Über die Wahrnehmung antiker Juden und Christen
Sammelband über identitätsstiftende Religionsprozesse in römischer Zeit
Mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Juden und Christen unter römischer Herrschaft beschäftigt sich ein neuer Sammelband, der unter Beteiligung des Exzellenzclusters entstanden ist. „Religiös-gesellschaftliche Gruppen gewinnen ihre Identität wesentlich daraus, wie sie sich selbst und wie andere sie wahrnehmen“, erläutert der Mit-Herausgeber und evangelische Theologe PD Dr. J. Cornelis de Vos vom Forschungsverbund. Theologische Lehrüberzeugungen sowie kulturelle und soziale Praxen würden von der als fremd wahrgenommenen Gemeinschaft übernommen, andere hingegen explizit abgewehrt. Sie können dem Wissenschaftler zufolge dabei zu sogenannten boundary markers (Grenzpunkten) der eigenen Gruppe und so zum Ausschlusskriterium für Mitglieder anderer Gruppen werden. Diese Befunde gelten nach den Worten des Forschers auch für die Auseinandersetzung zwischen Judentum und aufkommendem Christentum im ersten und frühen zweiten Jahrhundert nach Christus.
Der Sammelband „Juden und Christen unter römischer Herrschaft“, den de Vos gemeinsam mit dem Münsteraner evangelischen Theologen PD Dr. Niclas Förster herausgibt, versammelt zehn Beiträge in- und ausländischer Wissenschaftler, die inner- und interreligiöse identitätsstiftende Prozesse anhand von frühjüdischen, neutestamentlichen und frühchristlichen Quellen untersuchen. So beschäftigt sich der Beitrag von de Vos mit dem ambivalenten Verhältnis des biblischen Evangelisten Matthäus zu seinem jüdischen Hintergrund. Erschienen ist die Publikation mit dem Untertitel „Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr“ im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht. Das Buch ist der zehnte Band der Reihe „Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum“. (Verlag Vandenhoeck & Ruprecht /ska/vvm)