Politik und Frauenfrage in der Orthodoxie
Experten für die Kirchen Osteuropas im Juni zu Gast am Exzellenzcluster
Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ empfängt im Juni zwei ausgewiesene Experten für die orthodoxen Kirchen als Gastwissenschaftler. Der orthodoxe Theologe Prof. Dr. Cyril Hovorun von der Loyola Marymount University in Los Angeles spricht in Münster über das Verhältnis von Orthodoxie und Politik, die Historikerin und Religionswissenschaftlerin Dr. Irina Paert, die am Centre for EU-Russia Studies (CEURUS) der Universität Tartu in Estland lehrt, befasst sich mit Geschlechterrollen in der Orthodoxie.
Cyril Hovorun setzt in Münster seine Forschungen zu der Frage fort, wie die Russisch-Orthodoxe Kirche für politische Ziele instrumentalisiert wird. Er kommt auf Einladung des Religionssoziologen Prof. Dr. Detlef Pollack an den Exzellenzcluster und hält am 26. Juni 2018 um 18.15 Uhr einen englischsprachigen Vortrag „Modern Political Orthodoxies: Nationalism, Fundamentalism, Anti-Semitism“. Darin stellt er seine aktuelle Forschung zu verschiedenen Formen der orthodoxen Tradition vor, die nach seinen Worten zu politischen Zwecken instrumentalisiert werden. Dabei geht es um Nationalismus, Konservatismus, Monarchismus und Antisemitismus.
Irina Paert spricht bereits am 13. Juni 2018 um 18.15 Uhr auf Einladung der Historikerin Dr. Liliya Berezhnaya in Münster. In ihrem englischsprachigen Vortrag „Beyond the Balaclavas: Gender and the Russian Orthodoxy“ berichtet sie über die historischen Hintergründe der Frauenfrage in der heutigen russischen Orthodoxie und zeigt, wie Männer und Frauen heute die traditionellen orthodoxen Bilder von Geschlechterrollen in ihren Leben umsetzen. Beide Vorträge sind im Hörsaal JO 101 in der Johannisstraße 4 in Münster zu hören.
Prof. Dr. Cyril Hovorun gilt als einer der renommiertesten Wissenschaftler für Orthodoxe Theologie, Patristik und Religionsgeschichte des Christentums. Er ist geschäftsführender Direktor des Huffington Ecumenical Institute der Loyola Marymount University in Los Angeles. Er veröffentlichte Publikationen wie „Ukrainian Public Theology“ (2017), „Scaffolds of the Church: Towards Poststructural Ecclesiology“ (2017); „Meta-Ecclesiology, Chronicles on Church Awareness“ (2015) und „Will, Action and Freedom. Christological Controversies in the Seventh Century“ (2008).
Dr. Irina Paert forscht zur russischen Kirchengeschichte mit den Schwerpunkten Säkularisierung, Spiritualität der Alt-Gläubigen, religiöser Dissens und Gender-Fragen. Sie gehört zu den wenigen Forscherinnen, die die Frauenfrage in der heutigen russischen Orthodoxie historisch bearbeiten. Ihre Publikationen befassen sich mit Religion, Nationalismus und Gender im östlichen Europa, darunter das Buch „Old Believers, Religious Dissent and Gender in Russia, 1760–1859“ (2003). (asc/sca/vvm)