang der Weitergabe oder der Akt der Überlieferung (‚Tradition‘), zweitens die Sachgehalte oder die Praktiken des Überlieferten (‚Traditionen‘) und drittens die Akteure oder die Trägergruppen der Überlieferung (‚Tradenten‘ und Rezipienten sowie ihr Verhältnis untereinander)“, so Regina Grundmann und Michael Seewald. Die Ringvorlesung „Tradition(en)“ befasst sich mit Fallbeispielen aus verschiedenen Epochen, die die genannten drei Aspekte in unterschiedlicher Weise beleuchten.
Zweites Themenjahr „Tradition(en)“
Das zweite Themenjahr des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ trägt den Titel „Tradition(en)“. Im Jahresprogramm 2021/22, das viele Veranstaltungen und Medienformate umfasst, erörtern Cluster-Mitglieder mit Gästen aus Wissenschaft und Kunst die Entstehung und den Wandel von Traditionen sowie den Prozess der Überlieferung, seiner Konzeptualisierung in verschiedenen Disziplinen und seiner Bedeutung zum Verständnis von Religionen. Gefragt wird auch, inwiefern Kritik, Umschrift und Neuaneignung von Traditionen die Innovation im religiösen Feld befördern.
Das Jahresprogramm geht weiter mit der Gesprächsreihe „Tradition(en): interdisziplinär und transepochal“, in der im Sommersemester 2022 Forschende der Philosophie, Soziologie, Evangelischen Theologie sowie der Rechts- und Geschichtswissenschaften miteinander ins Gespräch treten. Die Ergebnisse eines internationalen Forschungsvorhabens zur Weitergabe religiöser Traditionen in Familien Europas und Kanadas, gefördert von der John Templeton Foundation, werden im Kontext des Themenjahres öffentlich vorgestellt. Erwartet werden Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk und die Arabistin Prof. Dr. Sarah Stroumsa von der Hebrew University in Jerusalem als Hans-Blumenberg-Gastprofessorin. (sca/vvm)