„Der Föderalismus war eine kreative Antwort“
Neuerscheinung über politische Strukturen der Einzelstaaten im antiken Griechenland
Mit Föderalismus im antiken Griechenland befasst sich ein Sammelband, den der Althistoriker Prof. Dr. Peter Funke vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ mitherausgegeben hat. „Föderalistische Strukturen zu schaffen, das war eine kreative Antwort auf die Herausforderung, die strukturell prekären zwischenstaatlichen Beziehungen im antiken Griechenland mit seinen mehr als 800 Einzelstaaten zu stabilisieren. Das war ein gangbarer Weg, größere politisch handlungsfähige Einheiten zu bilden, ohne dass die Einzelstaaten auf ihre Autonomie verzichten mussten.“, erläutert Prof. Funke, der die Publikation gemeinsam mit dem Althistoriker Prof. Dr. Hans Beck von der McGill University im kanadischen Montreal herausgegeben hat. Der Sammelband „Federalism in Greek Antiquity” (Föderalismus in der griechischen Antike) aus dem renommierten Verlag Cambridge University Press ist seit 50 Jahren die erste Studie, die sich umfassend mit diesem Thema beschäftigt.
Im antiken Griechenland finden sich einige der fortschrittlichsten und vielseitigsten Föderalismus-Experimente der Vormoderne, wie der Althistoriker ausführt. Um die gegensätzlichen Kräfte Integration und Unabhängigkeit in Übereinstimmung zu bringen, seien in den griechischen Bundesstaaten etwa die politischen Institutionen nach den Prinzipien von Repräsentativität und Proportionalität zusammengesetzt und in allen Bereichen des sozio-politischen und kultischen Lebens die Interessen der Bundesgewalt und der Gliedstaaten in eine ausgewogene Balance gebracht worden.
Die 29 Beiträge liefern detaillierte Beschreibungen aller Bundesstaaten des ägäischen Griechenlands und seiner Ränder und betten sie in einen historischen und sozialwissenschaftlichen Kontext ein. Zu dem internationalen Autorenteam gehören Wissenschaftler aus den Fächern Altphilologie, Jura sowie Geschichts-, Politik- und Kulturwissenschaft.
Prof. Funke leitet am Exzellenzcluster das Projekt B2-6 „Politisch-religiöse Interdependenzen in sakralen Räumen. Epigraphische Texte im Umfeld antiker griechischer Heiligtümer“. Die Geschichte der antiken Staatenwelt und der zwischenstaatliche Beziehungen in der Antike gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten. Mit Prof. Beck arbeitet der Althistoriker seit Jahren eng zusammen. Im Sommersemester 2011 hatte er ihn bereits für einen Gastaufenthalt an den Exzellenzcluster geholt und im Jahre 2015 hat er den kanadischen Althistoriker erfolgreich für den renommierten Anneliese-Maier-Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung nominiert. Mit dem Preisgeld kann Prof. Beck seine langjährigen Forschungskooperationen mit Wissenschaftlern der Universität Münster und des Exzellenzclusters weiter ausbauen. (University Press/ska/vvm)
Hinweis: Beck, Hans/ Funke, Peter (Hgg.): Federalism in Greek Antiquity, Cambridge: University Press, 2015, ISBN: 9780521192262, $ 160.