Religion in Pop, Hip-Hop und Metal
Musikwissenschaftler Custodis über spirituelle und antireligiöse Motive in der Musik
Über spirituelle und antireligiöse Motive in Pop, Hip-Hop und Metal hat der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Michael Custodis von der WWU in der Ringvorlesung „Musik und Religion“ des Exzellenzclusters gesprochen. „Mit den technischen Entwicklungen der Schallaufzeichnung wurden populäre Musikformen, die eine besonders enge Verbindung zwischen Musikern und ihren Fans pflegen, endgültig zu einem globalen Phänomen“, erläuterte der Musikwissenschaftler. Verstärkt durch die heutigen Mittel digitaler Medien ließen sich gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und persönliche Überzeugungen zu Fragen von Religion und Spiritualität daher in der Musik besonders gut beobachten. Der Vortrag trug den Titel „‚Between Heaven and Hell’. Spirituelle und antireligiöse Motive in Pop, Hip-Hop und Metal“.
Der Wissenschaftler nahm populäre Genres wie Pop, Jazz, Blues, Gospel, Rock, Hip-Hop, Country, Alternative, Folk und Metal in den Blick. „Die stilistische Bandbreite steht nicht im Widerspruch zur Entstehung und dem Selbstverständnis der verschiedenen Stile. Denn so, wie Musiker sich die Freiheit nehmen, Gott in allen erdenklichen Sprachen und Musikstilen zu loben, wollen auch die Fans Glauben und Musik in ihren Alltag integrieren.“ Wenn daher Menschen Glauben und Musik als unverzichtbar Bestandteile der eigenen Identität empfinden, werden Prof. Custodis zufolge solche Songs und Künstler zu Identifikationsgegenständen, die musikalisch und spirituell authentisch und professionell sind. Der Musikwissenschaftler untersuchte etwa die satanische Inszenierung der Metal-Band Slayer oder den politischen Sakro-Pop Xavier Naidoos. Er befasste sich auch mit der Musik der antiislamischen Band „Al-Nimrood“ aus Saudi-Arabien und der amerikanisch-jüdischen Cover-Band „Shlock Rock“.
Wechselbeziehung von Musik und Religion
„Entsprechend der traditionell engen Wechselbeziehung von Musik und Religion beinhalten populäre Musikgenres auch kritische und ablehnende Gegenpositionen“, so der Wissenschaftler. Als spirituelle Alternativen dienten etwa neuheidnische Kulte, asiatische Philosophien, satanische Riten oder altgermanische und keltische Mythologien, die zum Teil mit politischen Haltungen verknüpft sind. „Bezeichnenderweise verlaufen solche ideologischen Gräben aber quer zu allen musikalischen Merkmalen und sind in allen Genres anzutreffen.“
Die öffentliche Ringvorlesung „Musik und Religion“ untersucht das vielschichtige Verhältnis von Musik und Religion seit der Antike bis heute, in Europa und Nordamerika, in Indien und im Nahen Osten. Die Vorträge sind bis 18. Juli 2017 dienstags um 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22 in Münster zu hören, die Konzerte und die Vesper in der benachbarten Petrikirche. Das Spektrum der Vorträge reicht von der Musik in Judentum, Islam und Hinduismus über die christliche Kirchenmusik bis zum Klavierlied des 19. Jahrhunderts und der Popmusik der Gegenwart. Veranstalter sind der Musikwissenschaftler Dr. Dominik Höink, die Islamwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Bauer und Dr. Monika Springberg-Hinsen, der katholische Theologe und Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Clemens Leonhard und die Leiterin der Wissenschaftskommunikation am Exzellenzcluster, Viola van Melis. (maz/dak)