Die Rolle der Religion im Umbruch zur Moderne
Monografie des Religionssoziologen Detlef Pollack über „Religion und gesellschaftliche Differenzierung“
Die Rolle von Religion und Kirche in modernen Gesellschaften steht im Mittelpunkt der Monografie „Religion und gesellschaftliche Differenzierung“ des Religionssoziologen Prof. Dr. Detlef Pollack vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Diese Rolle hat sich im Westen grundlegend geändert. Im europäischen Mittelalter stellte das Christentum noch das Fundament der gesamten gesellschaftlichen Ordnung dar. In modernen Gesellschaften hingegen sind Religion und Kirche zu einem Teilbereich neben anderen geworden“, erläutert der Wissenschaftler. „Sie müssen sich gegenüber der Attraktivität säkularer Deutungs- und Handlungsalternativen behaupten.“ Die Studie „Religion und gesellschaftliche Differenzierung. Studien zum religiösen Wandel in Europa und den USA III“ ist im Verlag Mohr Siebeck in Tübingen erschienen.
Der Wissenschaftler zeichnet darin nach, wie die gesellschaftliche Rolle der Religion sich in der Geschichte veränderte. Der Umbruch zur Moderne erfolgte demnach im ausgehenden 18. Jahrhundert. „Seitdem sind Religion und Kirche in einen Prozess der funktionalen Differenzierung verflochten, den sie kaum noch nachhaltig zu beeinflussen vermögen“, führt Detlef Pollack aus. In soziologisch angelegten historischen Analysen geht er den Vorläufern einer noch stark religiös bedingten funktionalen Differenzierung im Mittelalter nach, untersucht aber auch den religiösen Umbruch im Ausgang des 18. Jahrhunderts und die religiöse Krise der 1960er Jahre.
Europa und Amerika
Das Buch behandelt Fragen von Religion und Gesellschaft im europäischen Raum; mit Blick auf die gegenwärtige Lage werden auch die USA und Lateinamerika einbezogen. „Selbst in den USA, die oft als Gegenbeispiel für die Gültigkeit der Differenzierungsthese herangezogen werden, zeigen sich deutliche Tendenzen der Säkularisierung. Religiöse Pluralisierung vermag diese Tendenzen nicht aufzuhalten, sondern verstärkt sie im Gegenteil sogar noch.“ Religion und Moderne scheinen nach den Worten des Autors in einer starken Spannung zueinander zu stehen. „Gleichwohl vermögen religiöse Gemeinschaften auch in hochdifferenzierten, pluralen Gesellschaften sozialintegrative Funktionen wahrzunehmen.“ (Mohr Siebeck/ill/vvm)