Geschlecht, Macht und religiöser Wandel
Neuer Band „Blumenberg-Vorlesungen“ der Religionssoziologin Linda Woodhead
Die britische Religionssoziologin und ehemalige Blumenberg-Gastprofessorin, Prof. Dr. Linda Woodhead, hat in der Buch-Reihe „Blumenberg-Vorlesungen“ des Exzellenzclusters einen Band zum Thema „Geschlecht, Macht und religiöser Wandel in westlichen Gesellschaften“ vorgelegt. Darin zeigt die Forscherin der Universität Lancaster, wie der Wandel der Geschlechterverhältnisse Religion in der Moderne beeinflusst hat. Der Feminismus habe die Art und Weise verändert, wie Menschen auf Religion schauen, was sie als religiös ansehen und inwieweit Alltagsreligion – „Magie“, „Aberglaube“ oder auch religiöse Praktiken von Frauen und Kindern – ernst genommen werden. Das Buch ist kürzlich im Verlag Herder erschienen.
Die Soziologin, die im Sommersemester 2017 die „Hans-Blumenberg-Gastprofessur“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster inne hatte, führt den Bedeutungsrückgang der Kirchen auch auf Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen zurück. Sie sieht „den Aufstieg der ‚Spiritualität‘“ als ein Phänomen, das hauptsächlich von Frauen befördert und getragen wird, teilweise in der Absicht, das kirchliche Christentum zu ersetzen. Darüber hinaus bietet die Publikation eine allgemeine Theorie des Verhältnisses von Religion, Macht und Geschlecht, die die Legitimation und Umgestaltung von Macht- und Geschlechterverhältnissen als einen zentralen Faktor des religiösen Wandels dar.
„Spiritual revolution“
Linda Woodhead, geboren 1964 im englischen Somerset, ist Professorin für Religionssoziologie an der Lancaster University und befasst sich in ihren Forschungen mit Säkularisierung, Religion und Gender sowie mit dem Zusammenhang zwischen Religion und Emotion. Sie ist durch ihre These von der „spiritual revolution“ hervorgetreten, worin sie einen Formenwandel des Religiösen in modernen Gesellschaften beschreibt, durch den neue individualistische und synkretistische Religionsformen an Bedeutung gewinnen und mehr und mehr an die Stelle rückläufiger kirchlicher Bindung treten.
Die „Hans-Blumenberg-Gastprofessur für Religion und Politik“ des Exzellenzclusters soll dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ stärken. Seit dem Sommersemester 2016 werden renommierte Forscherinnen und Forscher aus wechselnden Disziplinen auf die Gastprofessur berufen, etwa aus der Geschichtswissenschaft, Soziologie, Ethnologie und Rechtswissenschaft. Die Gastprofessur ist benannt nach dem einflussreichen Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996). (Verlag Herder/maz/vvm)