Einheit im Konflikt
Historiker Lennart Pieper untersucht in Dissertation, wie frühneuzeitliche Dynastien entstehen
So hoch die Bedeutung von Dynastien für die vormoderne Geschichte, so schwach ausgeprägt war in der Regel ihre soziale Einheit. Der Historiker Lennart Pieper analysiert in seiner Dissertation „Einheit im Konflikt“ anhand der zahlreichen Konflikte in den Grafenhäusern Lippe und Waldeck, wie sich Dynastiebildung vom 15. bis zum 17. Jahrhundert vollzog. Die zunehmende Bedeutung dynastischen Denkens im Hochadel schlug sich demnach seit dem ausgehenden Mittelalter in Hauschroniken und Genealogien ebenso nieder wie in komplexen Erbfolgeregelungen und einem gesteuerten Heiratsverhalten.
Am Beispiel der Grafenhäuser Lippe und Waldeck analysiert Pieper unterschiedliche Praktiken und Diskurse der Dynastiebildung, in deren Zuge adlige Verwandtschaftsverbände eine institutionelle Form annahmen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf den Konflikten, die von den einzelnen Akteuren um die Ausgestaltung der sozialen Ordnung, um Beteiligung an Herrschaft und Besitz sowie um die Implementation von Normen geführt wurden. Der Prozess der Dynastiebildung, so macht die Studie deutlich, führte keineswegs unmittelbar zu verstärkter Integration, sondern war von Verwerfungen und Brüchen geprägt. Daher mussten neue Wege gefunden werden, um die Einheit der Dynastie symbolisch zum Ausdruck zu bringen. (Vandenhoeck & Ruprecht/sca)