Das Religiöse in Goethes Lyrik
Kleist-Preisträger Dirk von Petersdorff als Gastwissenschaftler am Exzellenzcluster
Der Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Kleist-Preisträger Prof. Dr. Dirk von Petersdorff spricht am 3. Juli am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster über das Religiöse in der Lyrik Johann Wolfgang von Goethes. Goethe habe in seinen Gedichten unterschiedliche Positionen zur Religion vertreten, so Prof. von Petersdorff, der auf Einladung der Germanistin Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf als Gastwissenschaftler nach Münster kommt. Das reiche „von einer vehementen materialistischen Religionskritik bis zur Rechtfertigung eines ‚Göttlichen‘ als existenznotwendig“. Dirk von Petersdorff hält den öffentlichen Vortrag „,Kollektivwesen‘ Goethe. Widersprüche und Spannungsverhältnisse im lyrischen Werk“ am Dienstag, 3. Juli 2018, um 19.15 Uhr in Raum VSH 116 im Vom-Stein-Haus, Schlossplatz 34 in Münster.
„Goethe hat sich in einer Selbstcharakterisierung als ‚Kollektivwesen‘ bezeichnet“, erläutert Prof. von Petersdorff. „Er meinte damit, dass in seinem Werk verschiedene Stimmen organisiert seien, ohne dass sich daraus eine weltanschauliche Einheit ergebe. Der Vortrag nimmt diese Selbstbeschreibung eines Autors ohne Wahrheitskern ernst und betrachtet das lyrische Werk Goethes.“ Zunächst geht es um die Komposition der von Goethe selbst verantworteten Sammelausgaben seiner Gedichte, sodann um einzelne lyrische Texte, wie der Literaturwissenschaftler ankündigt.
Prof. von Petersdorff lehrt Literaturwissenschaft an der Universität Jena und ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz. Schwerpunkte seiner Forschung sind Literatur und gesellschaftliche Modernisierung vom 18. bis 20. Jahrhundert sowie Literatur und Religion. Der Literaturwissenschaftler ist Mitglied des Graduiertenkollegs „Modell Romantik. Variation – Reichweite – Aktualität“. Zu seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen gehören die Publikationen „Mysterienrede. Zum Selbstverständnis romantischer Intellektueller“ (1996) und „Fliehkräfte der Moderne. Zur Ich-Konstitution in der Lyrik des frühen 20. Jahrhunderts“ (2005); zurzeit entsteht eine Monographie zu Goethes Lyrik. Als Dichter und Schriftsteller erhielt Prof. von Petersdorff zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kleist-Preis und Poetikdozenturen an den Universitäten Kiel, Mainz und Tübingen, letztere gemeinsam mit Hans Magnus Enzensberger. (asc/vvm)